Untersuchung an Mädeln: Stilisierte Mixtur aus Justizdrama und Provinzposse um zwei des Mordes an ihrem Vergewaltiger angeklagte Mädeln.
Der Titel der österreichischen Posse um unterdrückte Triebe und Justizdenken deutet auf eine der Kopfgeburten von Michael Haneke („Code: unbekannt“) hin, aber zum Glück hat es Regisseur Peter Payer, der den gleichnamigen Roman von Albert Drach verfilmte, verstanden, aus einem Untersuchungsverfahren eine süffisante Abrechnung mit Vorurteilen über Männer und Frauen zu inszenieren. Ein Gutteil des Gelingens geht auf das Konto der Schauspieler und den von Harry Rowohlt in der ihm eigenen bärfüßigen Süffisanz gelesenen Off-Kommentar, in dem die Protokolle sprachlich demontiert werden. Stella (Anna Thalbach) und ihre beste Freundin Esmeralda (Elke Winkens) sollen als Autostopperinnen nach ihrer Vergewaltigung durch den Stechviehhändler Tummer selbigen ermordet haben. Die Leiche wird nie entdeckt werden. Der Film pendelt zwischen der Vorgeschichte des angeblichen Verbrechens und beschreibt das sozialpsychologische aufgeheizte Klima rund um die Untersuchung und den Prozess. Dabei spielen die „wahllosen“ Sexvorlieben der jungen Frauen die wesentliche Rolle. Mehr als über die eher spontan agierenden „Mädeln“ macht sich Payer über die Doppelmoral und die wollüstigen Phantasien von Zeugen und Bekannten lustig. In einer Mischung aus Ironie, Sarkasmus, Wiener Schmäh und Karikatur wird aus der Provinz das bekannte Manfred-Deix-Land, wird Sprache („einschlägige geschlechtliche männliche Versorgung“) kenntlich gemacht. Otto Sander ist der verklemmte neurotische an „Geschlecht und Verbrechen“ verzweifelnde Richter, Max Tidof der schmierige Ex-Matrose und Geliebte der Frauen, Anna Thalbach und Elke Winkens kokettieren als Spät-Lolitas. Wegen der formalen Stilisierung ein typischer Arthouse-Fall. ger.