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„Men“-Ende: Eine der krassesten Body-Horror-Szenen und ihre Bedeutung

„Men“-Ende: Eine der krassesten Body-Horror-Szenen und ihre Bedeutung
© Koch Films / Studiocanal

Regisseur Alex Garland hat mit „Men“ erneut einen stark nachwirkenden und mitunter verstörenden Film vorgelegt. Es geht um die Beziehung zwischen Mann und Frau.

Vom Suchen und Finden: Was Menschen auszeichnet, wie sie welche Beziehungen eingehen und was sie dabei alles erwarten kann, das sind die zentralen Fragen in den bisherigen Werken des visionären britischen Regisseurs und Drehbuchautors Alex Garland. Nach seinem bemerkenswerten und von der Kritik viel beachteten Regie-Debüt „Ex Machina“ (2014) und dem visuell beeindruckenden „Auslöschung“ (2018) mit Natalie Portman, gibt es in „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ weniger Science-Fiction, aber nicht weniger beklemmende Momente. Wir verraten euch, was es mit dem abgefahrenen Ende auf sich hat.

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Nach einem traumatischen Ereignis flieht die von Schuldgefühlen geplagte Harper (großartig: Jessie Buckley) aufs englische Land. Hier möchte sie für zwei Wochen in einem gemieteten alten Landhaus das Geschehene verarbeiten. Auf den ersten Blick scheint das idyllisch gelegene Feriendomizil in dem kleinen, abgelegenen Dorf perfekt geeignet, um wieder zu sich zu finden und einen Neustart zu schaffen. Doch bald schon hält der Horror Einzug und bringt die Protagonistin an den Rand ihrer (Vorstellungs-)Kraft.

Zunächst einmal lernt Harper den etwas schrulligen und verklemmten Hausverwalter Geoffrey (Rory Kinnear) kennen, der etwas zu neugierig und tendenziell übergriffig ist. Später, bei einem Spaziergang im Wald, landet Harper in einer langen Unterführung, als plötzlich, an deren anderen Ende eine Gestalt auftaucht, die auf sie zukommt und dabei immer schneller wird. Harper läuft davon und auf dem Weg zurück zum Landhaus kommt sie an einem heruntergekommenen Holzhaus vorbei, wo plötzlich ein nackter Mann steht und sie beobachtet. Dieser nackte Mann taucht kurze Zeit später im Garten des Landhauses auf und versucht sich Zugang zum Haus zu verschaffen, sodass die in Panik versetzte Harper die Polizei informiert, die zufälliger- und glücklicherweise gerade in der Nähe ist. Der nackte und wohl verwirrte Mann wird mitgenommen.

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Später unternimmt Harper einen Ausflug und kommt zur Dorfkirche, wo sie zunächst eine Art Zusammenbruch aufgrund der vergangenen Ereignisse hat. In Rückblenden wird erzählt, dass Harper sich von ihrem Mann scheiden lassen wollte, da James (Paapa Essiedu) sie kontrollierte und manipulierte, sie sich also in einer toxischen Beziehung befand. Doch als Reaktion auf die angekündigte Trennung und Scheidung reagiert James damit, dass er Harper mitteilt, dass er sich umbringen würde und sie dann dafür die Verantwortung tragen und damit leben müsste. Eine harte emotionale Erpressung. In einer späteren Situation nimmt James Harper das Smartphone weg, während sie gerade tippt, und stellt sie zur Rede, da er wieder Verrat und Hintergehung vermutet. Dabei wird er auch handgreiflich und schlägt Harper ins Gesicht. Daraufhin wirft sie ihn wütend aus der Wohnung. Es stellt sich dann heraus, dass sich James Zugang zu der darüber liegenden Wohnung verschafft hat und auf den Balkon geklettert ist. Dabei ist er in die Tiefe gefallen und wurde teilweise von einem Zaun unschön aufgespießt. War es der angekündigte Selbstmord? Oder ein Unfall beim Versuch, über den Balkon zurück in die gemeinsame Wohnung zu gelangen? Dies wird nicht aufgeklärt.

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Als Harper die Kirche verlässt, trifft sie zunächst auf einen sonderbaren Jungen, der mit ihr Verstecken spielen will und sie dann, nachdem sie Nein gesagt hat, wüst als blöde Schlampe beschimpft. Es folgt ein Gespräch mit dem aufgetauchten Dorfpfarrer, der sich Harpers Geschichte anhört, sie am Ende aber nicht tröstet, sondern ihr eher Vorwürfe macht, dass sie mit ihrem Verhalten den Vorfall um ihren Mann selbst heraufbeschworen hat. Er sieht das Fehlverhalten bei der Frau (übertriebene Reaktion), nicht beim Mann (der ist nun mal so, man sollte ihm vergeben). Vollkommen entsetzt verlässt Harper den Ort, während beim Pfarrer nun noch sexuelle Gelüste sichtbar werden, als er die Stelle der Bank, auf der Harper gerade noch saß, entsprechend berührt.

Schließlich besucht Harper eines Abends noch den (vermutlich) einzigen Pub des Dorfes, wo sie auf ein paar wenige Gäste trifft, unter anderem Geoffrey. Hier taucht dann auch ein Polizist auf, der mitteilt, dass der nackte Mann, der sich Zugang zum Garten des Landhauses verschafft und Harper nachgestellt hatte, wieder freigelassen wurde. Fassungslos von dieser Nachricht, verlässt Harper die Kneipe und geht zurück zum Landhaus, wo sich der Horror dann in dieser Nacht Bahn bricht.

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Blutiger und verstörender Kampf gegen die Männerwelt

Während eines weiteren Telefonats mit ihrer Freundin Riley bemerkt Harper, dass sich der nackte Mann erneut Zutritt zum Anwesen verschafft hat. Riley möchte Harper zu Hilfe eilen, es sind aber einige Stunden Autofahrt und beim Versuch, ihren Standort zu übermitteln, gibt es – natürlich – technische Probleme. So muss Harper die nächsten Ereignisse selbst überstehen. Flackernde Beleuchtung, schnelle Schritte, zerbrochenes Glas – Harper wird bedroht und greift zum Messer, um sich zu verteidigen. Letztlich taucht Geoffrey am Haus auf und alles scheint sich in Wohlgefallen aufzulösen. Doch nachdem er wieder verschwunden ist, tauchen plötzlich alle bekannten Charaktere auf. Den ersten Angreifer kann Harper mit dem Messer schwer verletzen und die linke Hand spalten. Anschließend tauchen der sonderbare Junge von der Kirche und der Pfarrer auf – jeweils mit derselben Verletzung an der Hand. Einer möglichen Vergewaltigung im Badezimmer kann sich Harper erwehren, indem sie den Pfarrer ersticht. Daraufhin möchte Harper das Landhaus fluchtartig verlassen, was aber aufgrund einer weiteren Begegnung (Unfall) mit Geoffrey scheitert.

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Nach einer kurzen Verfolgung und einem geschrotteten Auto taucht nun plötzlich der nackte Mann auf, der sich mittlerweile zunehmend in den Grünen Mann verwandelt hat. Der Mann scheint etwas in sich zu tragen und plötzlich erfolgt eine heftige Gebär-Szene in Nahaufnahme. Ein weiterer Mann entsteigt dem Körper, der nun Harper verfolgt. Auch dieser Mann bildet nun eine entsprechende Wölbung aus und bringt ebenfalls wieder einen anderen Mann zur Welt. Dies wiederholt sich in einer scheinbar endlosen Body-Horror-Sequenz mehrmals. Dabei handelt es sich um all die männlichen Charaktere, auf die Harper im Verlauf der Handlung getroffen ist (Geoffrey, der Pfarrer, der sonderbare Junge). Und all diese Rollen (Hausverwalter, nackter Mann, Polizist, Pfarrer, Pub-Besitzer) wurden, wie man bereits gesehen hat, alle von ein und demselben Schauspieler (Rory Kinnear) verkörpert (nur der sonderbare Junge nicht). Hiermit zeigt der Regisseur: Ein Mann ist wie der andere. Alle sind gleich, alle verhalten sich gleich (negativ) gegenüber Harper – beziehungsweise für sie ist es so. Am Ende der langen Geburts-Folge (es kommen immer erwachsene Männer zum Vorschein, keine Babys, was wohl bedeuten soll, die Charaktere sind vorbestimmt) steht Harper ihrem verstorbenen Mann James gegenüber. Dieser ist mit seinen Verletzungen (in Folge des Sturzes, unter anderem eine gespaltene Hand) nur noch ein körperliches und auch seelisches Wrack. Die beiden sitzen auf dem Sofa und James fordert erneut Harpers Liebe ein, was sie lakonisch zur Kenntnis nimmt, während sie ruhig da sitzt und eine Axt in der Hand hält.

Die nächste Einstellung, es ist mittlerweile morgen, zeigt Harper entspannt und sanft lächelnd im Garten des Landhauses sitzen. Die Axt ist nicht mehr zu sehen. Riley taucht auf und sieht Harpers demolierten Wagen, Beschädigungen auf dem Anwesen und Blutspuren. Hier ist also wirklich etwas vorgefallen, das Ganze spielte sich nicht nur im Kopf von Harper ab. Sie wurde mit ihrem Dämon konfrontiert und hat sich von diesem erfolgreich befreit. Sie hat sich ihrer (unberechtigten) Schuldgefühle entledigt und konnte sich endlich aus der belasteten Beziehung zu James befreien. Damit hat sie stellvertretend für viele Frauen einen Kampf gekämpft und gewonnen.

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Dieser Film ist also eine schonungslose Kritik des Regisseurs an stereotypen männlichen Verhaltensweisen, eine Abrechnung mit dem Patriarchat und ein Appell gegen Misogynie. Er zeigt, was manche Frauen ertragen müssen, physisch wie psychisch. Und am Ende kann es eine Erlösung geben. Der gesamte Film ist mit religiösen und sonstigen Symbolen überfrachtet: Der Grüne Mann, das Anwesen des Landhauses als Garten Eden, in dem Harper zu Beginn einen Apfel isst, die Figur des Pfarrers und seine Ausführungen, die Todesart von James, die in Teilen an den Kreuzigungsvorgang erinnert und so weiter.

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Der Streifen enthält eine Fülle an Details und Hinweisen. Und dieser Artikel ist eine Lesart. Der Regisseur hat sich nicht festgelegt und überlässt allen Zuschauerinnen und Zuschauern deren eigene Interpretation des Gesehenen.

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