Agent 00: Chaos-Komödie mit Leslie Nielsen, die Agenten-Filme aufs Korn nimmt.
Leslie Nielsen wieder auf vertrautem „Nackte Kanone“-Territorium: Weil sich sein Lt. Drebin nach dem Final Insult in Teil drei weiter im vorzeitigen Komödien-Ruhestand befindet, bewegt sich Nielsen hier als Agent Dick Steele auf dem glatten Parkettboden der hinlänglich bekannten, allseits beliebten Genre-Parodie-Derivate. Als Zielscheibe für Gags am laufenden Band dient der Agentenfilm. Woran es „Agent 00 - Lizenz zum Totlachen“ allerdings mangelt, ist der inspirierte Wahnsinn, mit denen die Zucker-Brüder und Jim Abrahams den Fans in ihren Chaoskomödien das Pointen-Nirvana bescheren.
Fast erscheint es paradox, daß das Sub-Genre der Anarchokomödien mittlerweile nach immer ein und derselben Formel ablaufen zu scheinen, so daß sie erschreckend vorhersehbar geworden sind. In seinen „Airplane!“-Filmen und allen nachfolgenden artverwandten Produktionen von „Top Secret“ bis „
Hot Shots!“ hatte sich das Trio Zucker-Abrahams-Zucker mit Unberechenbarkeit, Schamlosigkeit und einer gehörigen Portion Irrwitz gerade über die Schematik immer wieder kehrender Erfolgsrezepte lustig gemacht. Jetzt schließt sich der Kreis: Nicht selten wirkt „Agent 00 - Lizenz zum Totlachen“, im Geiste ein aufgeblasener Hollywood-Bruder der Sechziger-Jahre-Kultserie „Mini Max“, wie eine Sammlung von Outtakes aus den drei „Nackte Kanone“-Filmen. Da sind die zahllosen irreverenten Wortspiele, die pausenlosen Cameo-Auftritte bekannter Persönlichkeiten von Robert Culp und Mr. T bis Fabio und Ray Charles (als Busfahrer!). Da dürfen auch die ewigen Parodien auf berühmte oder wenigstens notorische Szenen der jüngeren Filmgeschichte - in diesem Fall u. a. „True Lies“, „
In the Line of Fire„, „
Sister Act„, „
Jurassic Park“ und „Speed“ - nicht fehlen. Doch selbst wenn die Sketche für sich funktionieren, fügt sich diese Nummernrevue in der Addition kaum zu einem gelungenen Film zusammen.
Freuen darf man sich über kleine Momente: Wenn Nielsen mit silberner Langhaarperücke John Travoltas „Pulp Fiction“-Twist persifliert, dann ist das nicht nur aberwitzig-absurd, sondern auch eine gelungene Verbeugung vor „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, in dem Robert Hays Travoltas Tanzszene in „
Saturday Night Fever“ nachahmte. Daß die eigentliche Geschichte, in der der einstige Topagent Dick Steele aus dem vorzeitigen Golf-Ruhestand zurückkehren muß, um seinem totgeglaubten Gegenspieler General Rancor das Handwerk zu legen, dabei ebenso nebensächlich ist wie in den James-Bond-Filmen, die man hier auf den Arm nimmt, fällt nicht weiter ins Gewicht. Zur Ehrenrettung des doch arg vor sich hinplätschernden Spaßes, der seine gute Besetzung sträflich unterbeschäftigt, kommt neben dem gewohnt in unbeirrbarer Hochform agierenden Leslie Nielsen die wunderbare Credits-Sequenz, in der Meister-Parodist „Weird Al“ Yankovic eine klassische Bond-Titelmelodie durch den Fleischwolf dreht. Daß eine Chaoskomödie mit Leslie Nielsen auch erfolgreich sein kann, wenn sie qualitativ nicht zu überzeugen weiß, beweist gerade das beachtliche Abschneiden von „Dracula - Tot aber glücklich“. Wenn sie dann auch noch wie ein enger Verwandter von „
Die nackte Kanone“ aussieht, steht einem Überflieger kaum etwas im Wege - auch wenn man über Nielsen-Slapstick schon sehr viel herzlicher lachen konnte. ts.