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Schande

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Disgrace: Starkes, verstörendes Drama nach dem preisgekrönten Roman von J. M. Coetzee.

Poster Schande

Schande

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Handlung und Hintergrund

Der 52-jährige David Lurie lehrt in Kapstadt romantische Poesie und verführt mit Vorliebe blutjunge, farbige Studentinnen. Das jüngste Opfer des selbsterklärten Diener des Eros, Melanie, und ihr Freund machen die Affäre publik. David will sich nicht entschuldigen und gibt freiwillig seinen Posten auf. Er besucht seine lesbische Tochter Lucy, die ganz allein auf dem Land auf einer Farm lebt und arbeitet. Als sie dort von drei schwarzen Jugendlichen überfallen, Lucy vergewaltigt, und er verletzt wird, beginnt ein Umdenkungsprozess bei David.

Darsteller und Crew

  • John Malkovich
    John Malkovich
  • Jessica Haines
  • Eriq Ebouaney
  • Fiona Press
  • Antoinette Engel
  • Steve Jacobs
  • Anna Maria Monticelli
  • Yves Marmion
  • Wouter Barendrecht
    Wouter Barendrecht
  • Julio DePietro
  • Michael J. Werner
  • Steve Arnold
  • Alexandre Franceschi
  • Anthony Partos
  • Graeme Koehne

Bilder

Kritiken und Bewertungen

2,3
3 Bewertungen
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Kritikerrezensionen

    1. Schande: das ist der Punkt, um den sich alles dreht. Und der dennoch – außer im Filmtitel – nie angesprochen wird. Das ist das Kunstvolle, das Schöne an diesem Film: dass er thematische Kreise zieht, deren Mittelpunkt nicht erklärt, nicht definiert wird, sondern vom Zuschauer selbst erschlossen werden muss. Der dem Zuschauer also nicht alles aus einer Instant-Packung mundgerecht vorsetzt, der dafür gerade dadurch, dass er geistige und moralische Mitarbeit fordert, den Zuschauer mehr involviert.

      Dabei hilft natürlich die Hauptfigur. John Malkovich spielt den Professor Lurie in Südafrika, und er legt sein ganzes Können in die Rolle. Malkovich, der an der Oberfläche so leise, so sanftmütig erscheint, lässt es in tieferen Charakterschichten brodeln, ohne es zum Ausbruch kommen zu lassen. Mit seismographischem Gespür für die Nuancen seiner Figur stellt er einen widersprüchlichen, ambivalenten Charakter dar, mal liebevoll zur Tochter, mal gleichgültig bis hasserfüllt zu anderen, vornehmlich Schwarzen; mal ein geiler alter Bock, der seine Lust lebt, ohne Rücksicht auf Verluste.

      Mit dem Besuch einer Prostituierten beginnt der Film, und es geht weiter mit Luries Ausnutzung seiner übergeordneten Stellung, als er eine junge, halbschwarze Studentin verführt; naja: eigentlich ist es eine Art Vergewaltigung ohne physische Gewalt. Das kostet ihn den Job, und er ist uneinsichtig. Er sieht auch nicht ein, warum seine Tochter die Hälfte der Farm an einen Schwarzen verkauft hat, der – so der Verdacht von Lurie – schließlich das ganze Land übernehmen will. Wo er doch eigentlich nur einfacher Hilfsarbeiter sein sollte! Und er sieht nicht ein, warum seine Tochter nach wie vor auf dem Land leben will, wo es keine Sicherheit gibt vor marodierenden Banden.

      Das ist der private Kreis der Schande, in dem sich Lurie bewegt, aussichtslos gefangen in den eigenen Verhaltensweisen, in den eigenen Vorurteilen: der die Schwarzen als Verfügungsmasse sieht, der nicht umgehen kann mit dem Hass, den manche nach jahrzehntelanger Unterdrückung den Weißen entgegenschlagen lassen; der seine Position der Stärke verloren hat und dieser vergeblich nachjagt. Der mit der neuen Zeit nichts anfangen kann, denn der Film spielt kurz nach dem Ende der Apartheid-Politik in Südafrika. Und das ist der große Kreis der Schande, in den alles eingebettet ist.

      Traditionen brechen nun auf, die jahrzehntelang unterdrückt worden sind, und sie reiben sich mit den weißen Gesetzen, mit westlichen Moralvorstellungen. Wie Vergewaltiger geschützt werden können, nur weil sie zur Familie gehören; wie die schwarzen Arbeiter nur mit Muskelkraft und dem Familienverband, der Schutz gegen Raub-, Mord- und Vergewaltigerbanden bietet, ihr Land vergrößern, gar Weiße zu übertreffen sich anschicken: das geht über den Verstand von Lurie. Und zugleich ist klar – wenn auch nicht für ihn –, dass nur so ein Weg in die neue Zeit geebnet werden kann, wenn sich die weißen „Herren“ einlassen auf das Land, in dem sie leben.

      Schande schließt späteres Verzeihen, Versöhnen, Zueinanderfinden nicht aus; doch der Weg dahin ist steinig, und Lurie muss einiges zurücklassen; vielleicht wird er auch nie bis zum Ziel kommen. Die Überwindung vergangener Sünden, die Bewältigung des Schmerzes von Jahrzehnten erzählt der Film anhand seiner kleinen Familiengeschichte – und in einer kleinen Theaterszene, in der die Studentin mitspielt, in die sich Lurie verliebt hat, die er geschändet hat. Eine bunte Farce ist das im schwulen Friseursalon, und es gibt Witze mit einem Besen, der alles bereinigt, und mit Kaffee, der schwarz, weiß oder als Cappuccino getrunken werden kann. Im Lachen über diese überdrehte Lächerlichmachung der todernsten gesellschaftlichen Situation sind alle im Publikum gleich.

      Fazit: John Malkovich ist die perfekte Besetzung für einen südafrikanischen Professor, der mit der neuen Zeit nach dem Ende der Apartheid nicht zurechtkommen will.
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    2. Schande: Starkes, verstörendes Drama nach dem preisgekrönten Roman von J. M. Coetzee.

      In der Adaption von Nobelpreisträger J.M. Coetzees kontroversem Roman erlebt John Malkovich als Literaturprofessor am eigenen Leib brutal den Wandel Südafrikas.

      Vor zehn Jahren erschien „Schande“, der die gewalttätigen Umwälzungen in Südafrika kurz nach Ende der Apartheid seziert - ein selbst im südafrikanischen Parlament kontrovers diskutiertes Werk, das nicht nur den Booker-Preis gewann, sondern auch mit den Ausschlag zur Verleihung des Literaturnobelpreises an den in Kapstadt geborenen Schriftsteller gab. Die postkoloniale Hochburg der weißen Unterdrücker ist auch Ausgangspunkt eines intimen Dramas, das zugleich als Parabel auf gesellschaftliche Brennpunkte dient.

      Der intellektuelle Ästhet David Lurie (Paraderolle für John Malkovich), Literaturprofessor wie einst Coetzee, lehrt romantische Poesie und gefällt sich als byronesker Ironiker, geleitet von Stolz und Vorurteil. Der selbsternannte „Diener des Eros“ steigt neuerdings der farbigen Studentin Melanie nach, die sich als obskures Objekt der Begierde erweist, seinen Zudringlichkeiten erst indifferent, anschließend verstört begegnet. Ihr aggressiver Freund bedroht David, der im Hörsaal vielsagende Gedichte zitiert, die das Geschehen und sein Gefühlsleben paraphrasieren. Erfolglos, denn schließlich wird die Affäre publik und nach einem handfesten Skandal sieht der Casanova nur einen Ausweg, mit erhobenem Haupt den Anschuldigungen zu begegnen: Er quittiert den Dienst und zieht sich auf die abgeschiedene Farm seiner lesbischen Tochter Lucy (stark: Jessica Haines) zurück. Hier zeigt sich der Romantiker, der seine Gefühle hinter einer Maske süffisanter Bemerkungen versteckt als unfähig, seine koloniale Attitüde abzulegen und der veränderten Gegenwart zu begegnen. Dafür bricht diese umso brutaler ein: Ein Trio schwarzer Plünderer überfällt das Haus, erschießt die Hunde, versucht ihn zu töten und vergewaltigt Lucy. Diesen (Kultur)schock überlebt David schwer gezeichnet. Als Lucy von einer Anzeige absieht und ihr farbiger Hilfsarbeiter Petrus (Eriq Ebouaney) offenbar die Kriminellen deckt, zerbricht Davids Weltbild endgültig.

      Steve Jacobs („Die schöne Spanierin“) wirft einen verstörenden Blick auf die Seele eines Landes, das nicht nur zwischen Schwarz und Weiß zerrissen ist, wo Rassismus, Gewalt und Sexualität ineinander fließen, sich Trennlinien irritierend auflösen, um neuen, schmerzhaften Verflechtungen zu weichen. Weshalb auch Lucy quasi für die Sünden ihres Vaters büßt und die Erniedrigung als Teil ihrer Überlebensstrategie in Kauf nimmt: Sie schaut nur nach vorne, David nur zurück. Zwar gelingt es nicht, die Motive der Personen bis ins Letzte zu ergründen, was die Plausibilität mitunter erheblich schwanken lässt. Aber damit trifft das schwierige Werk genau den heiklen, provokanten Ton der Vorlage. Das verlangt vom Zuschauer einiges und der Film reizt seine Metaphern - wie die des Hundelebens - bis zum Äußersten aus. Doch steht er auf Augenhöhe von jüngeren Weltliteraturverfilmungen wie „Der menschliche Makel“ oder „Elegy“.

      tk.
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