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Ende der Schonzeit

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Ende der Schonzeit: Historisches Drama um ein Bauernpaar und einen versteckten jüdischen Flüchtling.

Poster Ende der Schonzeit

Ende der Schonzeit

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Handlung und Hintergrund

Ein junger Jude will 1942 über den Rhein in die sichere Schweiz und wird vom Bauern eines Schwarzwälder Einödhofs entdeckt und versteckt, im Gegenzug muss er hart arbeiten und sich anpassen, skeptisch betrachtet von der jungen Bäuerin. Als der Alte ihn bittet, an seiner Stelle mit seiner Frau einen männlichen Erben zu zeugen, nimmt der Flüchtling das unmoralische Angebot aus Überlebenswillen an. Bald zeigt das fragile Dreierkonstrukt Risse, werden alle zu Tätern und alle zu Opfern.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Franziska Schlotterer
Produzent
  • Christian Drewing,
  • Philipp Homberg
Darsteller
  • Hans-Jochen Wagner,
  • Brigitte Hobmeier,
  • Christian Friedel,
  • Thomas Loibl,
  • Max Mauff,
  • Wolfgang Packhäuser,
  • Rami Heuberger,
  • Michaela Eshet,
  • Ayala Meidan,
  • Mike Maas,
  • Stela M. Katic Prislin,
  • Pepe Trebs,
  • Carla Soravia,
  • Holger Braune,
  • Eliot Rosenberg
Drehbuch
  • Franziska Schlotterer,
  • Gwendolyn Bellmann
Musik
  • Ari Benjamin Meyers
Kamera
  • Bernd Fischer
Schnitt
  • Karl Riedl
Casting
  • Ulrike Müller

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,7
3 Bewertungen
5Sterne
 
(2)
4Sterne
 
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3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. "Ende der Schonzeit" ist ein Heimatfilm, ein bäuerliches Drama: Es geht um den fehlenden Hoferben, um die Zwangslage des Bauern-Ehepaares, um einen konfliktträchtigen Lösungsansatz mit emotionalen Implikationen und schlimmen moralischen Folgen. Wenn die Kuh kalben soll, bringt man sie zum Stier, das ist Fritz’ Devise – er ist knorrig, kantig, hart und gefühlskalt. Er spürt Zuneigung zu Emma, zeigt sie aber nie. Und Emma fügt sich ein ins patriarchalische Leben, arbeitet fleißig und ruhig, ohne je aufzumucken; bis sie durch Albert eine ganz andere Welt kennenlernt, in der der Körper nicht nur für die harte Arbeit da ist.

      In ihrem Spielfilmdebüt zeigt Franziska Schlotterer das langsame Öffnen einer Frau hin zu ungekannter Sinnlichkeit, ein leises Erblühen von Liebe: Ein Dreiecksverhältnis, forciert vom Ehemann, hinter dessen Rücken freilich etwas geschieht, womit er nie gerechnet hätte. Auch er kennt körperliche Lust nicht, er weiß nur um die Absicht, die dahinter steckt, das Zeugen von Nachwuchs. Behutsam und nie voyeuristisch behandelt Schlotterer die aufkeimende körperliche Liebe zwischen Emma und Albert, und die wachsende Eifersucht bei Fritz, die er nie für möglich gehalten hätte. Die Welt im Schwarzwald ist alles andere als heil.

      Vor allem auch deshalb nicht, weil das Ganze zur Nazizeit spielt. Albert ist ein jüdischer Flüchtling, der über den Rhein in die sichere Schweiz will, und den Fritz und Emma bei sich verstecken. Womit ganz neue Zwänge und Abhängigkeiten entstehen: Albert muss tun, was Fritz wünscht, andererseits ist er auch derjenige, der das Bauernpaar aus dem Dilemma der Kinderlosigkeit führen kann; und er kann Emma emotional von sich abhängig machen, immerhin das; wenn er ihnen schon auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.

      Diese Bande von miteinander und ineinander verwickelten Charakteren sind wohl austariert. Mit nicht immer ganz subtiler Symbolik entwickelt Schlotterer ihr Melodram. Freilich wirken die Darsteller etwas zurückhaltend, sie spielen fast mit angezogener Handbremse, und nie scheinen sie tatsächlich auf dem Hof zuhause zu sein. Brigitte Hobmeier und Hans-Jochen Wagner, so perfekt sie ihr schauspielerisches Handwerk beherrschen, wirken wie in ihre Umgebung gestellt, ohne dazuzugehören. Auch der zeitliche Rahmen, die 1940er fungieren nur als eine zusätzliche Bedrohung, als Element, um das Melodram zu steigern – wirklich eingebunden in die Story an sich ist es aber nicht.

      Das Fehlen eines gesprochenen Dialekts trägt erheblich zum Mangel an Authentizität bei: Ein bäuerliches Drama aus dem Schwarzwald, dem jede schwäbisch-alemannische Mundart ausgetrieben ist und in dem die gepflegte Hochsprache allenfalls ab und an mit verwischten und verschluckten Silben daherkommt, kann nicht lebendig wirken.

      Fazit: "Ende der Schonzeit" ist ein bäuerliches Melodram aus der NS-Zeit, das zwar handwerklich gelungen ist, dessen Darstellung der bäuerlichen Welt dennoch gestellt und steril wirkt.
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    2. Ende der Schonzeit: Historisches Drama um ein Bauernpaar und einen versteckten jüdischen Flüchtling.

      Wuchtiges Drama um Moral und Schuld und die Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Machtstrukturen auf das Individuum.

      Ein Film über die Nazizeit, der ohne die üblichen Bilder das unmenschliche System des Dritten Reichs im Mikrokosmos eines Bauerhofs und eines Dorfes ansiedelt. Das Grauen kommt hier verstohlen und leise, aber nicht weniger erschütternd. Franziska Schlotterers reifes Regiedebut, eine Tragödie um Moral und Schuld aus dem Jahre 1942, handelt vom schmalen Grat zwischen Gut und Böse und zieht dabei den Bogen zur Gegenwart.

      Ein junger Jude will über den Rhein in die sichere Schweiz und wird vom Bauern eines Schwarzwälder Einödhofs entdeckt und versteckt, im Gegenzug muss er hart arbeiten und sich anpassen, skeptisch betrachtet von der jungen Bäuerin. Als der Alte ihn bittet, an seiner Stelle mit seiner Frau einen männlichen Erben zu zeugen, nimmt er das unmoralische Angebot an. Bald zeigt das fragile Dreierkonstrukt Risse, werden alle zu Tätern und alle zu Opfern.

      Subtil zeichnet das Drama die Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Machtstrukturen auf den Einzelnen, wenn das Bauernpaar den Flüchtling ausnutzt, der aus verletztem Stolz verraten wird und sich nach Ende der Hitlerdiktatur an der Enttäuschten bitter rächt. Brigitte Hobmeier gibt eine brillante Performance als verhärmte Ehefrau, die durch den Fremden ungewohnte Zärtlichkeit und unbekannte sexuelle Lust erfährt, Hans-Jochen Wagner spielt den knorrigen Gatten nicht als eindimensionalen Klotz, sondern als jemand, der seine verletzbare Seite verbirgt, und Christian Friedl als Verfolgter hält genau die Waage zwischen berechnender Überlebensstrategie und Unschuld. Man muss für niemanden Sympathie empfinden, aber kann die Nöte verstehen.

      Gelungen ist der Kniff, die Geschichte durch Rückblenden zu erzählen, die Zeitebenen von Vergangenheit und Gegenwart durch die Tragik einen jungen Mannes zu verbinden, der seinen leiblichen Vater in Israel sucht und auf Sprachlosigkeit stößt, die erst am Ende aufgebrochen wird. Versöhnung und Verzeihung sind möglich. mk.
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