Transpapa: Sensibles Drama über ein Mädchen in der Pubertät, das plötzlich erfahren muss, dass der eigene Vater sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat.
Devid Striesow nähert sich nach einer Geschlechtsumwandlung in dem humorvollen Indie-Drama seiner entgeisterten Teenie-Tochter an.
Eine Geburtstagsüberraschung, auf die der knatschige Teenager Maren am liebsten verzichtet hätte, betrifft ihren seit Jahren abwesenden Vater, der tatsächlich als Frau in einer anderen Stadt lebt. Daraus entwickelt sich ein Vater-Tochter-Drama, das für Transsexualität und alternative Lebensentwürfe wirbt und in dem Nachwuchsregisseurin Judith Mettke autobiografische Erfahrungen verarbeitet.
Ihr Spielfilmerstling im waschechten Independent-Gewand setzt auf diffizile bis schrullige Charaktere, die sich aneinander reiben, was hart an der Realität kratzt, aber auch trockenen, gut dosierten Humor und fast schon Kaurismäki-artige Kauzigkeit kennt. Vorstellig wird Luisa Sappelt („Madonnen“) als Maren, die mit sich und der Welt im Clinch liegt, genervt von allem und jedem, ausgesprochen unleidig und so frostig wie die kalte Jahreszeit, in der „Transpapa“ spielt. Empört über die Lügentaktik ihrer sonst so locker-jugendhaften Mutter Ulrike, die ihr seit acht Jahren verschweigt, dass Bernd, der Vater des Trennungskinds, mitnichten nach Nepal exiliert ist, sondern sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und als Frau nahe Köln lebt, reist Maren heimlich zu ihm. Nur heißt er jetzt Sophia (Devid Striesow beweist Würde und Wandlungsfähigkeit), sieht sich als andere Person, bemüht sich aber sehr um die humorlose Maren, an der noch alle Auflockerungsversuche abprallen.
Das vorsichtige Herantasten des spröde-kratzbürstigen Mädchens und ihres überkandidelt weiblich-tuntigen Erzeugers sorgt für Heiterkeit, forscht aber auch sensibel die Gefühlslagen von Menschen aus, die sich einigermaßen weit vom Glück entfernt haben. Identitätsfindung, Bekenntnis zueinander und Akzeptanz sind Problemstellungen, mit der vor allem Maren überfordert ist, von ihrer Mutter ganz zu schweigen. Wie sich Geschlechterfragen einschleichen, dazu eigenwillige Lebensmodelle, deren Selbstbefreiung die Spießigkeit mitunter neu zementiert, wie daraus ein irritierendes Patchworkfamilien-Bild entsteht, das sind nur einige der Stärken eines ungewöhnlichen Coming-of-Age, das nie (ver)urteilt, sondern dem Zuschauer selbst überlässt, wie er diese lebensecht beobachteten Figuren bewertet. tk.