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Michael Kohlhaas

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Michael Kohlhaas: Stilisierte, wuchtige Adaption von Heinrich von Kleists Novelle um einen betrogenen Pferdehändler, der gegen die Herrschenden aufbegehrt.

Handlung und Hintergrund

Pferdehändler Kohlhaas führt mit seiner Familie auf dem eigenen Hof ein glückliches Leben. Da verlangt der Verwalter des neuen Barons eines Tages ohne rechtliche Grundlage einen Passierschein. Kohlhaas muss zwei Rappen als Pfand zurücklassen, die er später in miserablem Zustand zurücknehmen soll. Gegen dieses Unrecht reicht der Mann erfolglos Klage ein. Als seine Frau dann noch nach Misshandlungen der Untergebenen des Lehnsherrn stirbt, begibt er sich mit seinen Getreuen auf einen Feldzug gegen die Herrschenden und hält das Land in Atem.

Pferdehändler Kohlhaas führt mit seiner Familie auf dem eigenen Hof ein glückliches Leben, bis der Verwalter des neuen Barons eines Tages ohne rechtliche Grundlage einen Passierschein verlangt. Kohlhaas muss zwei Rappen als Pfand zurücklassen, die er später in miserablem Zustand zurücknehmen soll. Gegen dieses Unrecht reicht der Mann erfolglos Klage ein. Als seine Frau dann noch nach Misshandlungen der Untergebenen des Lehnsherrn stirbt, begibt er sich mit seinen Getreuen auf einen Feldzug gegen die Herrschenden.

Als ihm willkürlich sein Eigentum genommen wird, begehrt ein Pferdehändler auf und zieht gegen die Besitzenden ins Feld. Stilisierte, wuchtige Adaption von Heinrich von Kleists Novelle mit Mads Mikkelsen in der Titelrolle.

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Darsteller und Crew

  • Mads Mikkelsen
    Mads Mikkelsen
  • Bruno Ganz
    Bruno Ganz
  • Denis Lavant
    Denis Lavant
  • Mélusine Mayance
    Mélusine Mayance
  • David Kross
    David Kross
  • Sergi Lopez
    Sergi Lopez
  • Amira Casar
    Amira Casar
  • David Bennent
    David Bennent
  • Roxane Duran
    Roxane Duran
  • Swann Arlaud
    Swann Arlaud
  • Delphine Chuillot
  • Paul Bartel
  • Jacques Nolot
  • Richard Capelle
  • Nicolas Capelle
  • Guillaume Delaunay
  • Arnaud des Pallières
    Arnaud des Pallières
  • Christelle Berthevas
  • Serge Lalou
  • Florence Gilles
  • Jeanne Lapoirie
  • Sandie Bompar
  • Martin Wheeler
  • Sarah Teper
  • Leila Fournier

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,4
5 Bewertungen
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. "Michael Kohlhaas" versetzt die gleichnamige Novelle Heinrich von Kleists aus dem deutschen Osten in die französischen Cevennen. Der Ortswechsel betont in der Inszenierung von Arnaud des Pallières ("Adieu", "Parc") die Allgemeingültigkeit des Stoffs: Ein Mann, der sich gegen eine missbräuchliche Obrigkeit auflehnt und um Gerechtigkeit kämpft – diese klassische Konstellation fügt sich seit dem Ende des Mittelalters in nahezu jede Umgebung. Heinrich von Kleist erörterte am Beispiel dieses frühen Extremisten das Für und Wider moralischer Konsequenz und Unbeugsamkeit. Aus dem ins Philosophische driftenden Grundsatzdiskurs wird in dieser Literaturverfilmung eine emotionale, atmosphärisch dichte Ballade mit einem ikonenhaften Mads Mikkelsen in der Titelrolle.

      „Ich habe Prinzipien", sagt Kohlhaas einmal im Film. Er ist ein protestantischer, arbeitsamer Charakter, frei und stolz. Es ist herrlich, wie Mikkelsen allein schon durch die Kopfhaltung die Eigenschaften dieser Figur ausdrückt. Die Sturheit, die Kohlhaas bei Kleist nicht nur Bewunderung einbringt, sondern auch zahlreiche Sympathien kostet, verklärt das filmische Heldenepos als unausweichliche Tragik.

      Stilistisches Leitmotiv ist die Last des drohenden Unheils. Kohlhaas und seine Tochter Lisbeth (Mélusine Mayance) verstummen im Bewusstsein dessen, welchen Preis es kosten wird, sich gegen die Verhältnisse aufzulehnen. Wenn Kohlhaas mit seinen Begleitern im Nebel über die steinigen Bergwiesen reitet, wirkt er von dieser kargen Landschaft gestählt. Oft pfeift der Wind und die Percussionrhythmen des Soundtracks kündigen den nahenden Kampf an. Die Bildkompositionen – etwa wenn die tote Judith in weißem Kleid aufgebahrt im Freien liegt – haben eine Schwäche für romantische Überhöhung, die das Dramatische und das Melodiöse verbindet.

      So wirkt der Film wie eine gesungene Version des Kohlhaas-Stoffes, die auch ihre Nachteile hat. Die Betonung des fatalen Verlaufs verhindert, dass man sich näher in die Konflikte einbezogen fühlt. Auch beim Versuch, die konkrete Relevanz oder Aktualitätsbezüge auszuloten, lässt einen die große Geste des Films allein.

      Fazit: Mit einem ikonenhaften Mads Mikkelsen in der Titelrolle gerät "Michael Kohlhaas" zur romantisch überhöhten Ballade über den von Heinrich von Kleist geschaffenen Gerechtigkeitskämpfer.
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    2. Michael Kohlhaas: Stilisierte, wuchtige Adaption von Heinrich von Kleists Novelle um einen betrogenen Pferdehändler, der gegen die Herrschenden aufbegehrt.

      Stilisierte, wuchtige Adaption von Heinrich von Kleists Novelle um einen betrogenen Pferdehändler, ideal besetzt mit Charakterkopf Mads Mikkelsen.

      Als „Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität“ bezeichnete Ernst Bloch „Michael Kohlhaas, Titelfigur von Heinrich von Kleists 1810 erschienener Novelle, ein Schulstandardwerk, das immer wieder gerne von Filmemachern adaptiert wird. Nach Wolf Vollmar („Michael Kohlhaas“, 1967″), Volker Schlöndorff („Michael Kohlhaas - der Rebell“, 1969) und John Badham (!) mit seiner Western-Variante „The Jack Bull“ (1999) hat sich nun Arnaud des Pallières der universellen Geschichte vom Widerstand gegen Willkür, vom Kampf des Individuums gegen die Obrigkeit angenommen.

      Der Franzose des Pallières hält sich eng an den deutschen Literaturklassiker, verlegt lediglich die im 16. Jahrhundert angesiedelte Handlung von Brandenburg und Sachsen in die Cevennen, eine karge, zerklüfte Gebirgsregion wie geschaffen für diese Tragödie eines aufrechten Mannes. Mit imposanten, fast bedrohlichen Naturaufnahmen beginnt er seinen Film, dessen bedächtiges Tempo er immer wieder mit klug eingesetzten Tonbildscheren bricht. Kohlhaas treibt seine Pferd Richtung Markt. Mittelalterliche (Trommel-)Musik liegt über der Szene, stark sind die Umweltgeräusche zu hören - Wind, Insekten, Vögel -, dem Tondesign kommt immense Wichtigkeit zu.

      Ein fehlender, zu Unrecht geforderter Passierschein, führt dazu, dass der Pferdehändler

      den Untergebenen des Lehnsherren zwei Rappen als Pfand überlassen muss, die er später in miserablem Zustand zurücknehmen soll. Erfolglos zieht Kohlhaas dagegen vor Gericht. Als seine Frau dann noch nach Misshandlungen der Schergen des Barons stirbt, schart er seine Getreuen um sich und zieht gegen die Herrschenden zu Felde.

      Um den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit geht es, um Schinderei und Ohnmacht, um Religion. Mag das Drama auch in der Historie spielen, sind die Parallelen zur Gegenwart - Unterdrückung, Glaubenskampf und Volkszorn - jederzeit (be-)greifbar. Minimalistisch, kantig und wortkarg legt der ideal besetzte Mads Mikkelsen -u.a. unterstützt von Bruno Ganz, David Kross und David Bennent - den unbescholtenen Mann an, der zum Rebellen wird. Die Dialoge sind minimal, manchmal gar unverständlich, der Fokus liegt auf den strengen, kontrastreichen, wohl ausschließlich mit natürlichem Licht gedrehten Bildern. Kamerafrau Jeanne Lapoirie hat sich deutlich am rigiden Stil Robert Bressons („Lancelot, Ritter der Königin“) orientiert. Halbnahe und nahe Einstellungen dominieren, selbst in den wenigen, zurückgenommen und einfach choreographierten Actionszenen. Frei nach Stéphane Hessel: „Empört euch!“. geh.
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      1. Europa, 16. Jahrhundert. Der Pferdehändler Michael Kohlhaas möchte seine Tiere zu einem Markt bringen. Doch unterwegs werden sie ihm aufgrund eines fehlenden Passierscheins abgenommen. Als Kohlhaas merkt, dass ihm die Justiz in diesem ungerechten Prozess nicht beistehen wird, entschließt er sich zur Selbstjustiz, als Rache für das, was ihm genommen wurde. Doch sein persönlicher Kampf mit den Obrigkeiten breitet sich bald aus und entfacht ein Feuer, das nicht mehr zu kontrollieren ist. Vor über 200 Jahren verfasste Heinrich von Kleist die Novelle rund um Michael Kohlhaas, die zu einer der wichtigsten Werke der deutschen bzw. europäischen Literatur gehört. Der französische Regisseur Arnaud des Pallières hat sich in seinem Langfilmdebüt der Geschichte nun erneut angenommen und stellt sie, trotz des historischen Settings, in einen brandaktuellen Kontext. Denn die Situation des Michael Kohlhaas, also der Kampf des kleinen Bürgers gegen die allmächtig wirkende Obrigkeit, ist gerade in heutiger Zeit wieder mehr als nachvollziehbar. Verkörpert wird Kohlhaas von Mads Mikkelsen, der durch sein intensives Spiel sowohl die wilde Entschlossenheit und Wut als auch die hoffnungslose Verletzlichkeit des geschlagenen Rebellen verkörpert. Die raue französische Landschaft liefert die perfekte Kulisse für das tragische Schauspiel und durch ein überragendes Sound-Design erhält sie die passende atmosphärische Tiefe. Ein beeindruckender Film über die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit und eine gelungene Literaturverfilmung eines Werkes mit ungebrochener gesellschaftlicher Relevanz.

        Jurybegründung:

        Zu Unrecht wird der Pferdehändler Michael Kohlhaas gezwungen, an einer Grenzstation zwei seiner Pferde als Pfand zurück zu lassen. Bei der Rückkehr erkennt er seine Tiere nicht wieder: Sie wurden zu schwerer Feldarbeit missbraucht, geschunden, ausgemergelt, verletzt und sind schwer verwahrlost. So mag er sie nicht zurücknehmen. Auch seinen Knecht findet er schwer misshandelt vor. Als Kohlhaas das Recht auf dem Klageweg verwehrt wird, rächt er sich mit Waffengewalt und einem nächtlichen Überfall mit zahlreichen Toten. Erst nachdem sein Widerstand Unterstützung findet und zum Aufstand wird, lenkt die Obrigkeit ein. Kohlhaas erhält schließlich zurück, was er beanspruchen kann, muss aber seinerseits einstehen für seine Taten und stirbt durch das Schwert.

        Es geht in diesem Film um die großen Fragen von Gerechtigkeit, Widerstand gegen Willkür, zivilen Ungehorsam, um den aufrechten Kampf eines unbeugsamen Individuums gegen die Obrigkeit, um Selbstjustiz, um Terrorismus - und um Verantwortung.

        Der französische Regisseur Arnaud des Pallières verlegt die Handlung der berühmten Kleistschen Novelle aus dem Brandenburgischen in die Cévennen, in deren karger Gegend die universelle Geschichte aus dem 16. Jahrhunderts neu erzählt wird. Die Natur ist übermächtig, und was aus der literarischen Vorlage nach draußen verlegt werden konnte, wird in dieser Kulisse gezeigt. Wind, Wolken und Nebel sind stets sehr präsent, der beunruhigende Ton des ständigen Windes, der Trommeln, der Pferde zieht sich durch den ganzen Film. Eine hochzivilisatorische Frage wird entwickelt in einer archaischen Kulisse. Was nahezu surreal klingt, erweist sich filmisch als höchst stimmig. Des Pallières erzählt die Geschichte in sehr klaren und ruhigen wie höchst imposanten Bildern für die große Leinwand (Kamera: Jeanne Lapoirie), die den oft nervösen und atemlosen Grundton des Filmes kontrastieren und ergänzen. In höchstem Maße beeindruckend der dänische Hauptdarsteller Mads Mikkelsen, dessen Präsenz und dessen Gesicht weite Strecken des Filmes allein tragen können. Da ist kein Zorn, kein Berserker, der die Kontrolle verloren hat und in höchster Wut in einen Rausch der Rache gerät: wir sehen einen liebevollen und stets verantwortungsvollen, bei aller historischen Kostümierung höchst heutigen (auch Ehe-)Mann und Vater, der seine Besonnenheit nie verliert. Besonderes Augenmerk legt die Regie auf den Moment, in dem der Führer des Aufstandes diesen ohne Not abbricht, sobald der Gerechtigkeit wieder Geltung verschafft werden konnte - auch wenn der Preis nun der eigene Untergang ist. Wer Wind gesät hat, soll sich dem Sturm nicht verschließen.
        Die radikale, aber nie eigensinnige Art, die Geschichte zu erzählen, verliert ihre Fallhöhe zu keinem Zeitpunkt. Ein Film, der ohne viel Sprache auskommt, der etwa allein über die Zwischenschnitte auf das Gesicht der Tochter unglaubliche Geschichten erzählt und eine kluge Nachdenklichkeit ermöglicht.
        Arnaud des Pallières MICHAEL KOHLHAAS steht als Solitär in der oft nur leicht variierten Dutzendware der aktuellen Bilderproduktion. Ein Meisterwerk. Ob des Pallières die kurze Novelle von Kleist auch in 90 statt der 122 Minuten hätte erzählen können? Von unsere Seite ein klares Nein.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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