Jimmy the Kid: Gangster-Kinder-Comedy auf der Slapstick-Schiene um Gangster, die eine blitzgescheite Millionärstochter entführen.
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Dumm und Dümmer“ könnte man die Gauner-Combo nennen, die penibel nach einem US-Schmöker die gewaltlose Entführung eines kleinen Jungen plant. Aber der Bub entpuppt sich als neunmalkluges Mädchen, das ihren Kidnappenr haushoch überlegen ist und sie genüßlich über den Löffel balbiert. Was schief gehen kann, geht schief bei diesem dilettantischen Coup.
Das Quintett hat einfach kein Glück: Der Autofreak Mörsch und seine resolute Mutter, die verträumte Leseratte Kelp und seine sexy Braut Charlie und der Kopf der Kleinkriminellen namens Dortmunder strampeln sich mühsam ab, um die Kohle in die Kasse zu bekommen, fallen aber immer auf die Nase. Zwar schlagen sie der Polizei oft ein Schnippchen, aber ohne Beute ist die Kriegskasse bald leer. Da fällt Kelp der Krimi „Jimmy the Kid“ in die Hände, der das Kidnapping eines Jungen in New York haarklein schildert. Warum nicht amerikanische Zustände auf Deutschland übertragen? Schnell machen die Glorreichen Fünf Köln als Hauptstadt der Millionäre aus und holen den Sproß der Familie Beckmann aus der Nobelkarosse. Statt eines netten kleinen Jungen haben sie jetzt die 12-jährige Jenny, einen weiblichen Intelligenzbolzen am Hals. Nichts läuft nach Plan, Jenny ißt zwar liebend gern Bratkartoffeln und Rührei in der unkonventionellen Erpresser-Familie und genießt die langsam wachsende Zuneigung, tanzt ihnen aber ansonsten herb auf der Nase herum, auch wenn sie am Ende dafür sorgt, daß die Gauner-Finanzen in Ordnung kommen und ihr Daddy väterliche Gefühle neu entdeckt.
Wolfgang Dickmann, der als Werbefilmkameramann Meriten verdiente, aber auch im „seriösen“ Fach reüssierte (er setzte 1978 als erster die Steadicam in Niklaus Schillings „Der Willi-Busch-Report“ ein und erhielt 1982 beim Deutschen Filmpreis ein Filmband in Gold für seine Arbeit in „
Der Westen leuchtet„) gibt mit „Jimmy the Kid“ sein Filmdebüt. Noch etwas unentschlossen balanciert er zwischen Krimi, Komödie und Familienfilm, setzt weniger auf coole Ganoven, sondern auf Menschen mit Herz. Seine Protagonisten sind liebenswerte, nicht besonders clevere Loser, die immer Pech haben und trotz aller Probleme wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Mag die Story auch manchmal etwas hinken und Jenny im Kopf so alt sein, wie man nie werden möchte, so rettet die Besetzung den Film beim Umschiffen schwieriger dramaturgischer Klippen: Die 14jährige Sophie Moser spielt ihre Rolle als kindliches „pain in the ass“ wie ein Profi, Herbert Knaup als Ganoven-Boss mit Sentiment ist wie immer souverän. Den Kollegen die Show stiehlt aber die unverwüstliche Christiane Hörbiger als Mutter Mörsch. Als Taxifahrerin aus dem Ruhrgebiet präsentiert sie eine neue Facette ihrer schier unendlichen Schauspielkunst. Ihre Performance allein lohnt den Besuch. mk.