Bella Block: Falsche Liebe: Bella Block gerät an einen überaus charmanten Heiratsschwindler...
Es ist keineswegs die Erkenntnis, dass die Welt schlecht ist, die Bella Block stets so verdrießlich sein lässt; daran hat sie sich längst gewöhnt. Was ihre Laune so notorisch trübt, ist die permanente Bestätigung ihrer Haltung, weshalb sie selbst den schönen Dingen des Lebens grundsätzlich mit Misstrauen begegnet.
Dass die Kommissarin dem Heiratsschwindler Hansen trotzdem auf den Leim geht, ärgert sie daher um so mehr. Bis hierher ist Katrin Bühligs Charakterisierung ihrer Hauptfigur absolut schlüssig. Daher ist das moralische Ausrufezeichen der Autorin, als Bella Block den charmanten Hansen zur Strafe ohrfeigt, weil er seine alte Mutter verleugnet, auch völlig unnötig; auch wenn der Handstreich natürlich verdeutlicht, wie es hinter der kühlen Fassade der Hamburger Ermittlerin aussieht.
Allerdings macht Bella Block zu Beginn dieses Films auch eine traumatische Erfahrung: Vor ihren Augen schießt sich ein Mordverdächtiger eine Kugel ins Herz. Der Fall ist geklärt, die Akte kann geschlossen werden, bevor sie sich aus Zuschauersicht überhaupt geöffnet hat, denn der Mord an einer Geschäftsfrau, um den es hier geht, hat sich Monate vor Handlungsbeginn zu getragen. Natürlich wäre diese Lösung viel zu einfach, zumal der Krimi ja gerade erst angefangen hat, aber Bühlig erzählt in ihrem vierten „Bella Block“-Drehbuch erst mal eine ganz andere Geschichte: Bernhard Hansen tritt ins das beschauliche Dasein von Block-Freund Simon Abendroth (Rudolf Kowalski), und selbstredend vermutet man prompt, der offenbar betuchte Bohemien müsse wohl in den Mordfall verwickelt sein. Auf der anderen Seite fällt das fast schwer, denn Peter Simonischek spielt diesen Charmeur ganz wundervoll, was er aber auch muss, weil es sonst nicht plausibel wäre, dass er Bella Blocks „Firewall“ im Handstreich nimmt. Mit dem Mord hat Hansen natürlich auch zu tun, aber die Auflösung ist dennoch verblüffend.
„Falsche Liebe“ ist der 25. Fall für Bella Block. Seit gut 14 Jahren gelingt es dem ZDF, die Reihe durch die Mischung neuer und bewährter Kräfte immer wieder neu zu beleben, ohne die Qualitätsprinzipien dabei aufzugeben. Kameramann Kay Gauditz zum Beispiel hat damals den ersten Film („Die Kommissarin“) fotografiert und sorgt auch hier wieder für Bilder von gestalterischer Imposanz, weil er die zentralen Figuren in den Schlüsselszenen mit Hilfe von Licht und Schatten regelrecht einrahmt. Ein Gewinn ist andererseits ohne Frage der österreichische Regisseur Julian Roman Pölsler, der auch hierzulande durch seine großartigen Polt-Krimis mit Erwin Steinhauer zumindest ein bisschen Bekanntheit genießt. Aber müsste man die Empfehlung, sich diesen Film anzuschauen, auf einen Namen reduzieren, so wäre dies Peter Simonischek: Wenn man schon auf einen Schwindler reinfällt, dann sollte er soviel Format haben wie Bernhard Hansen. tpg.