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Anomalisa

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Anomalisa: Hinreißend verquerer Stopmotion-Film für Erwachsene, in der ein Durchreisender sich wider Erwarten in einen Hotelflirt verliebt.

Handlung und Hintergrund

Bei Michael Stone (im Original gesprochen von David Thewlis) handelt sich um einen erfolgreichen und angesehenen Autoren von Ratgeberbüchern. Seine Werke hören auf Namen wie „How May I Help You Help Them?“ und richten sich vor allem an Personen, die im Kundendienst arbeiten und die dadurch ihren Service verbessern sollen. Eigentlich müsste man daher annehmen, dass Michael gut mit Menschen auskommt, wenn er schon andere im Umgang mit ihnen berät. Aber das Gegenteil ist der Fall: Michael kann kaum eine Verbindung zu seinen Mitmenschen aufbauen, da ihm alle gleich erscheinen und er sich somit selbst isoliert. Ein Vortrag bringt ihn nach Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio, wo ihm ein einsamer Abend im Hotelzimmer bevorsteht. Doch dieser routinierte und depressive Trip verspricht zu einem aufregenden Erlebnis zu werden, als Michael Lisa (Jennifer Jason Leigh) kennenlernt. Die verdient als Kundenberaterin ihr Geld und hat auf Michael eine einmalige Wirkung, die er sich selbst noch nicht erklären kann. Könnte Lisa die Liebe seines Lebens sein und ihn aus seinem tristen Alltag befreien? Der Stop-Motion-Film „Anomalisa“ basiert auf dem Bühnenstück von Charlie Kaufmann, der bei der Verfilmung zusammen mit Duke Johnson auch die Regie übernahm. Kaufmann machte sich durch die Drehbücher zu „Being John Malkovich“ und „Vergiss mein nicht!“ einen Namen; beim letztgenannten Film wurde seine Arbeit sogar mit einen Oscar ausgezeichnet. Um das Projekt zu realisieren, startete Kaufmann eine Crowdfunding-Kampagne, wobei der Film noch als 40-minütiges Werk angekündigt wurde. Nachdem über 400.000 US-Dollar gesammelt werden konnten, stellte die Produktionsfirma Starburn Industries weitere Geldmittel zur Verfügung und letztlich konnte „Anomalisa“ mit einer Laufzeit von 80 Minuten umgesetzt werden. 

News und Stories

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Charlie Kaufman,
  • Duke Johnson
Produzent
  • Dan Harmon,
  • James Fino,
  • Joe Russo II,
  • Keith Calder,
  • Jessica Calder,
  • Aaron Mitchell,
  • Kassandra Mitchell,
  • Pandora Emiston,
  • David R. Fuchs,
  • Simon Ore,
  • David Rheingold,
  • Adrian Versteegh,
  • Rosa Tran,
  • Dino Stamatopoulos
Drehbuch
  • Charlie Kaufman,
  • Duke Johnson
Musik
  • Carter Burwell
Kamera
  • Joe Passarelli
Schnitt
  • Garret Elkins

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,4
16 Bewertungen
5Sterne
 
(8)
4Sterne
 
(1)
3Sterne
 
(1)
2Sterne
 
(2)
1Stern
 
(4)

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Kritikerrezensionen

    1. Was auch immer im amerikanischen Film gerade läuft, es gibt noch eine zweite Richtung: Die des Charlie Kaufman. Obwohl er bis dahin mehr Drehbücher verfasst hat als Filme inszeniert, muss er als Autor gelten. Charlie Kaufmans Werk ist so eigen, so originell - seine Figuren sprechen ihre ganz eigene erhabene Sprache. Seine Komödien leben von ihrem bissigen Humor, abgedrehten Slapstick und ihrem selbstbewussten Erzähl-Stil. Poesie und Träume, all das findet Einzug in die Bilderwelt des Charlie Kaufman. Ich denke, seine bisherigen Arbeiten handeln Kaufmans eigenes Leben ab - wobei der Unterschied von Film zu Film undeutlicher wird. Irgendwann werden wir nicht mehr wissen, ob privat oder erfunden. Anomalisa ist ein Midlife-Crisis Drama mit Puppen. Ursprünglich hatte Kaufman die Geschichte als Hörspiel konzipiert. Tatsächlich existiert dieses Hörspiel auch, so dass der Puppenfilm nun wie eine Fortführung wirkt. Kaufman hat ihn gemeinsam mit Duke Johnson im Stop-Motion Verfahren hergestellt. Die Puppen wirken dermassen echt, dass ich manchmal vergass, hier gar keine echten Darsteller vor mir zu haben. In anderen Puppenfilmen werden die Charaktere meistens lebendig skizziert. Schliesslich dienen sie dazu, uns zum Lachen zu bringen. In Kaufmans Film kämpfen die Puppen mit den Krankheiten des 21. Jahrhunderts: Einsamkeit, Verzweiflung und Entfremdung. Das Ganze wäre ziemlich unerträglich, hätte Kaufman nicht wie üblich auf seinen trockenen Humor zurückgegriffen. Ungewöhnlicherweise folgt Kaufman seinen Charakteren in langen Einstellungen und entwickelt sie dementsprechend sorgfältig. Die Figuren in Anomalisa, sie straucheln, sie kämpfen mit den Widrigkeiten des Lebens. Meilenweit entfernt vom Geheimnis des Glücks. Viele mögen sich so fühlen, als seien sie etwas Besonderes - nicht so Kaufmans Figuren. Sein Held Michael ist offensichtlich unglücklich mit seinem Leben, seiner Ehe, sogar seinem Kind. Im Sinne eines Plots geschieht an sich nicht viel mit ihm. Michael landet in Cincinati, mietet sich in ein Hotel ein, schreitet auf und ab, während er raucht. Er versucht eine alte Liebe auf einen Drink einzuladen, in der Hoffnung, neues Glück zu finden. Wir aber merken, dass es für sie schmerzhaft ist, mit ihm im selben Raum zu verweilen. Dann glaubt er sich während einer Konferenz zu verlieben in eine Frau mit einer Narbe im Gesicht. Sie, Lisa, ist übrigens die einzige Puppe, die mit einer eigenen Stimme spricht (Jennifer Jason Leigh), alle anderen werden von Tom Noonan synchronisiert. Lisa wäre übrigens die Rettung für Michael - jedoch haben wir ihn gut genug kennen gelernt, um zu wissen, dass er selbst das nicht merken würde. Es geschah mir übrigens etwas Erwähnenswertes, denn ich begann, meine eigenen Ängste, meine Blindheit in Verbindung zu Michael zu setzen. Michael als Identitikations-Figur. Ich denke, dass rührt daher, weil Anomalisa ein Film mit aufrichtigen Gefühlen ist. Ein zurückhaltender, fast schüchterner Film. So viel Schönheit und Trauer bietet Anomalisa, so viele wundervolle Momente - ein Film, der in einer einzigartigen Tonlage zu uns spricht. So wie die Stimme von Lisa. mehr auf cinegeek.de
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    2. Anomalisa: Hinreißend verquerer Stopmotion-Film für Erwachsene, in der ein Durchreisender sich wider Erwarten in einen Hotelflirt verliebt.

      In seinem neuesten Film „Anomalisa“ zeigt Charlie Kaufmann einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben eines depressiven Selbsthilfe-Gurus.

      Ein Lächeln kostet nichts. Alle Menschen sind Individuen. Wir alle wollen nur geliebt werden: Das sind die grundlegenden Ideen von Michael Stones Ratgeber „How May I Help You Help Them?“. Der erfolgreiche Kommunikationsexperte (im englischen Original von David Thewlis gesprochen) hilft Mitarbeitern im Kundenkontakt ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern. Doch privat kann Michael selbst die einfachsten, zwischenmenschlichen Gesten nicht leisten. Schon bei seinen ersten Gesprächen ist er seltsam abweisend und unterkühlt. Wir begegnen Michael, als er nach Cincinnati unterwegs ist, um einen motivierenden Vortrag vor seinen Fans zu halten. In Wirklichkeit reisen wir in sein desolates Leben, das von Einsamkeit und Beziehungsunfähigkeit geprägt ist. Doch plötzlich trifft Michael in dem anonymen Hotel auf die kindlich verletzliche Lisa (Jennifer Jason Leigh), die so außergewöhnlich und bezaubernd auf Michael wirkt. Zu ihr scheint er endlich eine echte, emotionale Verbindung zu spüren.

      Die Stop-Motion-Animation wirkt auf den ersten Blick befremdlich, denn die Figuren sind ungewöhnlich lebensecht animiert. Die Puppen bringen durch eine beeindruckend nuancierte Mimik die Emotionen der Figuren auf den Punkt. Gleichzeitig machen die Gesichter, durch eine schwarze Vertiefung die mitten durchs Gesicht läuft, einen maskenhaften Eindruck. Dieses Störelement ist jedoch kein Zufall, sondern tief mit dem Thema verbunden. Überhaupt ist nichts dem Zufall überlassen worden. Der Wechsel zwischen emotionaler Intimität und Entfremdung ist beabsichtigt. Wenn man langsam realisiert, dass alle Figuren, außer Lisa und Michael, dasselbe Gesicht und denselben Sprecher (Tom Noonan) haben, ahnt man, in welcher albtraumhaften Welt Michael leben muss. Wenn Lisas melodische Stimme auf dem Hotelflur erklingt und das monotone Geplapper durchbricht, kann man Michaels Faszination sofort nachempfinden.

      Die Hauptfigur erinnert an die Helden von Charlie Kaufmanns bisherigen Filmen: verschlossen, eigenbrötlerisch, auf der verzweifelten Suche nach Liebe und Geborgenheit. Man denke da an Craig Schwartz (John Cusack) aus „Being John Malkovich“, der von der desinteressierten Maxine besessen ist. Oder der furchtsame Drehbuchautor Charlie Kaufmann (Nicolas Cage als Charlie Kaufmanns Alter Ego) aus „Adaptation“, der an einer Schreibblockade und seiner Unfähigkeit, eine Freundin zu finden, leidet. Und schließlich auch Joel Barish (Jim Carrey), der in „Vergiss mein nicht!“ die Erinnerung an eine schmerzhafte Trennung auslöschen will und sich dann doch an seine große Liebe Clementine (Kate Winslet) klammert. Michael Stone unterscheidet sich von diesen Männern, denn er hat eine Frau, ein Kind, zahllose Bewunderer und eine erfolgreiche Karriere. Dieser Widerspruch macht ihn jedoch umso stärker zu einer tragischen Figur.

      Die Geschichte von „Anomalisa“ ist im Vergleich zu den postmodern versponnen Vorgängern eher gradlinig erzählt. Trotzdem ist der Film nicht weniger vielschichtig. Gerade durch die klare Geschichte wird das Wechselbad zwischen Tragik und Komik wirklich deutlich. Trotzdem gibt es die gewohnten surrealen Momente und eine abgefahrene Traumsequenz. Insgesamt ist Kaufmann mit „Anomalisa“ vielleicht eine seiner berührendsten Geschichten gelungen. Auch wenn man dem Film anmerkt, dass er zunächst für 40 Minuten angelegt war, wirkt Michaels Geschichte noch lange nach.

      (Helena Ceredov)

       
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