Etliche Kritiker*innen strafen den neuen MCU-Film regelrecht ab – doch dem schadet das überhaupt nicht. Oder kommt das Nachbeben noch?
Ganze neun Wochen. So lange hielt sich „Avatar: The Way of Water“ an der Spitze der deutschen Kinocharts. Eine wahrlich beeindruckend lange Zeit, die jetzt allerdings ein Ende fand – und zwar durch einen Film des Marvel Cinematic Universe (MCU), wie hätte es auch anders sein können? Der neueste Eintrag der erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten befindet sich derzeit jedoch in einer ungewohnten Lage. Denn obwohl einige ja seit Jahren Superheld*innen-Filme madig reden und Ermüdungserscheinungen prophezeien, erfreuten sich die MCU-Filme dennoch fast immer im Schnitt wohlwollender Kritiken. Nach „Eternals“ folgte jetzt jedoch mit „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ die nächste Ausnahme.
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Der aktuelle Kinoausflug von Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) und Hope van Dyne alias The Wasp (Evangeline Lilly) präsentiert uns erstmals Kang (Jonathan Majors) im MCU, den großen Bösewicht der aktuellen Multiverse-Saga. Das Ergebnis dieses Marvel-Abenteuers stieß bei den Kritiker*innen allerdings auf wenig Gegenliebe: Gerade einmal 47 % positiver Kritiken hagelte es bei Rotten Tomatoes, was den geteilten letzten Platz im MCU mit „Eternals“ ergibt.
Dem Einspielergebnis schadete das aber offenbar (bislang) nicht! In Deutschland lockte der Film am ersten Wochenende 285.000 Zuschauer*innen an und spielte 3,4 Millionen Euro ein, wie Blickpunkt:Film vermeldet. Das ist der beste Neustart eines Kinofilms in Deutschland in 2023 und der beste Auftakt eines „Ant-Man“-Films, nachdem die beiden Vorgänger 150.000 beziehungsweise 225.000 Tickets seinerzeit zum Start verkauft hatten.
Wir sprachen mit den Marvel-Stars über ihren neuesten Streich – und Paul Rudd enthüllte eine überraschend unangenehme Erfahrung beim Dreh:
„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ übertrifft in USA Erwartungen
Noch beeindruckender ist der Erfolg in den USA: Mit einem Einspielergebnis von 110 Millionen US-Dollar übertraf „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ die Prognosen, wie Collider berichtet. Es ist auch dort der beste Neustart des Jahres und der Umsatz liegt nach dem ersten Wochenende deutlich vor „Ant-Man“ (57 Millionen US-Dollar) und „Ant-Man and the Wasp“ (75 Millionen US-Dollar). Weltweit kommt der dritte Eintrag der Solo-Reihe derzeit auf Einnahmen von 357 Millionen US-Dollar (via Box Office Mojo), womit „Quantumania“ gute Karten hat, auch insgesamt zum erfolgreichsten „Ant-Man“-Film zu werden.
Die Frage ist aber, wie lange „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ wirklich die Kinokassen dieser Welt dominieren kann. So langlebig wie „Avatar: The Way of Water“ wird der Marvel-Film sicherlich nicht sein, zumal MCU-Filme in den letzten Jahren praktisch allesamt stark starteten und dann jedoch auch stark einbrachen. Die Fans rennen eben in Scharen am ersten Wochenende in die Kinos, oftmals alleine schon, um nicht im Internet gespoilert zu werden und mitreden zu können.
Wie viele Hunderte Millionen US-Dollar ein Marvel-Titel einspielt, hängt entsprechend davon ab, ob er die Fans davon überzeugt, mehrfach ins Kino zu gehen oder ob sie für weitere Sichtungen auf den Start von „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ im Stream bei Disney+ warten werden. Hierfür ist die Qualität des Films von entscheidender Bedeutung und die Fans sind von „Quantumania“ – wohl wenig überraschend – deutlich stärker angetan als die Kritiker*innen: 84 % positiver Kritiken erhält der Film derzeit auf Rotten Tomatoes vom Publikum. Bei aktuell über 5.000 Bewertungen kann sich diese Zahl zwar durchaus noch verändern, aber auch ein Blick bei Reddit zeigt, dass die Fans den Film mögen und oftmals die negativen Stimmen sogar nicht nachvollziehen können.
Nicht das komplette Publikum mag den neuen Marvel-Film
Also alles gut? Nicht unbedingt. Denn der CinemaScore gibt doch Anlass für Bedenken. Mit dieser Werteskala wird die direkte Reaktion des Publikums nach dem Start eines Films ermittelt, die einen Titel mit US-amerikanischen Schulnoten von A bis F bewerten dürfen, was anschließend im zusammengefassten Score auch noch mit Plus- und Minus-Zusätzen weiter differenziert wird.
Hier erhielt „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ offiziell ein B, was doch äußerst gut ist, oder nicht? Nicht wirklich… Tatsächlich ist es ein erneuter Negativrekord im MCU, geteilt mit – ihr ahnt es sicherlich – „Eternals“. Der CinemaScore ist in der Regel äußerst wohlwollend und deckt eher ab, inwieweit ein Film die Erwartungen erfüllt hat und nur bedingt, ob ein Film auch wirklich gut ist.
Entsprechend deutet sich durchaus an, dass das breite Publikum von „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ auch nicht vollends überzeugt ist. Das wäre natürlich keine gute Nachricht für den erfolgreich gestarteten Marvel-Film, es könnte schließlich bedeuten, dass die Einnahmen in den nächsten Wochen deutlich einbrechen werden. Finanzielle Sorgen müsste sich Disney deswegen wohl keinesfalls machen, es dürfte auch so für einen hübschen Profit reichen. Es könnte nach den verhältnismäßig eher durchwachsenen Reaktionen auf Phase 4 des MCU allerdings als Zeichen verstanden werden, dass auch die jetzt eingeläutete Phase 5 noch nicht vollends auf Kurs ist. Ob diese langsam aufkeimende Sorge berechtigt ist, müssen die nächsten Wochen und Monate zeigen.
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