Aus dem Dschungel in den Dschungel: Hollywood-Remake des französischen Kulturschock-Komödienerfolgs "Little Indian".
Welcome to the Jungle: Es fällt nicht schwer zu erkennen, was „
Home Improvement„-TV-Star Tim Allen und seinen Regisseur John Pasquin an einem US-Remake des französischen Komödienhits „
Little Indian“ (in Deutschland 1995 im Verleih der Tobis) reizte: Essentiell wird in dem sentimentalen und nicht allzu anspruchsvollen Familienspaß die gleiche Geschichte erzählt, wie im Überraschungserfolg „
Santa Clause - Eine schöne Bescherung“ von 1994: Waren es da noch die Aufgaben des Weihnachtsmannes, die einen Workaholic zurück in die Arme seiner Familie trieben, sind es hier die Erlebnisse mit einem im Amazonas-Dschungel aufgewachsenen Sohn, die einen gestreßten Yuppie zum besseren Menschen machen.
Die leise Kapitalismus-Kritik freilich bleibt diffus und reichlich eindimensional. Allen und Pasquin haben vielmehr beide Hände voll damit zu tun, die letztlich beschränkten komischen Möglichkeiten dieses Aufeinandertreffens zweier grundverschiedener Dschungel auszuschöpfen. Daß sie dabei einen doppelten Culture-Clash-Cocktail mischen, ist schon die einzige echte Überraschung in dem formelhaft geratenen Fish-out-of-Water-Szenario: Zunächst ist es Tim Allen in der Rolle des Erfolgs-Brokers Michael Cromwell, der die Gepflogenheiten der Dschungel-Etikette erlernen muß, als der Großstädter ans Ende der Welt reißt. Dort will er seiner Frau, die ihn vor Jahren verließ, um im Amazonas als Doktorin Aufbauarbeit zu leisten, die Scheidungspapiere vorlegen und muß erfahren, daß sie bei der Trennung schwanger war. Sein mittlerweile 13jähriger Sohn Mimi-Siku (was übersetzt so viel heißen soll wie „Katzenpisse“) entpuppt sich als lendenschurzbekleideter Bengel, der mit dem Blasrohr umgehen kann, sich eine Vogelspinne als Haustier hält und von dem Stammeshäuptling die Aufgabe erhält, das Feuer der Freiheitsstatue in den Regenwald zu bringen. Michael erklärt sich bereit, Mimi-Siku mit nach New York zu nehmen.
Während Pasquin keine Gelegenheit ausläßt, Zivilisationswitze zu lancieren (Mimi-Sikus Vogelspinne darf mehrfach für Aufregung sorgen, der Junge will die Hauskatze braten und muß erst einmal lernen, welch Errungenschaften Toiletten, Essbestecke und Kleidung sind), beginnt für Allen der langsame Wandlungsprozeß: Natürlich hat seine Verlobte Charlotte, eine von der bedauernswerten Lolita Davidovich erschreckend eindimensional als einfältig-borniert dargestellte Modedesignerin, auf Dauer keine Chance. Wie bei „Twister“, dessen Rahmenhandlung bei genauerer Betrachtung verblüffend ähnlich ist, hat die exaltierte Erfolgsfrau natürlich keine Chance gegen die Vorzüge der wohladjustierten Übermutter. Leider werden in „Jungle 2 Jungle“ keine Wirbelstürme entfesselt, um für Spannung zu sorgen. Dafür muß sich Martin Short in einem wenig überzeugenden Subplot in einer etwas undankbaren Rolle als Brokerkollege mit der Russenmafia herumschlagen.
Am besten funktioniert die Klamotte immer dann, wenn Tim Allen, der essentiell einmal mehr seine Erfolgsfigur aus „Home Improvement“ variiert, für pfiffigen Wortwitz sorgen darf: So schnell schlägt ihn als sensibler Machotrampel keiner. Was Wunder, daß ihm die treffsichersten Gags gehören - und die beste Szene des Films: Wenn er die Katze seiner Verlobten versehentlich mit einem Giftpfeil betäubt und dann versuchen muß, die Situation zu vertuschen, wartet der Film endlich mit jener Art von Pointe auf, die man nicht schon Minuten zuvor erahnt. Daß damit das Family-Entertainment-Publikum dennoch bestens bedient wird, steht außer Frage: In den USA beweist das Duell der Urwälder einen erstaunlich langen Atem. ts.