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Fakten und Hintergründe zum Film "Vorstadtkrokodile"

Fakten und Hintergründe zum Film "Vorstadtkrokodile"

Mehr zum Film? Wir haben die wichtigsten Hintergründe und Fakten für Dich gesammelt: detaillierte Inhaltsangaben, Wissenswertes über die Entstehung des Films, ausführliche Produktionsnotizen. Klick rein!

Die Vorstadtkrokodile stellen sich vor…

Olli (Manuel Steitz): „Wir treffen uns morgen wieder hier. See you later, Alligators.“

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Olli ist das Oberkrokodil. Er sagt, wo es langgeht, und das macht ihm auch mächtig Spaß. Aber er erlebt, dass man als Chef manchmal auch recht einsam ist. Er und seine Schwester streiten sich gern, aber in Wirklichkeit sind sie sehr eng verbunden und stehen immer füreinander ein.

Maria (Leonie Tepe): „Die Mutprobe ist so bescheuert, Olli! Fast so bescheuert wie du!“

Maria ist das einzige Mädchen in der Bande. Als Ollis ältere Schwester durfte sie ohne Mutprobe dabei sein, womit die anderen Krokodile sie gern einmal aufziehen. Sie ist so etwas wie die Stimme der Vernunft in der Bande und bremst ihren Bruder, wenn der im Begriff ist, etwas Dummes anzustellen.

Hannes (Nick Romeo Reimann): „Zu klein? Mensch Mama, wir sind ein Team, schon vergessen? Du machst dein Examen, und ich halt dir den Rücken frei!“

Hannes, der so gern bei den Krokodilen mitmachen möchte, ist etwas jünger als die anderen. Hannes und seine Mutter haben nur sehr wenig Geld, und so unterstützt er, wo er nur kann, als „Mann im Haus“ seine noch sehr junge Mutter, die neben ihrem Job für ihr Examen büffelt. Eigentlich ist Hannes nicht der Allermutigste, aber er überwindet sich, wenn es darauf ankommt.

Kai (Fabian Halbig): „Mann, ich will nicht auf die Sonderschule! Da sind nur Behinderte!“

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Kai ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt. Auch wenn er eigentlich ein fröhlicher, lebenslustiger Junge ist, zehrt das an ihm - was er natürlich niemals zugeben würde, schon gar nicht vor den anderen Krokodilen. Er ist schon etwas eigenbrötlerisch veranlagt und kann Stunden mit seinem Fernrohr verbringen, aber durch die Bekanntschaft mit Hannes und den anderen Krokodilen lernt er, wie toll es ist, richtig gute Freunde zu haben.

Frank (David Hürten): „Auf keinen Fall kommt der Spasti hierher!“

Frank hat eine große Klappe und hält nichts von der Idee, den behinderten Kai bei den Vorstadtkrokodilen aufzunehmen. Dahinter verbirgt sich aber viel Unsicherheit, weil es bei ihm zuhause nicht gerade nett zugeht. Franks Vater rutscht öfter mal die Hand aus, vor allem bei Franks älterem Bruder Dennis. Und Dennis, der sich früher richtig gut mit seinem kleinen Bruder verstanden hat, tyrannisiert ihn nur und lässt ihn die ganze Hausarbeit machen.

Elvis (Nicolas Schinseck): „War was?“

Elvis trägt seinen Spitznamen, weil er auf Nachwuchsrocker macht. Er kommt auch ohne viele Worte aus und ist immer eher in sich gekehrt. Weil Elvis ständig seine Kopfhörer auf hat und Musik hört, weiß man nicht so recht, was in ihm gerade so vorgeht. Wenn er dann doch mal etwas sagt, überrascht er die anderen mit seinem abseitigen popgeschichtlichen Fachwissen.

Peter (Robin Walter): „D…d…dafür kommen wir alle in den K…K…Knast.“

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Peter ist der Bedenkenträger der Bande. Sein ängstliches Naturell und die Tatsache, dass er etwas stottert, machen ihn in der Bande ein wenig zu einem Außenseiter. Aber er ist ein treuer Freund, und ohne ihn wäre die Bande nicht dasselbe.

Jorgo (Javidan Imani): „Alter, 1000 Euro Belohnung - davon kannste Dir ‘n Haus auf Kreta kaufen, mit Garten, Meer, Breitbildfernseher.“

Jorgos Eltern stammen aus Griechenland. Er ist Handyfreak (auch wenn er manchmal Probleme mit dem Empfang oder dem Akku hat) und ist nie um einen trockenen Spruch verlegen. Wenn er dabei zu sehr den Nachwuchsmacho heraushängen lässt, kann er sicher sein, von Maria eins übergebraten zu bekommen.

Interview mit Christian Becker (Produktion)

Wie kam es zu dem Projekt?

Die „Vorstadtkrokodile“ spukten mir als Grundlage für einen Kinofilm schon lange im Kopf herum, da ich seit meiner Kindheit das Buch und den WDR-Fernsehfilm geliebt habe. Konkret wurde das alles, als ich über den Verlag der Romanvorlage hörte, dass die Rechte frei waren. Ich habe mich gewundert, dass die Rechte noch nicht früher vergeben worden waren und ich hätte mich auch sehr geärgert, wenn uns da jemand zuvorgekommen wäre. Im März 2005 haben wir mit den ersten Ideen angefangen und dann auch sehr schnell den Zuschlag vom Verlag für die Filmrechte bekommen.

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Lena Olbrich und ich haben gleich angefangen, das Drehbuch mit Martin Ritzenhoff zu entwickeln, der ja auch schon „Das Jesus-Video“ und „Was nicht passt, wird passend gemacht“ für uns gemacht hatte. Nach der tollen Zusammenarbeit an „Französisch für Anfänger“ haben wir Christian Ditter dann gebeten, die Regie zu übernehmen, und er hat das Drehbuch dann weiter bearbeitet.

Wie gut kannten Sie das Buch?

Ich komme aus Krefeld, am Rande des Ruhrgebiets, in der Nähe von Duisburg – ich bin mit dem Roman und auch dem Fernsehfilm sozusagen groß geworden. Die „Vorstadtkrokodile“ hatten für mich immer eine ganz besondere Ausstrahlung – denn es waren alles ganz normale Kinder: da wird keiner mit dem Rolls-Royce chauffiert wie bei den „Drei ???“, da fahren auch keine Zwölfjährigen Motocross wie bei den „Wilden Kerlen“ oder benutzen Supercomputer, um einen Fall zu lösen – gar nicht abwertend gemeint, wir wollen nur eine normale Alltags-Welt zeigen. Es geht mehr darum: Geht raus und erlebt dort mit euren Freunden bzw. Eurer Bande spannende Abenteuer, die überall zu finden sind!

Ihnen geht es also um möglichst realistische Figuren?

Genau: Es sind Freunde, die wir damals auch gern gehabt hätten. In so einer Bande wären wir alle gerne gewesen, wenn wir uns das getraut hätten und wenn es so etwas tatsächlich vor Ort auch gegeben hätte. Die „Vorstadtkrokodile“ sind nicht mit einem Supercomputer ausgestattet, der alle Probleme löst. Sie haben all die Probleme, die normale Kinder so haben; daher ist es eine Gruppe, mit der sich jeder Jugendliche identifizieren kann. Dabei war mir auch wichtig, den speziellen Ruhrgebiets-Charme des Romans von Max von der Grün zu erhalten: ein solches stilisiertes, romantisiertes Ruhrgebiet wollen wir auch im Film zeigen.

Wie aufwendig war das Casting der Kinderdarsteller?

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Die Kinder sind von unserer Casterin Daniela Tolkien zusammen mit Christian Ditter und Lena Olbrich sehr aufwendig gesucht und gecastet worden, damit sie zum Beginn des Drehs auch wirklich eine Truppe sind. In den einigen Fällen haben sich Kinder durchgesetzt, die entsprechende Erfahrung mitbringen konnten, wir haben aber auch ein paar Rollen mit Darstellern ganz ohne Filmerfahrung besetzt – für die ist das hier tatsächlich der erste Dreh ihres Lebens.

War es leichter, die Erwachsenen-Rollen zu besetzen?

Sagen wir so: Wir hatten bestimmte Wunschkandidaten, und wir haben sie alle gekriegt! Bei manchen war es wirklich der kurze Dienstweg, etwa bei Nora Tschirner. Wir hatten gerade „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ beendet, und haben uns sehr gefreut, dass wir sie gleich für unser nächstes Projekt verpflichten konnten. Natürlich sind viele alte Bekannte wie etwa Ralf Richter oder Martin Semmelrogge dabei. Und was Smudo betrifft: wir sind natürlich alle Fanta-4-Fans, aber Christian Ditter hat auch mal einen Werbespot mit ihm gedreht und kannte ihn daher. Smudo kommt ja nicht gerade aus der Gegend, aber das Ruhrgebiet zeichnet sich ja auch dadurch aus, dass es sehr viele Zugezogene gibt und dass es immer noch ein richtiger Schmelztiegel ist.

Wen sehen Sie als wichtigste Zielgruppe von VORSTADTKROKODILE?

Es gibt gleich mehrere: Wir haben das sehr breit angelegt. Zum einen ist der Film natürlich für alle Kinder und Jugendliche, die Spaß an Abenteuerfilmen und Lust auf ein tolles Kinoerlebnis haben - und wir streben natürlich auch an, die Erwachsenen, die damals mit den Krokos groß geworden sind, anzusprechen. Um diese ganzen Leute nicht zu enttäuschen, haben wir eine Menge Anspielungen auf die WDR-Verfilmung aus den 70ern untergebracht: Zum Beispiel, indem wir Martin Semmelrogge als Minigolfplatzbesitzer verpflichtet haben. Der spielte damals in dem Fernsehfilm eine seine ersten Rollen, und sein Vater Willy Semmelrogge war damals der Minigolfplatzbesitzer. Bei der Szene auf dem Minigolfplatz wird man auch noch einmal den alten Titelsong „Amada mia, amore mio“ im Original hören, den wir für den Abspann auch covern wollen. Schließlich gibt’s die Abzeichen der Krokodile bei uns in verschiedenen Ausführungen, zum Beispiel als Kette, aber einmal auch als Aufnäher auf der Hose von Maria, wie bei den Original-„Vorstadtkrokodilen“…

Interview mit Lena Olbrich (Produktion)

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen der Vorlage, Max von der Grüns Roman, und dem Film VORSTADTKROKODILE beschreiben?

Wir haben von Anfang an den Ansatz verfolgt, die Geschichte in die Neuzeit zu übertragen, um sie so einer neuen Generation zugänglich zu machen. Uns war klar: Die Romanvorlage muss man frisch aufbereiten. Dabei verneigen wir uns auch vor dem Original und haben die wichtigsten Werte wie z.B. Integration und Freundschaft beibehalten. Für uns war es auch eine Bestätigung, dass die Rechteinhaber mit unserer Drehbuchentwicklung zufrieden waren. So sehr, dass uns auch die Witwe von Max von der Grün am Set besucht hat.

Die Besetzung enthält ja einige Überraschungen, darunter Fabian Halbig von den Killerpilzen. Wie sind Sie auf ihn gekommen?

Mit Fabi war die Sache so: Wir haben die „Killerpilze“ im Musikfernsehen und in Jugendzeitschriften gesehen und ihre Musik hat uns auf Anhieb gefallen. Fabi ist uns dabei besonders durch seine frische Ausstrahlung, neckische Art und positive Energie aufgefallen. Wir haben Kontakt aufgenommen, eigentlich ohne uns große Hoffnungen zu machen, dass etwas daraus werden könnte, aber es kam sofort positives Feedback vom Management, und danach kam eins zum anderen. Das war ein absoluter Glücksfall: Fabi ist ein intelligenter Junge, der sehr sympathisch ist, hohe Sozialkompetenz besitzt, und sich richtig in seine Rolle reingehängt hat, in der Vorbereitung Schauspieltraining und auch ein mehrwöchiges Rollstuhltraining absolviert hat.

Wie lief die Besetzung der Erwachsenenrollen, zum Beispiel der von Dennis‘ Gang?

Jakob Matschenz hat zuletzt in der Rat Pack-Produktion „Die Welle“ geglänzt, und Oktay Özdemir durch seine Rollen in „Wut“ und „ Knallhart“. Und mit Axel haben wir schon u.a. bei der „Pro7-Märchenstunde“ gedreht. Sie alle schaffen es, ihre Rollen in der wenigen Screentime, die sie haben, vielschichtig anzulegen. Die drei stellen natürlich schon gefährliche Jungs dar, die Angst einflößen, aber das Klischee wurde in allen drei Fällen auch immer wieder aufgebrochen, etwa in den Szenen, die Jakob als Dennis in seinen Familienkonflikten zeigen.

Auf welchen Wegen kamen Maria Schrader, Ralf Richter und Martin Semmelrogge dazu?

Ralf Richter ist schon lange ein Freund des Hauses, er ist für uns ein typisches Ruhrgebiets-Original; er war sehr schnell im Boot. Was Maria Schrader betrifft, fanden wir einfach alle, dass sie eine ganz tolle, facettenreiche Schauspielerin ist, die wunderbar in die Rolle von Kais Mutter passen würde. Wir haben sie einfach angefragt, es fand ein Kennenlernen mit Christan Ditter statt – und es hat alles gepasst! Und Martin Semmelrogge als Veteran der alten „Vorstadtkrokodile“ war als allererster fest besetzt. .

Semmelrogge ist ja nicht die einzige Verbindung zur alten Fernsehverfilmung von 1977…

Wir haben die Verbindung aber auch bewusst gezogen. Zum Beispiel haben wir mit acht von den damaligen Darstellern und unserem Cast ein Meet-and-Greet veranstaltet. Das haben wir Heiner Beeker zu verdanken, einem der alten „Vorstadtkrokodile“. Er hat es über die Jahre geschafft, den Kontakt zu vielen „Ehemaligen“ zu halten und Treffen veranstaltet. Er ist auch für die Ausstellung im Stadtmuseum von Brüggen verantwortlich, die den Dreharbeiten zum ersten Film gewidmet ist. Und er kann natürlich auch viele interessante Anekdoten von damals erzählen. Da kann man wirklich nostalgisch werden, mit welchem relativ geringen Aufwand damals solche Produktion aufgezogen werden konnten.

Wir zum Beispiel bauen mit großem Aufwand ein Dach-Set, denn man kann ja nicht in 13 Meter Höhe drehen – aber damals wurde auf dem original Dach gedreht und die Kamera kurzerhand auf eine Drehleiter der Feuerwehr gepackt…!

Interview Christian Ditter (Regie, Drehbuch)

Wie würden Sie Ihre Herangehensweise bei VORSTADTKROKODILE beschreiben?

Mir ist wichtig beim Geschichtenerzählen, dass man Filme macht, die im Kino unterhalten, die packen und mitreißen, die aber auch das Potential haben, dass man auf dem Nachhauseweg, vorm Einschlafen, am nächsten Tag noch einmal darüber nachdenkt und darüber spricht. Die Geschichte der „Vorstadtkrokodile“ ist geradezu ideal dafür, weil sie Spannung und Abenteuer, vor allem aber auch ein so breites Spektrum an Themen liefert.

Woher kannten Sie den Roman?

Ich habe das Buch in der Schule als Pflichtlektüre gelesen und habe es geliebt. Die Kriminalgeschichte fand ich einfach super, was sonst noch so drinsteckt – das moralische Raster, die Orientierungshilfe – habe ich damals allerdings eher unterbewusst wahrgenommen und erst später zu schätzen gelernt.

Was ja für Max von der Grüns Können als Schriftsteller spricht, ernste Themen ganz unbemerkt in einer Krimihandlung unterzubringen…

Genau, und es war mir für den Film auch von äußerster Wichtigkeit, keine Predigten zu halten, nicht zu moralisieren. Wer sich die VORSTADTKROKODILE anguckt, soll Spaß und eine gute Zeit haben. Dabei ist es aber eben auch für mich als Filmemacher die große Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und den jungen Zuschauern auch noch etwas zum Nachdenken mitzugeben.

Nach welchen Leitlinien haben Sie den Roman dann adaptiert?

Vor allem habe ich mich gefragt: Was sind die Themen der Vorlage? Und welche Rolle spielen diese Themen in der Lebensrealität der Kinder von heute? Die Themen der Vorlage haben alle etwas mit dem Über-Thema „Integration“ zu tun, und so ist es auch im Film: Jede Figur hat ihre eigene Integrationsgeschichte: Kai als Rollstuhlfahrer, Hannes als der Kleinste, Jorgo als ausländischer Mitbürger, Maria als Mädchen, Olli, der als Chef immer etwas allein auf weiter Flur ist, Peter, der stottert und etwas älter als die anderen ist, und schließlich der in sich gekehrte, etwas autistische Elvis. Ich fand es sehr interessant, dass die Vorstadtkrokodile eine Gruppe von lauter Außenseitern, zusammen aber die coolste Bande der Stadt sind!

Welche filmischen Vorbilder gab es denn? Ist zum Beispiel die Sequenz gleich zu Beginn, noch vorm Vorspann, in der Hannes seine Mutprobe besteht, als Anspielung auf die legendären pre-title sequences der James-Bond-Filme zu verstehen?

Das kann man gern so sehen! Da die Dachkletter-Sequenz, wie auch schon im Roman, losgelöst vom Rest der Handlung ist, bietet sich der Vergleich an. Außerdem ist die Sequenz ideal als Einführung des Helden. Mir war ganz allgemein wichtig, die Balance zu finden zwischen den actiongeprägten Szenen, wo wir richtig Gas geben und man sich am Kinositz festkrallt, und den anderen, ruhigen Momenten, in denen man den Figuren ganz nah ist und an ihren Emotionen teilhat.

Welche Recherche haben Sie betrieben, damit die Sprache der Jugendlichen im Film authentisch klingt?

Bei der Kinotour für „Französisch für Anfänger“ habe ich viel Kontakt mit Teenagern in genau dem Alter gehabt und mitgekriegt, wie die eigentlich reden. Mir fiel vor allem auf, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen und bedingungslos ehrlich sind. Bei denen sagt jeder frei heraus, was er meint, auch wenn es ihm eine Minute später schon wieder Leid tut. Im zweiten Schritt bin ich mit dem Drehbuch in die Schule gegangen. Integriert in den Deutschunterricht, habe ich es einmal mit einer vierten und einmal mit einer sechsten Klasse gelesen, und danach gab’s jeweils eine Doppelstunde Diskussion. Da kamen viele Anregungen, was man etwas anders oder auch auf gar keinen Fall so sagen würde. Der letzte Schritt war, dass ich unsere Darsteller, die ja genau in dem Alter sind, gebeten habe: „Wenn ihr im Drehbuch über etwas stolpert, was euch komisch vorkommt: Sagt Bescheid!“

Haben Sie beim Casting der Kinderdarsteller darauf geachtet, dass sie Filmerfahrung mitbringen?

Nein, wir waren da ganz offen. Wir haben nichts zur Voraussetzung gemacht, weder zwei Monate Schülertheater oder fünf Kinofilme. Es ging einfach darum: Wer bringt das größte Talent mit? Und wer ist ein individueller, starker und außergewöhnlicher Charakter, der die Bande um eine Facette bereichert? Mit Nick Romeo Reimann in der Hauptrolle des Hannes haben wir wirklich Glück gehabt. Er hat ein irres Talent – und bei ihm ergänzt es sich noch mit der beträchtlichen Erfahrung aus den „Wilde Kerle“-Filmen. Aber auch alle anderen Kroko-Darsteller bringen jeweils eine ganz besondere Qualität mit, die sie von hunderten von anderen Kandidaten unterscheidet und sie besonders und einzigartig macht.

Ihr anderer Hauptdarsteller – Fabian Halbig als Kai – hat dagegen noch nie vor der Kamera gestanden, dafür ist er, als Schlagzeuger der „Killerpilze“, ein richtiger Popstar. Zählt das auch als Erfahrung?

Unbedingt. Fabi ist so ein ungezwungener, selbstverständlicher Typ, der seit seiner Kindheit mit den Medien vertraut ist und deshalb auch nicht verschreckt ist oder versucht cool auszuschauen, wenn eine Kamera in der Nähe ist. Diese Natürlichkeit, die sich andere Schauspieler erst mühsam erarbeiten müssen, hat mich von Anfang an fasziniert. Mir war natürlich bewusst, dass Fabi noch nie gespielt hat und dass er als Kai auch noch eine besonders schwierige Rolle haben würde, die es behutsam zu besetzen galt. Aber er war beim Vorsprechen der erste und einzige, wo ich spontan gedacht habe: Das ist es! Bei den anderen Bewerbern kam da schnell so eine Schwere rein, so eine Melancholie, ich wollte aber Kai eben nicht als jemanden zeigen, der wegen seiner Behinderung ständig deprimiert ist, sondern als jemanden, der trotz des schweren Schicksals ein ganz normaler Junge ist und die selben Probleme hat wie andere Kinder auch.

Hatten die jungen Darsteller vor Beginn der Dreharbeiten Gelegenheit, sich näher kennenzulernen?

Wie schon bei „Französisch für Anfänger“ haben wir ein Probenwochenende gemacht. Da haben wir keine konkreten einzelnen Szenen geprobt, sondern Schauspielübungen gemacht, gemeinsam gegrillt, das Drehbuch zusammen gelesen und Fußball gespielt. Diese Zeit ist unverzichtbar, damit alle wissen: Das ist jetzt meine Familie für den Sommer. Sie müssen schon vor Drehbeginn eine Gruppe sein, so dass man auch in den Szenen, die zu Beginn gedreht werden, merkt: Die sind eine Bande, die gehören zusammen, die kennen sich schon ewig.

War es schwierig, das Hauptmotiv, die alte Ziegelei, zu finden?

Das kann man wohl sagen! Wir haben bis zu fünf Location Scouts gleichzeitig beschäftigt. Entweder sind solche alten Industriebauten in Event-Gastronomie oder Werbeagenturbüros umgewandelt worden – oder sie wurden gleich abgerissen. Vor allem brauchten wir ja auch eine Industrieruine, die gefährlich aussieht, aber nicht gefährlich ist. Und ich habe es allen immer noch schwieriger gemacht, indem ich ständig sagte: Das muss aber auch super aussehen! Unsere Szenenbildnerin Eva Stiebler hat dann schließlich ein Gebäude gefunden, das tatsächlich mal eine Ziegelei war, ganz am Rande des Ruhrgebietes – lustigerweise in unmittelbarer Nähe, vielleicht 3,5 Kilometer entfernt, wo damals der Fernsehfilm gedreht wurde. Wir sind mit einem Statiker und einem Architekten dagewesen, und manche Stellen mussten abgestützt oder renoviert werden, aber natürlich so, dass man nicht sieht, dass da etwas gemacht wurde!

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