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Alois Nebel

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Alois Nebel: Animationsfilm nach der Graphic Novel von Jaroslav Rudis und Jaromír Svejdík um einen Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof im Sudetenland, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

Poster

Alois Nebel

Handlung und Hintergrund

1989. Einzelgänger Alois Nebel schiebt seinen Dienst als Fahrdienstleiter an einem abgelegenen Bahnhof im ehemaligen Sudetenland nahe der tschechoslowakisch-polnischen Grenze. Im hereinbrechenden Winter verfolgen ihn wie immer die Geister der im Zweiten Weltkrieg vertriebenen Deutschen. Als ein Flüchtling erst in einer Nervenheilanstalt landet und sich anschließend bei ihm vor der brutalen Geheimpolizei versteckt, erwacht Alois aus seiner Depression und stellt sich seinen Dämonen. Wodurch er ganz neue Menschen kennenlernt und eine Geliebte findet.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Tomás Lunák
Produzent
  • Pavel Strnad,
  • Henrich Drziak,
  • Thanassis Karathanos,
  • Karl Baumgartner,
  • Jaroslav Kucera,
  • Vit Komrzy
Darsteller
  • Miroslav Krobot,
  • Marie Ludvíková,
  • Leos Noha,
  • Karel Roden,
  • Alois Svehlík,
  • Tereza Vorísková,
  • Jan Sedal,
  • Jiri Strébl,
  • Marek Daniel,
  • Klára Melísková,
  • Jan Vondráèek,
  • Karel Zima,
  • Ondrej Malý,
  • Simona Babèáková,
  • Ivan Trojan,
  • Krystof Plásil,
  • David Svehlík,
  • Marek Matìjka
Drehbuch
  • Jaroslav Rudis,
  • Jaromír Svejdík
Musik
  • Petr Kruzík,
  • Ondrej Jezek
Kamera
  • Baset Jan Strítezský
Schnitt
  • Petr Riha
Idee
  • Jaroslav Rudis,
  • Jaromír Svejdík

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(0)
4Sterne
 
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3Sterne
 
(1)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Das Langfilmdebüt "Alois Nebel" des Trickfilmers Tomás Lunák basiert auf einer populären dreiteiligen Graphic Novel von Schriftsteller Jaroslav Rudis und Zeichner Jaromir 99 (alias Jaromir Svejdik), der auch als Designer an der Adaption mitwirkte. Das mit dem europäischen Preis als bester Trickfilm 2012 ausgezeichnete Drama zählt zu den wenigen Arbeiten, die noch per Rotoskopietechnik hergestellt wurden. Bei diesem Animationsverfahren dreht man zunächst die Szenen mit Schauspielern und zeichnet die auf Glasscheiben projizierten Bilder später ab. Zu den Regisseuren, die mehrfach auf Rotoskopie zurück griffen, gehörten Max Fleischer ("Gullivers Reisen"), Ralph Bakshi ("Feuer und Eis") und Richard Linklater ("A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm").

      Im Digitalzeitalter wird das Spielfilmmaterial längst am Computer bearbeitet. Üblicherweise verwendet man bei düsteren Schwarzweiß-Trickfilmen wie "Sin City" oder "Renaissance" inzwischen das Motion-Capture-Verfahren. Allerdings passt bei "Alois Nebel" die Form, mit der dieser autobiografische Stoff zum Leben erweckt wird, perfekt zur finsteren Atmosphäre aus Misstrauen, Verrat und Verdrängung. Der Plot um Schuld und Sühne bewegt sich ganz in der Tradition des osteuropäischen Kinos, während die Stimmung eher an den "Film Noir" erinnert. Dabei gelingen Regisseur Lunák und seinem Team sowohl poetische als auch surreale Momente, wobei die kurzen, aus dem Dunst entsteigenden Rückblenden nur fragmentarisch die tragischen Schicksale um die Vertreibung der Sudetendeutschen enthüllen.

      Gerade die Funktion des seltsamen Flüchtlings, gespielt von Karel Roden ("Hellboy", "Frankensteins Army"), und seine Beziehung zum rücksichtlosen, einflussreichen "Alten Wachek" liegt lange im Argen. Hier ist der Zuschauer angewiesen, die Zusammenhänge selbst herzustellen. Offensichtlich wurden bei der Adaption der drei Bücher zu einem recht kurzen Trickfilm mit reduzierten Dialogen auf manche Aspekte der Vorlage verzichtet. Immer wieder kommt es zu Handlungssprüngen und nur kurz angerissenen Situationen. Auch der Schluss wirkt relativ abrupt.

      Rückwärts gelesen ergibt das Wort "Nebel" den Begriff "Leben". So endet die ausweglose Situation des Protagonisten mit einer optimistischen Entwicklung, als er in Prag auf die Toilettendame Kveta trifft. Für ihn scheint sich der Nebel der Vergangenheit zu lichten, was nicht auf alle Charaktere zutrifft. Einige Rollen besetzte man mit Darstellern aus dem tschechischen Drama "Der Dorflehrer", was nicht verwundert, da beide Filme von der Firma Pallas Film aus Halle mitproduziert wurden. Ein weiteres Mal bewies deren Chef Karl Baumgartner (Pandora Film) mit "Alois Nebel" ein gutes Gespür für einen packenden Filmstoff, der ein wenig beachtetes Thema anpackt.

      Fazit: Die Comic-Adaption "Alois Nebel" erweist sich als ästhetisch herausragender Animationsfilm um einen brisanten Stoff mit dichter Atmosphäre, aber auch einem recht abrupten Finale.
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    2. Alois Nebel: Animationsfilm nach der Graphic Novel von Jaroslav Rudis und Jaromír Svejdík um einen Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof im Sudetenland, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

      Lakonisch-schwermütiger Zeichentrick-Noir um einen tschechischen Streckenwärter, den die Geister der Vergangenheit heimsuchen.

      In ihrer Heimat vielfach und auch auf europäischer Ebene ausgezeichnete Arthaus-Animation, mit der Tomás Lunák subtil die Graphic-Novel-Trilogie von Jaromír Svejdík per Rotoskopie-Verfahren (Aufnahmen echter Schauspieler dienten als Vorlage für Zeichnungen) in einen bildstarken Schwarzweiß-Kunstcomic mit klaren Linien und Konturen verwandelt. Angesiedelt im Wendejahr 1989 und dem geschichtsträchtigen Sudetenland, hüllen dichte Nebelschwaden, die im schneereichen Winter über den dunklen Tann des Altvatergebirges ziehen, die Absichten des Plots wie die Vergangenheit ein, die geisterhaft immer wieder hervorbricht. Angemessen finstere Trauerfarben stehen der lange Zeit indirekten Aufarbeitung eines dunklen Kapitels tschechoslowakischer Geschichte gut: Die Vertreibung der seit Jahrhunderten ansässigen Sudetendeutschen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg.

      In den Alpträumen des brummigen Bahnwärters Alois Nebel kehren die Geister der meist per Zug Fortgeschickten zurück, was den Fahrplänen, die der Einzelgänger, der als Kind die ungesühnten Verbrechen miterlebte, andauernd liest, eine intensive Bedeutung zumisst. Melancholie und Erinnerung belasten den davon stärker als zunächst offenbart Betroffenen, der im Grenzland zwischen den noch kommunistischen Diktaturen einen Flüchtling versteckt und dadurch Ereignisse ins Rollen bringt. Die Zeitenwende hat noch nicht die Folter-Methoden der allgegenwärtigen Geheimpolizei erreicht, aber als die russischen Besatzer abziehen, lichtet sich der Nebel langsam und gibt den Blick frei auf eine Unwetterfront, in der alle Konflikte kulminieren. In dieser werden, wenn auch sehr undramatisch, nicht nur alte Rechnungen beglichen und neue Beziehungen geknüpft, sondern auch mit Schuld und Sühne abgeschlossen. Zumal der symbolträchtig benannte Protagonist rückwärts gelesen Leben heißt. Und diesem gibt er neue Impulse. tk.
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