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Ein fliehendes Pferd

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Ein fliehendes Pferd: Hervorragend gespielte Leinwandadaption nach Martin Walser. Beziehungsdrama mit Topbesetzung.

Poster Ein fliehendes Pferd

Ein fliehendes Pferd

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Handlung und Hintergrund

Traditionellerweise verbringen Studienrat Helmut Halm (Ulrich Noethen) und seine Frau Sabine (Katja Riemann) die Sommerferien am Bodensee. Am Strandbad treffen sie seinen vergessenen Jugendfreund Klaus Buch (Ulrich Tukur) wieder, der sich wie eine Klette an sie heftet. Mit seiner jungen Gespielin Helene (Petra Schmidt-Schaller) verkörpert er alle ungelebten Träume des misanthropischen Helmut, der das sexuelle Interesse an seiner Frau verloren hat. Mit gezielten Provokationen lockt ihn Klaus aus der Reserve - mit fatalen Folgen.

Martin Walsers

Das in die Jahre gekommene Ehepaar Helmut und Sabine wird in der Langeweile ihres Ferienhaus-Urlaubs von einem ehemaligen Studienfreunds Helmuts aufgescheucht. Klaus und seine weibliche Begleitung Helene, ein Männertraum, sorgen nicht nur für sexuelle Spannungen.

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Das Ehepaar Helmut und Sabine verbringt schon schon seit Jahren seinen Urlaub am Bodensee. In die Idylle fällt der Macho-Blender Klaus Buch ein, ein längst verdrängter Freund aus Helmuts Studientagen. Im Gepäck hat er die aufregende Helene, die die erkaltete Ehe mit starkem Sexappeal akut gefährdet. Klaus provoziert Helmut indes mit Rücksichtslosigkeiten und unterschwelligen Beleidigungen, konfrontiert ihn aber auch unumwunden mit verlorenen Lebensträumen. Ein nicht ungefährliches Kräftemessen zwischen den Männern beginnt.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Rainer Kaufmann
Produzent
  • Rikolt von Gagern,
  • Paul Günczler
Darsteller
  • Ulrich Noethen,
  • Katja Riemann,
  • Ulrich Tukur,
  • Petra Schmidt-Schaller
Drehbuch
  • Kathrin Richter,
  • Ralf Hertwig
Musik
  • Annette Focks
Kamera
  • Klaus Eichhammer
Schnitt
  • Christel Suckow

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
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Kritikerrezensionen

    1. Das fliehende Pferd, ich habe es vor ca. 12 Jahren im Deutschunterricht erfahren, das ist ein Symbol für die nachlassende sexuelle Kraft des Mannes in seinen mittleren Jahren. Der Film – wie Martin Walsers Novelle – ist voll solcher Symbole: das Verirren im Schilfwald, die Angst vorm Wasser, das Unwetter beim Segeln, das urplötzlich auf die Flaute folgt. Dass der Film freilich kein metaphernüberladenes Kunstkino geworden ist, dass er auch anders als Walsers Vorlage sich nicht auf lange Gespräche in edlen Weinstuben beschränkt, dass er hingegen ein Stück großartige Unterhaltung inklusive Anspruch und Tiefe geworden ist, das liegt an dem satirisch-komödiantischen Ansatz, den die Drehbuchautoren und der Regisseur zugrunde legten.

      Das Darstellerensemble ist dabei in Hochform, mit Tukur, Noehlen, Riemann wurden Schauspieler der deutschen A-Liste engagiert, die sich kennen, bei denen die Chemie stimmt – Riemann und Noehlen waren zuletzt in dem ähnlich gelagerten „Das wahre Leben“ von Alain Gsponer ebenfalls als langjähriges Ehepaar zu sehen. Wie dieser ist „Ein fliehendes Pferd“ eine perfekte Verbindung von Drama und Satire – die Satire verhindert, dass das Drama zu gefühlspathetisch wird, das Drama verhindert, dass die Satire zu sehr ins Lächerliche rutscht. Da dürfen dann auch mal Zoten fallen wie „Will noch jemand ne Latte?“ oder „Du kennst dich gut aus mit Vögeln“, alberne Kalauer, die doch ganz unschuldig vorgetragen werden und damit direkt auf den Kern der erotischen Spannungen treffen, die die Figuren umtreiben.

      Überhaupt die Dialoge: spritzig, pointiert, voll Doppelbedeutungen, die die Provokation transportieren, die Klaus in Helmuts Leben trägt – das hat Humor, das hat Schärfe. Und das ist die perfekte Ausgestaltung des Stückes, das die vier Hauptpersonen aufführen, ein erotisches Wechselspiel, das die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche der Figuren offen legt. Das zwei Lebensprinzipien gegenüberstellt: auf der einen Seite Melancholie, Phlegma, Pessimismus, wo jede Veränderung abgelehnt wird – was aber auch Sicherheit und Verantwortung bedeutet. Auf der anderen Seite freie Lebensfreude, Agilität, sexuelle Kraft – aber auch Aufdringlichkeit, Selbstüberschätzung, Angeberei. Das ist in gewisser Weise artifiziell konstruiert, ein künstliches Thesengebilde – aber mit Komödie unterfüttert, und das macht den riesigen Spaß des Films aus.

      Fazit: Viel witziger, aber nicht weniger anspruchsvoll als Walsers gleichnamige Novelle, trifft dieser Film mit seiner Mischung aus erotischem Drama und treffender Satire genau den richtigen Ton.
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    2. Ein fliehendes Pferd: Hervorragend gespielte Leinwandadaption nach Martin Walser. Beziehungsdrama mit Topbesetzung.

      Hervorragend gespielte Leinwandadaption von Martin Walsers gleichnamigem Bestseller, in dem Rainer Kaufmann, der schon Ingrid Nolls „Apothekerin“ zum Hit ausfeilte, das Beziehungsgeflecht zweier Paare tiefenpsychologisch bis zum blanken Nerv freilegt.

      Bereits vor über 20 Jahren verlieh Vladim Glowna dem schmalbrüstigen Helmut Halm Gestalt in einer TV-Verfilmung des WDR. Die 1978 erschienene Novelle zementierte Walsers Ruf als einer der wichtigsten zeitgenössischen bundesdeutschen Literaten, wo er seitdem in einer Liga mit Grass spielt. Luzide Analysen von Stillstand und Kontinuität sowie über Identitätsverlust sind das Markenzeichen des Wasserburger Schriftstellers, hier ganz exemplarisch an privaten Konflikten mit unheimlicher Präzision durchgeführt. Die in Walsers Heimat am Bodensee angesiedelte Geschichte mit äußerlich wenig Handlung beginnt beim nicht mehr ganz jungen Ehepaar Helmut (Ulrich Noethen) und Sabine (Kaufmann-Regular Katja Riemann), die schon seit Jahren ihren ereignislosen Urlaub in einem Ferienhaus verbringen.

      Mit gewisser Schadenfreude lässt Kaufmann den aufgedrehten Macho-Blender Klaus Buch (Ulrich Tukur), ein längst verdrängter Freund aus Helmuts Studientagen, in die Idylle einfallen und ihnen gnadenlos auf die Pelle rücken. Im Gepäck hat er den süßen Männertraum Helene (tolle Entdeckung: Petra Schmidt-Schaller), der die erkaltete Ehe mit starkem Sexappeal akut gefährdet. Das halbseidene Windei Klaus provoziert Helmut mit kompromittierenden Rücksichtslosigkeiten und unterschwelligen Beleidigungen, konfrontiert ihn aber auch unumwunden mit verlorenen Lebensträumen von Geltung und sexueller Erfüllung. Von diesem aggressiven Gute-Laune-Aktionismus wird der reserviert-zerknirschte Helmut in die Defensive gedrängt und verkriecht sich in der Moser-Ecke.

      Ein nicht ungefährliches Kräftemessen zwischen den Männern beginnt, dessen anregender Schlagabtausch beim Paar die Lust auf anderes fördert: Weil Helmut das sexuelle Interesse an seiner Frau verloren hat, gerinnt das zwanghaft zwanglose Miteinander bald zum symbolischen Ehebruch beider Parteien. Immer amüsant und mit Schwung spult Kaufmann das Vier-Personen-Stück ab, wobei das schon fast überpsychologisierte Drehbuch viel Profil schafft, das vor allem Noethen und Tukur hervorragend ausspielen. Zwar lassen die permanenten sexuellen Anspielungen bisweilen Subtilität vermissen, und Erotik ist etwas, das dem französischen Kino vorbehalten bleibt. Aber ob sich die Partnerschaft von Helmut und Sabine retten lässt, die im parabelhaften Schlussakt auf sich selbst zurückgeworfen werden, ist eine reizvolle Frage, deren facettenreiche Beantwortung dieses starke Charakterstück mit Bravour betreibt.

      tk.
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      1. Ein deutscher Film, der Spaß macht. Ein Feuerwerk knallscharfer Dialoge, ein glänzendes Schauspielerensemble, das sichtlich Lust am Spielen hat. Intelligentes Erzählkino, auch für Midlife-Crisis geschüttelte Best Ager, die Adaption der 30 Jahre alten Novelle von Martin Walser zeigt sich erstaunlich aktuell und trendy. Das emotionale Dauergewitter wird verstärkt durch die lauernde Kamera Klaus Eichhammers und die von Annette Focks komponierte pfiffige Filmmusik. Eine überzeugend reife Leistung, Regisseur Rainer Kaufmann kann stolz sein. Sogar Walser ist zufrieden, wie man hört.

        Jurybegründung:

        Ein deutscher Film, der Spaß macht. Ein Feuerwerk knallscharfer Dialoge, ein hervorragendes Schauspielerensemble, das sichtlich Lust am Spielen hat. Intelligentes Erzählkino für die von der Midlife-Crisis geschüttelten Best Ager, die bevölkerungsstatistisch schon die wichtigste Zielgruppe fürs Kino geworden sind. Und all das mit der Adaption einer 30 Jahre alten Novelle von Martin Walser, die von erstaunlicher Aktualität zeugt und geradezu mit trendigem Zeitgeist daherkommt.

        Der Film bleibt ganz nah an der literarischen Vorlage, inszeniert eine bürgerliche Welt, die uns auch ästhetisch zurück in die frühen 80er führt und dort alle verklemmten Varianten eines Doppelpärchenspiels durchdekliniert. Der messerscharfe zynische Jargon amüsiert und erschreckt uns zugleich. Die Existenzentwürfe werden humorvoll gebrochen und doch wieder zusammengekittet. Alle brechen aus ihrem Leben aus, aber nur kurz, um sofort wieder ins alte und vielleicht falsche Leben zurückzukehren. Auch das „fliehende Pferd“ lässt sich wieder einfangen, wenn es erst einmal ein wenig durchgebrannt ist.

        Die stete Neugier auf den nächsten Ausbruch, verbal wie physisch, hält den Zuschauer unter Spannung, die lauernde Kamera von Klaus Eichhammer verstärkt das emotionale Dauergewitter, und die von Annette Focks komponierte, im wahrsten Sinne pfiffige Filmmusik gibt mit ihrem Retro-Sound die notwendigen Kommentare.

        Der Regisseur Rainer Kaufmann hat sich auf einen Pakt mit dem Ur-Autor Martin Walser eingelassen. Daran hat er gut getan. Insgesamt eine überzeugende, reife Leistung. Und ein großes Vergnügen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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