Was tut sich in der bayerischen Provinz? Es gibt zurzeit vermutlich nur einen, von dem man die Antwort bekommen möchte, und das ist Marcus H. Rosenmüller. Seit er mit seinem Erstling Wer früher stirbt, ist länger tot, der bayerischen Heimatkomödie eine fantastische Verjüngungsspritze gegeben hat, ist Bayern quasi zum Synonym für lustiges deutsches Kinoabenteuer geworden. Was also hat Rosenmüller aus dem Leben junger Mädchen in der Pampa hinter Dachau zu berichten?
Um fair zu bleiben, schließlich ist Rosenmüllers Film auch ein Ausbund an Fairness: Er sieht viel, was sich sehen lassen kann. Die Mädchen sind fesch, die Burschen haben in der Regel das Herz auf dem rechten Fleck, der grantige Vater ist nur scheinbar der Buhmann, der Dialekt ist so astrein, so charmant, dass Bayerisch-Kurse jetzt womöglich bundesweit gefragt sind. Und die Musik stimmt auch, oder wie man im Film sagt, passt scho: Wie schon in Wer früher stirbt, ist länger tot, lässt Rosenmüller immer noch diesen amerikanischen Roadmovie-Rebelsound erklingen, der irgendwann einmal, vielleicht vor 20 Jahren, tatsächlich in der bayerischen Jugendszene eine Rolle gespielt hat.
Es gibt Szenen in Beste Zeit, die einen lachen machen, und Szenen, über die man gelacht hat, nur um es nachher nicht wahrhaben zu wollen. Es gibt einen veritablen Komödienhöhepunkt, einen treffsicheren Showdown auf offener Straße, wenn sich der schmächtige Rocky dem dickbäuchigen Vater seiner Kati in den Weg stellt. Und diese Wortspiele: Katis Mutter lernt Englisch, weil sie glaubt, das zu brauchen, wenn Kati in Amerika ist do you have me?
Auch in Beste Zeit sieht die Lederhosenprovinz also noch tausendmal frischer aus, als nach der althergebrachten Filterarbeit in Film und Fernsehen. Und nun zu den Gartenzwergen, deren Zufriedenheit einen nach dem Film verfolgt, obwohl sie in Wirklichkeit keine Rolle spielten. Die Handlung: Zwei Mädchen träumen, rebellieren, berauschen sich an ihrer Freundschaft, die ewig halten wird. Angeblich tun sie das, denn ihre innere Bewegung schwingen zu lassen, das wär ein bissl viel verlangt, gel!
Es gibt also haufenweise poetische Sätze, die Kati und Jo so auf der grünen Wiese einfallen, von Sternschnuppen, Fahrtwind und Freiheit. Die Harmonie: Aber dann schnell zurück zu den Eltern, um ihnen beim Einholen der Strohballen zu helfen. Und wenn der VW-Bus im Graben stecken bleibt, was Katis Eltern nicht mitkriegen sollen, dann ist die äußerste Grenze der Spannung erreicht. Die Absicht: Kati soll ein gestandenes Mädel sein, also muss sie noch dem Aufreißer unter den Jungs die Meinung sagen und dem Vater in die Arme fallen.
Und was ist mit der Mädchenfreundschaft und mit Amerika? Äh... wie soll das gehen, wenn Beste Zeit gleichzeitig quasi als Imagefilm für die Landstriche, in denen gedreht wurde, taugen soll? Und damit ist dem neuen bayerischen Heimatfilm, zumindest in der Rosenmüller-Version, mitten auf dem Feld der Sprit ausgegangen. Macht nichts, zu Fuß weitergehen könnte dabei helfen, sich genauer umzuschauen.
Fazit: Der bayerische Wortwitz wirds schon richten: Marcus H. Rosenmüller dreht einen Imagefilm über die Heimat hinter Dachau.