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„Mulholland Drive“: Erklärung zu David Lynchs Mystery-Thriller

© IMAGO / Cinema Publishers Collection

Fans des verstorbenen Ausnahme-Regisseurs sehen in „Mulholland Drive“ dessen Meisterwerk. Andere können mit dem verworrenen und in Teilen albtraumhaften Mystery-Streifen nichts anfangen. Wir versuchen euch eine Erklärung zum Thriller von David Lynch zu geben.

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2001 feierte der Thriller von Kult-Regisseur David Lynch mit Naomi Watts und Laura Harring in den Hauptrollen seine Premiere. Der Film spielt in Los Angeles und erzählt die verwobenen Geschichten einer jungen Frau, die nach einem Autounfall ihr Gedächtnis verloren hat, sowie einer Schauspielerin, die in Hollywood Fuß fassen möchte.

Lynch bricht mit „Mulholland Drive“ bewusst die klassische Struktur des Erzählens, die wir von Hollywood-Filmen gewohnt sind, und stiftet damit Verwirrung beim Publikum. In diesem Beitrag versuchen wir euch dennoch eine Erklärung zu „Mulholland Drive“ und dessen Ende zu geben.

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Es ist wichtig zu erwähnen, dass eine erste Version des Films ursprünglich als Pilot-Episode zu einer geplanten TV-Serie angedacht war (via The New Yorker). Als diese Serie jedoch keine Finanzierung fand, wurden einige Szenen wie der letzte Teil hinzugefügt und zu dem jetzt bekannten Spielfilm geschnitten.

„Mulholland Drive“ besticht mit seiner unkonventionellen Erzählstruktur und zaubert uns mehr als einmal ein Fragezeichen ins Gesicht. Welche neun Filmtwists und Mindfuck-Filme ihr noch kennen solltet, verraten wir euch in dem Video.

Die Handlung von „Mulholland Drive“ erklärt

+++ Achtung: Der Beitrag enthält Spoiler für „Mulholland Drive“! +++

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Der Film beginnt mit einer nächtlichen Autofahrt auf dem Mulholland Drive in Los Angeles. Die gewundene Straße führt durch die Hollywood Hills und bietet einen imposanten Blick über Los Angeles. Es kommt zu einem Autounfall und Rita (Laura Harring) überlebt den Unfall unverletzt, verliert aber dabei ihr Gedächtnis. Die junge Frau findet Zuflucht bei der Schauspielerin Betty (Naomi Watts), die beiden befreunden sich. Betty will Rita helfen und das Geheimnis um ihre Identität lösen. Doch die Puzzlestücke wollen sich nicht so einfach zusammensetzen lassen.

Der zweite Teil von „Mulholland Drive“ beginnt an dem Ort, wo der erste Teil endet. Doch anstatt auf die Freundinnen Rita und Betty trifft das Publikum auf Diane Selwyn (Naomi Watts) und Camilla Rhodes (Laura Harring), die den beiden Frauen aus dem ersten Teil zum Verwechseln ähnlich sehen. Im letzten Drittel der Handlung beauftragt Diane einen Killer, um ihre Liebe Camilla zu töten.

Mulholland Drive

„Mulholland Drive“ im Stream

Kinostart: 01.02.2022 Streaming-Start: 27.01.2022
Genre: Drama, Thriller, Mystery
FSK: Ab 16 Jahren
Filmlänge: 147 Min.

Offensichtlich ist, dass der Inhalt von „Mulholland Drive“ eine klare Trennung zwischen einem ersten und einem zweiten Teil macht. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Handlungsstränge Tagträume einer erfolglosen Schauspielerin sind. Es ist der Traum der schlafenden Diane. Sie ist darin der Star. Der zweite Teil – die letzte halbe Stunde –  hingegen spielt auf der Realitätsebene. Er zeigt die wirkliche Diane, die kein Star ist. Die beiden Frauen aus der ersten Hälfte des Films sind von Diane ausgedachte Traumversionen.

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„Mulholland Drive“: Der Versuch einer Erklärung

Streng genommen ist es beinah unmöglich, Davids Lynchs Film zu entschlüsseln, da es keine klare lineare Handlung gibt. Allerdings gibt Lynch den Zuschauer*innen einige Hilfestellungen bei der Entschlüsselung von „Mulholland Drive“. Diese Hinweise von ihm sind allerdings erneut sehr kryptisch formuliert.

  1. Achte besonders auf den Anfang des Films: Mindestens zwei Hinweise werden vor dem Abspann enthüllt.
  2. Achte auf das Auftauchen des roten Lampenschirms.
  3. Kannst du den Titel des Films hören, für den Adam Kesher Schauspielerinnen vorsprechen lässt? Wird er noch einmal erwähnt?
  4. Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis... Beachte den Ort des Unfalls.
  5. Wer gibt einen Schlüssel, und warum?
  6. Beachte den Bademantel, den Aschenbecher, die Kaffeetasse.
  7. Was wird im Club „Silencio“ gefühlt, erkannt und gesammelt?
  8. Hat Camillas Talent allein ihr geholfen?
  9. Beachte die Vorkommnisse um den Mann hinter „Winkies“.
  10. Wo ist Tante Ruth?

Es ist recht schwierig, die eine Erklärung zu „Mulholland Drive“ zu finden. Lynch baut seinen Film augenscheinlich unstrukturiert auf und bricht bewusst mit den gewohnten Erzählstrukturen. Dadurch sorgt er beim Publikum für Verwirrung – allerdings wird so auch ein großes Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten geöffnet.

Unter anderem wird das Durcheinander durch die wechselnden Identitäten der Figuren hervorgerufen. Und immer dann, wenn man denkt, „Mulholland Drive“ entschlüsselt zu haben, führt alles erneut ins Leere.  Hier haben wir für euch ein paar wichtige Elemente des Films erklärt:

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Der blaue Schlüssel

Normalerweise öffnen Schlüssel Türen oder Dinge. Im Fall von „Mulholland Drive“ signalisiert der blaue Schlüssel, dass Dianes Auftrag ausgeführt wurde – der Profikiller hat Camilla umgebracht.

Der blaue Schlüssel.
Der blaue Schlüssel. (© IMAGO / Landmark Media)

Die blaue Box

Sie kann als Versteck im übertragenen Sinn gesehen werden. In der Box verschließt Diane ihre Sorgen und Ängste. Als die Box geöffnet wird, erlischt die Traumwelt von Diane und sie muss der Realität ins Auge sehen: Sie muss sich selbst eingestehen, ein schreckliches Verbrechen begangen zu haben. Damit kommt sie nicht klar und flüchtet sich in den Selbstmord.

Die blaue Box.
Die blaue Box. (© IMAGO / Landmark Media)
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Der obdachlose Mann hinter „Winkies“

Der Mann hinter „Winkies“ könnte als Verkörperung von Dianes innerer Dämonen und ihren Schuldgefühlen gesehen werden. Mit diesen kämpft sie, als sie den Mord an Camilla in Auftrag gibt. Zudem ist die Gestalt der Wächter der blauen Box. So wie der ängstliche Dan im Diner diesem „Monster“ in seinen Träumen begegnet und sich vor ihm fürchtet, hat auch Diane Angst vor der Realität. Sobald Dan das Gesicht der Gestalt sieht, stirbt er. Diane nimmt sich das Leben, sobald sie sich der Wahrheit stellt.

Es gibt aber auch noch eine weitere Bedeutungsebene zum Mann hinter „Winkies“: Dieser wird in den Credits als obdachlose Person angegeben und kann als Sinnbild für das Scheitern des Traums von Hollywood gesehen werden – die nackte, hässliche Realität also. Dass der schmutzige Mann eigentlich von einer Frau verkörpert wird, lässt auch den Schluss zu, dass es sich hier vielleicht um eine weitere Traum-Persona von Diane handelt, eine albtraumhafte Version ihrer selbst, vor der sie sich fürchtet.

Das alte Paar

Möglicherweise ist es ein Sinnbild für Hollywood beziehungsweise deren Mechanismen. Zu Beginn des Films ist das Paar positiv auf Diane gestimmt, da sie als Betty erfolgreich ist. Am Ende von „Mulholland Drive“ bricht das Paar in schauriges Gelächter aus: Diane ist in Hollywood gescheitert.

Mulholland Drive

Die titelgebende Straße Mulholland Drive ist nicht nur Schauplatz des Unfalls, mit ihren langen Serpentinen kann sie auch als Metapher für das immer tiefere Eindringen in die Psyche von Hollywood gesehen werden.

Die titelgebende Straße Mulholland Drive in Los Angeles.
Die titelgebende Straße Mulholland Drive in Los Angeles. (© IMAGO / Prod.DB)

Einfacher lässt sich die Handlung von „Mulholland Drive“ leider nicht erklären. Eindeutige Antworten zu den Fragen zu finden, die beim Zuschauen aufkommen, waren aber auch nicht die Absicht des exzentrischen Regisseurs. Wer von euch tiefer in die Materie von Lynchs Thriller eintauchen möchte, dem können wir zum einen das Buch „Mulholland Drive: Die Entschlüsselung. David Lynch und seine 'Straße der Finsternis' verstehen“ von Christian Hardinghaus empfehlen.

Kyle MacLachlans Abschiedsworte zu David Lynch

David Lynchs enger Freund und langjähriger Wegbegleiter Kyle MacLachlan („Blue Velvet“„Twin Peaks“), schrieb zum Abschied seines Mentors in den New York Times:

„[...] ich glaube, er habe sie [die Worte] einfach als unzureichend empfunden. Eindimensional. Dem Job nicht gewachsen. Deshalb wollte er seine Arbeit nie erklären. [...] David wusste, dass er mit allem, was er sagte, seinen Daumen auf die Waage legen würde. Und er wollte, dass die Menschen seine Arbeit selbst erleben und das mitnehmen können, was sie sich wünschen.“
Kyle MacLachlan
„[...] he was not necessarily a word person. I think he just found them insufficient. One-dimensional. Not up to the job. It’s why he never wanted to explain his work. [...] David knew that anything he said would be putting his thumb on the scale. And he wanted people to experience his work on their own and take away what they wished.“
Kyle MacLachlan
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Die Absicht Lynchs war also nicht unbedingt, dessen Werke ins kleinste Detail zu sezieren und mit Worten beschreiben zu wollen. Es ging ihm mehr um die unmittelbaren Emotionen, die seine Werke bei anderen auslösen und den Dialog mit seiner Umgebung, den Zuschauer*innen wie den Schauspieler*innen.

„Seinen Schauspielern wollte er keine direkten Anweisungen geben, weil er uns als Künstler sah und er wusste, dass der Weg dorthin ein Teil der Kunst ist. Mit seinem Publikum war er genauso. Er schätzte dich als einzigartiges Individuum, das daraus machen konnte, was es wollte.“
Kyle MacLachlan
„With his actors, he didn’t want to give straight direction because he saw us as artists and he knew the process of getting there was part and parcel of the art. With his audience, he was the same way. He valued you, as a unique individual, to make of it what you wished.“
Kyle MacLachlan

Wie gut kennt ihr David Lynchs Werke?

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