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Ray

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Ray: Energiegeladenes Biopic über das Musiker- und Privatleben des blinden Soulgenies Ray Charles.

Handlung und Hintergrund

Drei Hürden musste Ray Charles, geboren 1930 in Albany, Georgia, gleich zu Beginn seiner Karriere nehmen, als er 1947 auf eigene Faust von Florida nach Seattle reiste, um als professioneller Musiker arbeiten zu können: Er war blind (seit seinem sechsten Lebensjahr), arm und Schwarz. Als Leader einer kleinen Tingel-Band und bald als Chart-Sensation gelingt es ihm schließlich, auch das Weiße Publikum zu begeistern und zur lebenden Legende zu werden - allerdings nicht, ohne einen hohen persönlichen Preis dafür zu zahlen.

Jamie Foxx empfiehlt sich als Oscar-Preisträger im fesselnden Musikerportrait und klangvollen Sittengemälde von Taylor Hackford („Ein Offizier und Gentleman„).

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Taylor Hackford
Produzent
  • William J. Immerman,
  • Jamie Rucker King,
  • Howard Baldwin,
  • Karen Baldwin,
  • Stuart Benjamin
Co-Produzent
  • James L. White
Darsteller
  • Jamie Foxx,
  • Kerry Washington,
  • Terrence Howard,
  • Aunjanue Ellis,
  • Bokeem Woodbine,
  • Regina King,
  • David Krumholtz,
  • Wendell Pierce,
  • Warwick Davis,
  • Robert Wisdom,
  • Clifton Powell,
  • Harry Lennix,
  • Larenz Tate,
  • Richard Schiff,
  • Sharon Warren,
  • Curtis Armstrong,
  • C.J. Sanders,
  • Chris Thomas King,
  • Thomas Jefferson Byrd,
  • Rick Gomez,
  • Denise Dowse,
  • Patrick Bauchau,
  • Kurt Fuller
Drehbuch
  • Robert Eisele,
  • James L. White
Musik
  • Ray Charles,
  • Craig Armstrong
Kamera
  • Pawel Edelman
Schnitt
  • Paul Hirsch
Casting
  • Nancy Klopper

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,2
9 Bewertungen
5Sterne
 
(5)
4Sterne
 
(3)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(1)

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Kritikerrezensionen

    1. Ray Charles war einer der großen Musiker des letzten Jahrhunderts, Jazzmusiker, Godfather of Soul, Hitgarant. Nun, wenige Monate nach seinem Tod am 10. Juni 2004, versucht das Biopic von Taylor Hackford, einen Blick in die Seele von Ray Charles zu werfen.

      Charles macht in Seattle recht schnell Karriere als Jazzpianist. Seine musikalische Laufbahn zeigt der Film als stetigen Aufstieg, ohne Rückschläge, vom ersten Plattenvertrag beim „Swingtime Records“-Label über die Zeit bei „Atlantic“ bis zum spektakulären Vertrag mit dem „ABC-Paramount“-Label, der ihm die Rechte an seinen Songs zusicherte. Die musikalische Entwicklung wird ebenfalls als Erfolgsgeschichte gezeigt, vom Nat King Cole-Epigonen bis zum Entwurf seines eigenen Stils. Ray Charles kombinierte ale erster R’n’b- und Gospelelemente und schuf damit die Soulmusik, mitreißend, spirituell und sexy. Und Charles wandte sich dem Country- und Western zu. Bei „Atlantic Records“ nahm er in einem kleinen, intimen Studio auf, hier kreierte er seine Soulmusik – nach dem Wechsel zu „ABC-Paramount“ war er der absolute Herr über seine Musik, verwendete Orchester, und hier hatte er seine größten Hits: „Hit the Road, Jack“, „Unchain my Heart“, „I Can’t Stop Loving You“, „Georgia on my Mind“; und auch sein Publikum veränderte sich, es wurde größer und es wurde weißer, mainstreamiger wie seine Musik.

      Der musikalische Erfolg wird begleitet von privaten Krisen. Seine Affären mit Backgroundsängerinnen, vor allem aber seine Heroinsucht entfremden ihn mehr und mehr von der geliebten Familie. Auf dieser Seite seines Lebens zeigt sich die Einsamkeit, die ihn stets umgibt, die Einsamkeit des Genies, die Einsamkeit des harten Geschäftsmannes, die Einsamkeit des Abhängigen. Er kann hart verhandeln und schlägt die besten Deals heraus, doch damit verliert er Freunde, Mitmusiker – der mächtige Mann an der Spitze ist allein, und er ist misstrauisch. Zu oft war er hintergangen worden als Schwarzer und als Blinder. Mit seinen wachsenden Erfolg, mit seinem Reichtum versucht er seine Familie zurückzugewinnen, und er finanziert seine Sucht, die ihn von ihr entfernt.

      Der Film konzentriert sich auf die Peron Ray Charles. Gesellschaftliche Belange wie Rassentrennung und Diskriminierung fließen nur ein, wenn sie das Universum von Charles berühren – er weigert sich, in Georgia aufzutreten, weil sein Publikum im Saal den Gesetzen der Rassentrennung unterworfen wäre, daraufhin wird er gänzlich aus dem Bundesstaat Georgia verbannt. Manchmal verkürzt der Film etwas zu stark, die Blicke, die sich Liebesrivalen auf der Bühne zuwerfen, sind zu deutlich; und der Song „Hit the Road, Jack“, so suggeriert der Film, sei entstanden bei Rays Trennung von einer Geliebten – der Anspann enthüllt, dass das Lied nicht von Charles komponiert wurde.

      Taylor Hackford zeichnet dennoch ein subtiles Bild einer Seele, die verletzt wurde und sich schützt, die zugleich nach Menschen giert, denen sie vertrauen kann. Jamie Foxx hat immer ein angespanntes Gesicht, die blinden Augen zugekniffen, die Schultern hochgezogen; und wenn er spielt, dann verzieht sich sein Mund zu einem verzückten Lachen, und sein Oberkörper schwingt ekstatisch hin und her – seine Darstellung von Ray Charles ist großartig, er ahmt die Manierismen des Musikers perfekt nach, ohne dass sie aufgesetzt wirken, eine Performance aus einem Guss. In der Gleichzeitigkeit von Verkniffenheit und Ekstase in Charles’ Gestik und Mimik spiegelt sich der Zwiespalt der beiden Seelen in seiner Brust, der liebenden und der einsamen. Manchmal liegt er, der eben noch die Höhen der lustvollen Musik erklommen hat, ermattet und apathisch auf dem Sofa, die Nadel neben sich. Und in diesen Momenten kehrt die Erinnerung an das Trauma seiner Kindheit wieder, das ihn quält.

      In diesen Flashbacks in die Vergangenheit geht Hackford zu weit. Er spinnt in seinem Film den Charakter von Ray Charles sehr fein aus: Die Demütigungen in seiner Jugend als blinder Schwarzer, die ihn zu einem knallharten Geschäftsmann werden lassen, die Einsamkeit, wenn er auf Tour von Frau und Sohn getrennt ist, die ihn zum Heroin und zu seinen Geliebten treibt, der musikalische Erfolg, der ihn verändert, der ihn reicher macht, aber nicht unbedingt glücklicher im privaten Bereich: Das ist ein schön gewobenes Charakterporträt, auch wenn man das dahinterliegende Strickmuster noch erkennen kann.

      Doch wenn der Film zurückkehrt in die Kindheit von Ray Charles, dann wird deutlich, dass alles mit sehr dünnem Garn gestrickt ist: Rays Bruder George war im Waschzuber der Mutter, einer Wäscherin, ertrunken, und Ray, der noch zu jung war um zu begreifen, sah tatenlos zu – hier sieht der Film den Schlüssel zu Rays Persönlichkeit. Seine Blindheit, die wenige Monate nach der Beerdigung des Bruders durch den Grünen Star hervorgerufen wurde, wird suggestiv mit dem Tod des Bruders verbunden, wenn die Tränen auf der Beerdigung mit den durch die Salbe tränenden Augen verknüpft werden. Um dieses Trauma zu vergessen, nimmt Ray Drogen, und damit zerstört er beinahe sein Leben. Diese monokausale Erklärung für Rays Charakter ist recht fadenscheinig, alles lässt sich auf das Trauma zurückführen, und das beschädigt den Film, der über weite Strecken faszinierend von der Musikerlegende erzählt.

      Erst als sich Ray Charles in einer Drogenklinik mit seinem Trauma, das heißt mit sich selbst auseinandersetzt, kann er vom Heroin lassen – die Bewältigung der Vergangenheit ist zugleich die Bewältigung der gegenwärtigen Probleme.

      Und dann bietet der Film einen fatalen Kurzschluss an: „Georgia on my Mind“ erhält eine ganz neue Bedeutung, wenn man an Rays George-Trauma denkt, und nach der Heilung von Ray Charles durch die Auflösung seines Kindheitstraumas springt der Film über die Jahre bis zu dem Tag, als Charles’ Auftrittsverbot in Georgia aufgehoben und „Georgia on my Mind“ zum offiziellen Lied des Bundesstaates erkoren wird: die Heilung durch Aussöhnung ist vollendet.

      Fazit: Porträt des durch Jamie Foxx großartig dargestellten „Godfather of Soul“ Ray Charles, das aber durch die monokausale Begründung des Charakters aus einem Kindheitstrauma stark verliert.
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    2. Ray: Energiegeladenes Biopic über das Musiker- und Privatleben des blinden Soulgenies Ray Charles.

      Pionier, Visionär, Vorreiter: Will man dem Leben eines Giganten wie Ray Charles filmisch gerecht werden, geht das eigentlich nicht anders als in Form eines Epos. Aber trotz zahlreicher hypnotischer Musiksequenzen, in denen die größten Hits des Erfinders der Soul-Musik in hinreißenden Fassungen dargeboten werden, und dem Abfeiern seiner Karrieretriumphe ist Taylor Hackfords süffiges, Energie geladenes Biopic kein schönfärberisches Heldengemälde: Das Jammertal, u. a. Charles‘ Kampf mit seinen inneren Dämonen, seine Vielweiberei und seine Jahrzehnte lange Heroinsucht, wird in diesem komplexen und in satten Farben gefilmten Sittenbild ebenso thematisiert wie die Höhenflüge, weil sie, wie der Regisseur argumentiert, Kehrseiten der selben Medaille sind. Und über all dem thront die unglaubliche Darstellung von Jamie Foxx als „Ray“, der sich als erster ernsthafter Oscar-Anwärter des Jahres empfiehlt.

      Drei Hürden musste Ray Charles, geboren 1930 in Albany, Georgia, gleich zu Beginn seiner Karriere (und danach immer wieder nehmen), als er 1947 auf eigene Faust von Florida nach Seattle reiste, um als professioneller Musiker arbeiten zu können: Er war blind (seit seinem sechsten Lebensjahr), er war arm, er war schwarz. Mit den mahnenden Worten seiner Mutter, er solle sich niemals im Leben wie ein Krüppel behandeln lassen, setzt der Film an dieser Stelle ein. Ray befolgt ihn. Während seiner Zeit als Begleitmusiker im Chitterlings-Circuit (das Tingeln durch schwarze Clubs), als Leader einer kleinen Band, die sich schnell eine Fangemeinde erspielt, als Entdeckung von Atlantic Records, deren Chefs ihn ermutigen, einen eigenen, unverkennbaren Stil zu entwickeln, schließlich als Chart-Sensation, der es sogar gelingt, das weiße Publikum zu begeistern. Mit viel Flair und Gespür erweckt Hackford nicht nur die Zeit mit eindringlichen Bildern zum Leben, sondern bannt auch die elektrisierende Musik und entsprechenden Auftritte von Charles auf die Leinwand. Die Hits geben den Rahmen vor, werden aber auch so clever eingesetzt, dass sie stets einen narrativen Zweck erfüllen: In einer herrlichen Passage hilft ihm „I Got a Woman“, buchstäblich eine eigene Stimme zu finden. „What’d I Say“ mit seinem unwiderstehlichen Ruf-Antwort-Schema entsteht rein zufällig bei einem Auftritt, als seiner Band die Lieder ausgehen. „Hit the Road Jack“, „Unchain My Heart“ und „I Can’t Stop Loving You“ sind weitere Meilensteine in Karriere und Leben Charles‘ - entsprechend endet „Ray“ auch in den 70er Jahren, als er den Zenit seines Schaffens gerade überschritten hat.

      Die Musik ist der Motor. Sie speist den Film, wie sie auch das Leben von Ray Charles gespeist hat: Wenn Hackford, der bereits 1987 in der Chuck-Berry-Doku „Hail! Hail! Rock’n’Roll“ bewiesen hatte, wie perfekt er Bilder mit dem Rhythmus von Popmusik synchronisieren kann, auf das Privatleben von Charles blickt, ist das stets untrennbar mit seinem Schaffensdrang und der dazugehörigen Lust auf Leben und Erfahrung verbunden. Wenn er sich anderen Frauen hingibt oder bereitwillig Drogen nimmt, dann entspringt das der gleichen Quelle, die ihn auch Musik fühlen lässt. Und es ist ein Verdrängungsmechanismus, wie zahlreiche, farblich leicht übersteuerte Rückblenden deutlich zeigen: Mit Musik, Sex und Rausch kann Ray Charles vergessen, dass er aus armen Verhältnissen stammt, ein Schwarzer ist und sein Augenlicht verloren hat. Und er lässt die Stimmen in seinem Kopf verstummen, die ihm einreden, er trage schuld am Unfalltod seines Bruders.

      So entsteht eine dramatische Dynamik, die dem Film eine eigentümliche Spannung verleiht: Tatsächlich bleibt Ray Charles ein Enigma - ein Mann buchstäblich ohne Augen, dessen omnipräsente Sonnenbrille den Blick in seine Seele verweigert, obwohl man hautnah an seinen Triumphen, seinem Glück, seinem Schmerz teilhat. Nie ist Charles so richtig greifbar, weil er stets auf einem anderen Planeten zu leben scheint als alle anderen. Jamie Foxx, nach „Collateral“ mit seiner zweiten starken Leistung in diesem Jahr, bringt das perfekt rüber, speziell wenn seine Figur mit unausweichlichen Realitäten, etwa dem Gesetz, seinen Mitmusikern oder seiner Ehefrau, konfrontiert wird. Da fliegen Funken, wie sie in Biopics ganz selten fliegen. So mag „Ray“ die politische Dimension eines „Ali“ weitgehend vermissen, und doch lässt er keine Wünsche offen. Nicht nur für Musikfans (die sich freuen werden, dass man auch Black-Music-Größen wie Quincy Jones, Ahmet Ertegun, Jerry Wexler oder David Newman als Figuren antrifft) rockt er wie kaum ein Film zuvor. Ray Charles kann stolz sein.

      Der Film entstand mit der vollen Unterstützung von Ray Charles, der ihn in einer vollständigen Schnittfassung vor seinem Tod am 10. Juni 2004 sah und ihm seinen Segen gab. ts.
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