Batman & Robin: Im vierten "Batman"-Abenteuer erhält "E.R."-Arzt George Clooney das Cape und Arnold Schwarzenegger zum Gegner.
Time to kick some ice: Das vierte „Batman“-Filmabenteuer „Batman & Robin“ schließt nahtlos an den Vorgänger „
Batman Forever“ an. Abermals von Joel Schumacher auf stromlinienförmigen Comic-Hochglanz poliert, präsentiert sich dieses kakophonische 85-Mio.-Dollar-Spektakel als farbenfroher und in seiner Atemlosigkeit doch auch seelenloser Blockbuster-Lolli, dessen marktgerechte Konzeption mehr Anlaß zur Bewunderung gibt als der eigentliche Film. Der ist sichtlich damit zufrieden, dem neuen „Batman“ George Clooney als vergnügliche Aneinanderreihung von Onelinern eine poppige Kulisse für dessen entspanntes Auftreten zu bieten und mit Arnold Schwarzenegger einen Bösewicht vorzustellen, mit dem endlich auch der europäische Markt zu knacken sein sollte.
Tatsächlich könnte sich dieser Mr. Freeze als Schlüssel zum weltweiten Erfolg von „Batman & Robin“ erweisen. Denn obwohl das 180-Mio.-Dollar-US-Einspiel von „Batman Forever“ (mit dem damals besten Wochenendeinspiel aller Zeiten) vor zwei Jahren als hervorragende Referenz diente, fanden sich beim Kinoeinsatz in Deutschland gerade einmal 1,3 Mio. Fans ein, um der Wandlung des damals von Val Kilmer gespielten Caped Crusaders vom gequälten Helden der ersten Tim-Burton-Filme zur Mainstream-tauglichen Hero-Fledermaus beizuwohnen. Arnold Schwarzenegger fällt als Parade-Bösewicht-Nachfolger von Jim Carrey die mit 25 Mio. Dollar großzügig entlohnte Aufgabe zu, Warners Multimillionen-Franchise in Übersee auf den rechten Kurs zu bringen.
Gewandet im protzigen Weltraumanzug und angetan mit silbern angesprühter Glatze schleudert die Grazer Eiche als Gefrierfach-Terrorist gewinnbringend gleichermaßen eisige Bonmots („That’s cool!“) und Kältestrahlen um sich, die Gotham City auf die selbe Temperatur bringen sollen wie sein gebrochenes Herz. Ein Fall für Batman, den Schumacher zudem mit Sorgen über den Gesundheitszustand seines Butlers Alfred, die wahren Absichten von dessen Nichte Barbara (Alicia Silverstone darf als Babyspeck-Batgirl die Herzen der Jugendlichen höher schlagen lassen), Rivalität mit dem flüggen Robin und dem Liebesdrängen seiner Freundin (Supermodel Elle Macpherson in einer undankbaren Nebenrolle) derart überbeschäftigt, daß ihm gar keine Zeit mehr bleibt, die gewohnten düsteren Gedanken vor sich herzuschieben. George Clooney widmet sich der Starrolle mit einem selbstironischen Augenzwinkern: So lässig wachte noch keine Film-Feldermaus über die Geschicke von Gotham City. Am nachdrücklichsten drückt allerdings Uma Thurman „Batman & Robin“ ihren Stempel auf: Ihre herrlich trashige Öko-Aktivistin Poison Ivy ist eine wunderbar laszive Kreation. Wenn sie im Akkord tödliche Küsse verteilt, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß in dieser durch und durch artifiziellen Filmmaschine doch ein Funke Leben existiert - genug jedenfalls, um Batman, Robin und womöglich auch die Altersfreigabe ab sechs Jahren in Gefahr zu bringen.
Waberte noch ein letzter Hauch des perversen Genies von Tim Burton durch „Batman Forever“, so ist es Joel Schumacher jetzt gelungen, alle Erinnerungen an dessen abartige Visionen und psychologische Ticks zu tilgen. Diese gigantomanisch überlebensgroße Dayglo-Vorstellung von „Batman“ steht dem albernen B-Movie-Klamauk des Camp-Klassikers „
Batman hält die Welt in Atem“ arg nahe. Wie immer ist eine Handlung im eigentlichen Sinn nicht auszumachen. Daß dies aber erstmals schmerzhaft auffällt, können weder die irgendwo zwischen russischem Konstruktivismus und Art Deco in buntem Kuddelmuddel angesiedelten Dekors, noch die ins Groteske übersteigerte Action - Motorradrennen, Eishockey-Matches und endlose Explosionskaskaden - wirklich übertünchen. Letztlich spielt das keine Rolle: Dieses Paket ist so appetitanregend geschnürt, daß es egal ist, was drinnen steckt. „Batman & Robin“ ist ein großer Schritt für die Verpackung, aber nur ein kleiner für den Filmfreund - also gerade richtig für einen Triumph an den Kinokassen. ts.