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Allein in vier Wänden

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Allein in vier Wänden: Unaufdringlich und berührender Dokumentarfilm über eine Besserungsanstalt für Minderjährige im Ural.

Poster

Allein in vier Wänden

Handlung und Hintergrund

Eine Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter im russischen Ural: Zusammen mit 120 anderen Jungs zwischen elf und 16 Jahren sitzt der minderjährige Tolja ein, der eine Haftstrafe wegen Mordes verbüßt. Viele stahlen aus Hunger, verwahrlosten am gesellschaftlichen Rand, die Eltern arbeitslos, prügelnd, alkoholkrank. Die Anstalt ist kein Betonbunker, sondern ein Bau, wo es eine ordentliche Versorgung und einen geregelten Tagesablauf gibt. Viele Kinder lernen hier erstmals eine Art Zuhause kennen.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Alexandra Westmeier
Produzent
  • Inigo Westmeier
Drehbuch
  • Alexandra Westmeier
Musik
  • Arpad Bondy
Kamera
  • Inigo Westmeier
Schnitt
  • Alexandra Westmeier

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
3 Bewertungen
5Sterne
 
(3)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Sorgsam und ruhig gearbeitet ist dieser dokumentarische Blick in eine Strafanstalt für Jugendliche im Ural. Nüchtern, nah und ohne jeden Voyeurismus schildert der Film den Alltag in der Anstalt, lässt schreckliche Schicksale und komplizierte Charaktere lebendig werden. Draußen wartet eine grausame, harte Welt auf diese Jugendlichen. Draußen werden sie wieder ums Überleben kämpfen müssen.

      Jurybegründung:

      In ihrem Dokumentarfilm begleiten wir Alexandra Westmeier in eine Strafanstalt für Jugendliche in Tscheljabinski im Ural, in der 120 Kinder und Jugendliche Strafen zwischen zwei und drei Jahren verbüßen. Die Strafen wurden für Delikte wie Diebstahl, Gewalttätigkeiten und sogar Mord verhängt. Wir begegnen der Jugendkriminalität von Kindern und Jugendlichen, die in einem Milieu von Arbeits- und Obdachlosen, Alkoholikern und Menschen am Rande der russischen Gesellschaft aufwachsen müssen.

      Alexandra Westmeier berichtet nüchtern und nah vom Alltag der Jugendlichen in der Anstalt, lässt ihnen breiten Raum, aus ihrem Leben zu erzählen, von ihren Nöten in der Anstalt, von ihrem Alleinsein und der steten Hoffnung, dass ihre Eltern sie nicht gänzlich aufgegeben und vergessen haben. Sie wissen, dass es ihnen bei allem Drill, bei allen Einordnungszwängen, in aller inneren Verlassenheit in der Anstalt besser als zuhause geht. Sie haben ausreichend zu essen, sind ordentlich gekleidet, werden unterrichtet, haben Sport und Freizeitangebote. Draußen ging es ihnen deutlich schlechter, davon berichten sie alle. Draußen wird es ihnen wieder schlechter gehen, das wissen sie. Draußen müssen sie wieder ums Überleben kämpfen.

      Alexandra Westmeier beobachtet genau den Tagesablauf, die Rituale hinter den Gefängnistoren, lässt das Anstaltspersonal nahezu vollständig unbefragt, und konzentriert sich auf die Kinder, die Jugendlichen. Sie filmt ihr stockendes Erzählen, sie lässt sie zur Sprache kommen, sie filmt ihre Tränen, ohne ihnen auf voyeuristische Weise mit der Kamera zu nahe zu kommen.

      Aber sie filmt auch die Außenwelt, spricht mit Eltern, mit Vätern und Müttern, zeigt uns junge Erwachsene, die den Anschluss an die Gesellschaft suchen, zeigt aber auch im letzten Drittel des Films die Seite der Opfer, zeigt eine Mutter, deren Sohn erschlagen wurde. Sie zeigt, wie feindlich die Welt ist, die auf die jugendlichen Straftäter nach der Verbüßung ihrer Straftaten wartet.

      Der Film ist sorgsam gearbeitet, handwerklich fast konventionell gestaltet, folgt der Bewegung des Anstaltsalltags mit bewegter Kamera - Betten machen, Frühsport, Waschen, Putzen, Küchenarbeiten, Sport in der Freizeit -, hält aber die Kamera bewusst in der Halbtotale, wenn die Kinder und Jugendlichen zu Wort kommen. Es gibt keine Kameraaufgeregtheiten, keine „interessanten“ Einstellungen.

      Der Zuschauer hat Zeit und Ruhe, den Gesichtern zu folgen, in ihren Biografien zu lesen, so stark oft die durchaus sympathischen Gesichter mit den begangenen Taten zu kontrastieren scheinen. Die Außenaufnahmen geben das ganze Bild: eine Stadt, ein Leben auf dem Lande, das alle Ödnis, alle Abweisung verrät.

      Aus anderen Dokumentarfilmen weiß der Betrachter, dass es durchaus auch andere Jugendhaftanstalten in Russland gibt. Das Thema von Alexandra Westmeier ist aber wohl, den Kontrast von Drinnen und Draußen zu zeigen und damit, was eine Gesellschaft den Kindern und Jugendlichen immer noch schuldig bleibt, wenn sie den Weg zurück in die Gesellschaft suchen.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Allein in vier Wänden: Unaufdringlich und berührender Dokumentarfilm über eine Besserungsanstalt für Minderjährige im Ural.

      Unaufdringlich dokumentiert Alexandra Westmeier jugendliche Straftäter in einer Besserungsanstalt im Ural, wo sie mitunter erstmals eine Art Zuhause gefunden haben.

      Den Max-Ophüls-Preis für die beste Dokumentation und darüber hinaus eine rekordverdächtige Anzahl Festivaltrophäen kann die russischstämmige Alexandra Westmeier verbuchen, für eine immer wieder zu Herzen gehende Arbeit über die minderjährigen Insassen eines Jugendgefängnisses im Ural. 120 Jungs zwischen elf und 16 Jahren sitzen hier ein, tragen stolz Tattoos wie das titelgebende, das sie für immer als straffällig markieren wird. Es sind Diebe, Schläger und auch Mörder, doch sie alle stammen vom gesellschaftlichen Rand, stahlen aus Hunger. Wenn sie von ihren Elterhäusern erzählen, sofern diese existieren, mag man nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Viele haben noch nie Besuch ihrer Angehörigen erhalten, sie wurden im Stich gelassen. Zwar bricht mancher Neuzugang vor Heimweh in Tränen aus, doch die Anstalt ist ein humaner Bau, wo sie es besser als Zuhause haben: Keine Schläge und Gewalt, dafür ordentliches Essen, Unterricht, Sport und ärztliche Versorgung.. Das ist etwas, das sie bisher nicht kannten: Ein Heim.

      Stilistisch unauffällig, unaufdringlich und respektvoll beobachtet Westmeier den streng strukturierten, aber ohne Drill vor sich gehenden Alltag in der Anstalt, lässt dazwischen die Kinder von sich erzählen, ohne ihnen zu nahe zu rücken. Ihre Geheimnisse geben sie von ganz allein Preis. Der Zuschauer lernt sie nicht als Verbrecher, sondern als ganz normale Kinder kennen, deren Fehler sie ins Abseits katapultiert haben. Das Personal bleibt außen vor, dafür besucht das Filmteam die ratlosen Eltern. Tolja, der sich zur zentralen Figur entwickelt, berichtet schließlich von dem Mord, den er zusammen mit einem Freund beging. Westmeier sucht auch die trauernde Mutter des Opfers auf, die für den Täter nur Hass übrig hat und nicht verstehen kann, wieso Tolja entlassen werden darf. Er wird in einr feindliche Welt entlassen werden, wo er wieder ums Überleben kämpfen muss - neun von zehn Jugendlichen landen erneut hinter Gitter; ein bedrückendes Fazit. tk.
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