Filme und Serie bedienen sich einer Vielzahl von Stilmitteln. Eines, das die Immersion gewaltig brechen, aber auch für Aha-Momente sorgen kann, ist das Durchbrechen der vierten Wand. Was das genau bedeutet und wo es benutzt wird, erklären wir euch hier.
Seit seiner Erfindung bemüht sich das Bewegtbild, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Dabei bedienen sich die Macher*innen verschiedener Methoden, wie zum Beispiel dem Match Cut, dem Jump Cut oder verschiedenen Kameraeinstellungen.
Wenn man davon spricht, die so genannte vierte Wand zu durchbrechen, dann meint man damit ein besonderes Stilmittel, das in Filmen und Serien, aber auch im Theaterspiel vorkommt. Wir erklären euch, was das bedeutet und in welchen Beispiel-Titeln genutzt wird.
Auch wenn Filme uns mit immer neuen Mitteln verzaubern, gibt es auch grobe Fehler, die erst im Nachhinein auffallen; wie bei diesen Horrorfilmen.
„Die vierte Wand durchbrechen“: Herkunft des Ausdrucks
Der Begriff entstammt ursprünglich der Welt des Theaterspiels. Traditionell wird eine Bühne als sogenannte Guckkastenbühne inszeniert, die nur drei Wände umfasst, während die Seite zum Publikum offenbleibt. Obwohl physisch keine vierte Wand existiert, spielen die Schauspielerinnen so, als wäre diese unsichtbare Grenze vorhanden, wodurch das Publikum scheinbar nicht existiert. Es entsteht eine strikte Trennung zwischen den Darstellernden und den Zuschauenden.
Doch das war nicht immer so: Bis ins 18. Jahrhundert hinein war eine direkte Interaktion mit dem Publikum nicht nur üblich, sondern oft sogar erwünscht. Erst der französische Philosoph Denis Diderot führte das Konzept der imaginären vierten Wand ein, wodurch die Zuschauerinnen zu stillen Beobachter*innen wurden, die von der Handlung ausgeschlossen blieben und die Kunst aus der Distanz erleben sollten (via Encyclopaedia Britannica).
Die Beziehung zum Publikum änderte sich allmählich im 20. Jahrhundert, sodass die Schauspieler*innen wieder mehr mit der Umgebung interagierten. Dies führte dazu, dass der Begriff „die vierte Wand durchbrechen“ Einzug ins Vokabular fand.
Bekannte Beispiele für das Durchbrechen der vierten Wand
Das Stilmittel wird sowohl im Theater als auch in Serie und Filmen nicht oft angewendet. Zumindest ist die Verwendung heutzutage nicht mehr verpönt, sondern wird auf spaßige und schockierende Weise eingesetzt. Es gibt einige berühmte Beispiele, die wir euch nicht vorenthalten wollen.
- „Malcom Mittendrin“: Hauptcharakter Malcom (Frankie Munitz) wendet sich oft zur Kamera, um mit den Zuschauer*innen über das erlebte zu sprechen.
- „House of Cards“: Auch Hauptdarsteller Francis (Kevin Spacey) agiert oft mit dem Publikum und plaudert aus dem Nähkästchen.
- „Spaceballs“: Die „Star Wars“ Parodie durchbricht öfter die vierte Wand, indem sie Stunt Double zeigt und sogar die Filmcrew mit einbezieht. Doch die bekannteste Szene mit dem Stilmittel ist diese.
- „Funny Games“: Der Horrorfilm geht sogar noch einen Schritt weiter und nimmt eine Fernbedienung zur Hilfe, um eine negative Wendung im Film „zurückzuspulen“ und somit ungeschehen zu machen, was den weiteren Verlauf des Films noch verstörender wirken lässt.
- „Kill Bill Vol. 2“: Am Anfang des zweiten Teils spricht Beatrix (Uma Thurman) direkt in die Kamera, um das Geschehene Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf ihr weiteres Handeln zu gewähren.
- „Deadpool“: Unser Lieblings-Anti-Held (Ryan Reynolds) wendet sich in allen Teilen der Reihe gerne zur Kamera und hält einen witzigen Dialog mit den Zuschauer*innen.
- „Fleabag“: In dem britischen Serien-Hit weiht Phoebe Waller-Bridge uns als Publikum regelmäßig ins Geschehen ein und bricht somit die vierte Wand.
- „The Wolf of Wall Street“: Jordan Belfort (Leonardo Dicaprio) erklärt uns, wie er an der Börse mit zwielichtigen Mitteln Geld verdient. Das tut er, während er uns direkt ansieht und durch das chaotische Großraumbüro seiner Bank läuft.
- „The Big Short“: Auch in diesem Blockbuster-Hit über Gier und das große Geld wenden sich Margot Robbie, Anthony Bourdain und Co. direkt zu uns als Zuschauer*innen, um uns die komplizierten Mechanismen zu erläutern, die zur Bankenkrise im Jahr 2008 geführt haben.