High School Musical 3: Senior Year: Dritter Teil des Erfolgsfranchises, der die "High School Musical"-Reihe zum ersten Mal ins Kino bringt.
Sie singen im Regen, tanzen auf dem Schrottplatz und träumen vom Broadway. Das weltweite Phänomen soll nun erstmals auf der Leinwand bewerkstelligen, was im TV bereits zweimal funktioniert hat: Teenies auf der ganzen Welt zum Herzschlag der besten Musik zum Schwärmen und Tanzen zu bringen.
Beim dritten Mal hat das enge Fernsehformat einfach nicht mehr gereicht: Nach zwei extrem erfolgreichen TV-Movies, die in den USA auf dem Disney Channel für Rekordeinschaltquoten sorgten und im Rest der Welt zu regelrechten Dauerrennern auf Kauf-DVD wurden, machen die längst zu Stars und Lieblingen der Regenbogenpresse avancierten It-Talente Zac Efron, Vanessa Hudgens, Ashley Tisdale, Corbin Bleu und Co. ihren Schulabschluss nun im Kino: mit sichtbar höherem Budget, sorgfältigerer Ausstattung und im Breitwandlook, aber doch auch mit all den bewährten Zutaten, die ein jugendliches Publikum unerwartet zu begeisterten Fans eines vormals als hoffnungslos veraltet gegoltenen Genres werden ließ.
Es ist auch ein später Triumph des versierten Fachmanns Kenny Ortega, der bei Gene Kelly lernte, die Choreographien für Hits wie „Dirty Dancing“ gestaltete und das Musical zu Beginn der Neunziger mit seinem „Die Zeitungsjungen“ vermeintlich für immer zu Grabe trug. Seither haben Titel wie „Moulin Rouge“, „Chicago“, „Dreamgirls“, „Hairspray“ oder zuletzt „Mamma Mia!“ der Form mit neuen Impulsen, Ansätzen und Ideen zu neuem Leben verholfen. Aber erst „High School Musical“ ist es gelungen, ein jugendliches Publikum für Gesang und Tanz im Film zu erwärmen, anstatt es, unangenehm berührt bei so viel Überschwang und Emotion, feixen und johlen zu lassen. Von all den Neo-Musicals des neuen Jahrtausends folgen die familienfreundlichen Abenteuer einer Gruppe von Teenagern aus Albuquerque am striktesten den klassischen Vorbildern.
So clean und farbenfroh wird da vom letzten Schuljahr und dem wichtigsten Schritt ins Erwachsensein fabuliert, dass die schnöde Realität mit Sex, Drogen, Exzessen, Konflikten um Hautfarbe oder sexuelle Orientierung hier einfach keinen Platz hat: Der peppige und stellenweise entwaffnend mitreißende Film macht sich die Grundidee des künstlichsten aller Genres zu eigen und erzählt mit leichter Hand und einem sonnigen Lachen im Gesicht eine Utopie, eine Fantasie über erste Liebe, Träume, Loyalität, Freundschaft und Entscheidungen, mit denen die Weichen fürs weitere Leben gestellt werden. Wird es die Liebe des Sportasses Troy zur süßen Latina Gabriella verkraften, wenn sie verschiedene Colleges besuchen? Wird der eitlen Sharpay die Aufnahme an die renommierte Julliard School für begabte Schauspieltalente gelingen? Wird sich Troy zwischen Sport und Kunst entscheiden können? Wie wird man all den Erwartungen gerecht, wie bleibt man sich selbst treu, wie findet man den eigenen Weg?
Es geht also um Alles. Und gleichzeitig wieder um Nichts. Denn all die existentiellen Fragen füllen nur die Leeräume dieses zuckersüßen Americana aus, wenn nicht gerade mit viel Schwung und Enthusiasmus, wenngleich nicht immer mit erschütternd viel Talent, das Tanzbein geschwungen wird. Zac Efron ist nicht Fred Astaire, das steht fest. Aber er verfügt von allen Darstellern am meisten über das gewisse Etwas, eine Ausstrahlung und Präsenz, die ihn zum elektrisierenden Mittelpunkt des regen Treibens werden lassen - egal, ob die ausgewählten Lieder nun klingen, als wären sie von einem Computerprogramm nach der Blaupause des Songbooks der Backstreet Boys komponiert worden. Ortegas findige und originell stilisierte Choreographien, die wie ein Streifzug durch die Historie des Genres wirken, von „Ein Amerikaner in Paris“ bis „West Side Story“, erledigen den Rest, um etwaige störende Nebengeräusche in den Hintergrund zu verbannen. Und überhaupt: Was soll’s? Kids sollen ihren Spaß haben. Und das werden sie tun. ts.