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Adams Äpfel

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Adams æbler: Bissige, aber sympathische Komödie über einen leidgeprüften modernen Hiob.

Handlung und Hintergrund

Ausgerechnet der naive Pfarrer Ivan (Bond-Gegner Mads Mikkelsen), der schon an leichteren Fällen kläglich gescheitert ist, soll dem ultrabrutalen Adam (Ulrich Thomsen) als Bewährungshelfer den Weg zurück in die Gesellschaft ebnen. Adam wiederum wird seiner Freude über soviel Glück kaum Herr, staunt aber nicht schlecht, als das weltfremde Weichei sich als veritables Stehaufmännchen entpuppt und auch durch roheste Gewalt nicht vom Pfad der Tugend abzubringen ist.

Cineasten, Gewaltfreaks und, ja, auch Christen sollten sich von der bissigen Komödie und Hiob-Allegorie von Anders Thomas Jensen („Dänische Delikatessen„) unbedingt angesprochen fühlen.

Landpfarrer Ivan widmet sich in seinem kleinen Gotteshaus der Resozialisierung Straffälliger. Zu seinen Schäfchen zählen der kleptomanische Alkoholiker und Vergewaltiger Gunnar sowie der schießfreudige arabische Tankstellenräuber Khalid. Neuzugang Adam, misanthropischer Neonazi, dessen Bibel „Mein Kampf“ ist, gerät sofort in Rage über Ivans Gutmütigkeit.

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Schwarze Schäfchen sind es, die der gutmütige Landpfarrer Ivan um sich versammelt hat. Unter seiner Obhut sollen Straffällige resozialisiert werden, und so findet Ivan sich in der Gegenwart von Vergewaltigern und Tankstellenräubern wieder. Dennoch: Der Job ist für ihn Freude und Berufung zugleich. Auch, als der Neonazi Adam zu der Gruppe stößt und es sich zur Aufgabe macht, den unverbesserlichen Gutmenschen von dessen Glauben an Gott und die Menschheit zu heilen. Aber da hat Ivan einen langen Atem.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Anders Thomas Jensen
Produzent
  • Tivi Magnusson,
  • Mie Andreasen
Darsteller
  • Ulrich Thomsen,
  • Mads Mikkelsen,
  • Paprika Steen,
  • Nikolaj Lie Kaas,
  • Lars Ranthe,
  • Nicolas Bro,
  • Ali Kazim,
  • Ole Thestrup,
  • Gyrd Lofqvist
Drehbuch
  • Anders Thomas Jensen
Musik
  • Jeppe Kaas
Kamera
  • Sebastian Blenkov
Schnitt
  • Anders Villadsen

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,8
6 Bewertungen
5Sterne
 
(5)
4Sterne
 
(1)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Mitten in der Weite des dänischen Flachlands hält ein Schulbus. Adam, Neonazi, steigt aus. Ein Kotzbrocken auf den ersten Blick, geschorener Schädel, Bierbauch, Eisernes Kreuz tätowiert auf dem Unterarm. Wenig später hält ein viel kleinerer Bus. Am Steuer sitzt Ivan, ein sanftmütiger und gutmütiger Pfarrer. Adam steigt ein, weil er muss. Er reagiert nicht auf Ivans Fragen, will nichts erzählen, nichts hören. Doch die minimalen Ausmaße des Fahrzeugs gestatten es Adam nicht, sich abzuschotten. Er wird sich, wohl oder übel, mit Ivan auseinandersetzen müssen. Obwohl die beiden sich abstoßen wie die gleichpoligen Seiten von Magneten, zwingt der Film sie in eine Situation großer Nähe.

      Denn auch in der Pfarrei kann man sich nicht aus dem Weg gehen, nichts ist los, nur wenige Menschen nehmen am Gemeindeleben teil: Gunnar, Khalid und Sarah. Dies Häufchen Gestrandeter findet in Ivans Kirche Asyl: ein alkoholkranker, ehemaliger Tennischampion, ein notorischer Räuber, eine labile Abhängige. Am liebsten würde Adam sie alle zusammenschlagen, die Kirche anzünden und abhauen, doch er muss seine Sozialstunden ableisten, will er doch bald, als freier Mann, wieder mit seinen Nazi Kumpels um die Häuser ziehen und Terror verbreiten.

      So zieht er sich auf die Aufgabe zurück, die ihm gegeben wurde: einen Apfelkuchen zu backen. Dies soll mit den Äpfeln des malerischen Apfelbaums im Pfarreigarten geschehen. Noch sind sie nicht reif, da heißt es warten. Doch es gibt noch einige Prüfungen zu bestehen, bis der Kuchen im Backrohr bräunen kann. Denn unvorhersehbar durchkreuzen Krähen, Würmer und Unwetter Adams Plan, der zu Beginn so wenig ehrgeizig aussah. Ganz so, als wollte eine höhere Macht Adams Willen auf den Prüfstand stellen, sein Vorhaben erfolgreich zu beenden. Daneben nimmt auch der Konflikt mit Ivan apokalyptische Ausmaße an.

      Anders Thomes Jensen (Die grünen Schlachter, Flickering Lights) inszeniert diese Auseinandersetzung als epische Schlacht des Guten gegen das Böse – nur, um altbekannte schwarz/weiß Schemata alsbald Lügen zu strafen. Anfangs sind sich beide ganz sicher, zu welchen Seiten sie gehören. Doch dann treibt Jenson die Geschichte in Grenzbereiche, in denen alles sich relativiert, in denen die Kämpfer beider Seiten sich der Mittel des jeweils anderen bedienen, in denen dogmatische Barmherzigkeit und Faschismus ganz plötzlich gleichermaßen lächerlich aussehen. Dieses hochironische Kunstwerk gelingt, idem Adam’s Apples sich des Höchsten und des Niedersten zugleich bedient. Momente der religiösen Erleuchtung, in denen sich das Gute durchzusetzen scheint, wechseln sich ab mit Szenen brutaler Gewalt und Schadenfreude.

      Adam, der Nazi und Ivan, der Priester, erweisen sich als zwei Seiten einer Persönlichkeit. Eine Seite sieht nur Hass und Gewalt in der Welt, der andere nur das Gute und Schöne. Beide nehmen das Leben durch ein Filter wahr, das durch die Erzählung höchst lustvoll erst angekratzt, dann zerborsten, und schließlich pulverisiert wird. Adam’s Apples geht es nicht um leise Töne, sondern vielmehr um die Darstellung der monströsen Seiten der menschlichen Psyche. Und das Monster steckt in allen. Regisseur Jensen inszeniert diesen existenzialistischen Stoff in der pastoralen Schönheit einer dänischen Dorfgemeinde, deren Paradies die Helden des Films gnadenlos in ein flammendes, bluttriefendes Inferno verwandeln.

      "Adams Äpfel" berührt und überschreitet in einem fort die Grenzen des guten Geschmacks, lässt seine Figuren ungestraft die schlimmsten Dinge tun, wechselt die Genres von Märchen über sozialen Realismus hin zu Slapstick und Splatter. Und doch ist der Film ganz und gar geglückt, lässt er sich doch als Parabel aller Ebenen menschlichen Zusammenlebens verstehen. Doch trotz seines düsteren Tons handelt es sich mitnichten um einen pessimistischen Film. Allen Grausamkeiten zum Trotz nimmt die Handlung gegen Ende eine unerwartete Wendung. Denn obwohl die Figuren fortwährend unverzeihliche Fehler machen, steuern sie ahnungslos ihrer Versöhnung entgegen. Man muss nur einen der eingangs erwähnten Magneten umdrehen, und Abstoßung wird zur Anziehung.

      Fazit: Ein warmherziges Meisterwerk: wendungsreich und kurzweilig, brillant gespielt und so unberechenbar wie das Leben.
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    2. Adams Äpfel: Bissige, aber sympathische Komödie über einen leidgeprüften modernen Hiob.

      Dänische Apfelkuchen schmecken gallig: Anders Thomas Jensen („Dänische Delikatessen„) bleibt seinem Fach treu und serviert eine bissige, aber sympathische Komödie über einen leidgeprüften modernen Hiob, den (fast) nichts von seinem Glauben abbringt.

      Landpfarrer Ivan („Casino Royale“-Gegenspieler Mads Mikkelsen) widmet sich in seinem kleinen Gotteshaus der Resozialisierung Straffälliger. Zu seinen Schäfchen zählen der kleptomanische Alkoholiker und Vergewaltiger Gunnar, sowie der schießfreudige arabische Tankstellenräuber Khalid. Neuzugang Adam (Ulrich Thomsen aus „Brothers“), misanthropischer Neonazi, dessen Bibel „Mein Kampf“ ist, gerät sofort in Rage über Ivans Gutmütigkeit. Rasch erkennt er, dass sich hinter seiner unerschütterlicher Barmherzigkeit eine tragische Vergangenheit verbirgt. Ivan biegt sich die Realität so zurecht, bis sie in sein gnadenlos positives Weltbild passt. Adam macht es sich fortan zur Aufgabe, ihn davon zu kurieren - am besten mit Schlägen und Tritten.

      Den Konflikt zwischen dem teuflischen Adam und dem Gutmenschen Ivan schildert Jensen in einem menschelnden, nonchalanten Tonfall, der zwar kalkuliert provoziert, aber auf charmante Weise selbst gelegentlichen Gewalteinsatz entschärft. Ivan erweist sich als unkaputtbares Stehaufmännchen wie aus einem Comic und selbst Kopfschüsse erzielen eine heilende Wirkung. Mögen das Treiben auch grotesk und die Individuen obskur sein, die betont lakonische Regie gibt den absurden Kapriolen und göttlichen Fügungen eine fast prosaische Bodenhaftung.

      Wenn der titelgebende Apfelbaum von einer Plage nach der anderen heimgesucht, Ivan vom Schicksal in jeder erdenklichen Fasson gebeutelt und stets das Buch Hiob aufgeschlagen wird, weist Jensen deutlich, vielleicht überdeutlich auf den allegorischen Charakter hin. Dann erscheint Satan in gestalt Adams und Ivan als duldsames Lamm, das so lange geprüft wird, bis sein Gottesglaube bricht. Jensen, der die junge Tradition schwarzhumoriger dänischer Komödien quasi im Alleingang zu verantworten hat (Drehbücher von „Mifune“ bis „In China essen sie Hunde„), arbeitet auf eine christliche Botschaft hin, die er freilich in leicht respektloser und immer unterhaltsamen Art unterbreitet. Dafür erhielt sein Werk auch den dänischen Filmpreis Robert in vier Kategorien und setzte sich gegen Favorit Lars von Trier durch.

      tk.
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