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Tulpan

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Tulpan: Vielfach ausgezeichneter Debütfilm zwischen Doku und Fiktion um den harten Alltag von Nomaden in der kasachischen Steppe und eine unerfüllte Liebesgeschichte.

Poster

Tulpan

Handlung und Hintergrund

Ein junger Matrose kommt von der See in die kasachische Steppe zurück, wo er das einzige Mädchen weit und breit - sie heißt Tulpan - erobern will. Er versucht sie mit seinen zwei Orden, zehn Schafen und einem mit Gold verzierten Kristalllüster zu beeindrucken. Doch Tulpan gefallen seine Segelohren nicht. Ein persönliches und auch wirtschaftliches Desaster, denn ohne Heirat gibt’s keine Schafherde und deshalb auch keine Jurte mit eigenem Strom und Wassertank.

Darsteller und Crew

  • Askhat Kuchinchirekow
  • Tulepbergen Baisakalow
  • Samal Eslyamowa
  • Ondasyn Besikbasow
  • Bereke Turganbaew
  • Sergei Dvortsevoy
  • Gennadi Ostrowski
  • Raimond Goebel
  • Karl Baumgartner
    Karl Baumgartner
  • Jolanta Dylewska
  • Isabel Meier
  • Petar Markovic

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. „Tulpan“ des kasachischen Regisseurs Sergei Dvortsevoy wurde 2008 in Cannes bester Film in der Reihe „Un Certain Regard“. Die internationale Produktion unter deutscher Beteiligung erzählt sehr lebendig und realitätsnah eine in der kasachischen Steppe angesiedelte Geschichte. Der heimgekehrte Matrose Asa muss in der Jurte seiner Schwester und deren Familie schlafen, bis er eine eigene Frau findet. Denn der Genosse Vorsteher, der gelegentlich vorbeischaut, will Asa erst dann eine eigene Herde genehmigen. In dieser Gegend, die Hungersteppe genannt wird und den Schafen kaum Futter bietet, könne ein Hirte ohne die Mitarbeit einer Frau nicht überleben, meint der Funktionär.

      Doch was tun, wenn die einzige mögliche Braut in der ganzen Region einen nicht nehmen will? Asa sieht seine Zukunft in Gefahr. Immer, wenn es Streit mit seinem Schwager Ondas gibt, rennt Asa wütend davon und seine Schwester weint. Doch er kommt zurück, denn die menschenleere Steppe reicht bis zum Horizont. Tag für Tag ist die Familie mit ihrer Herde allein, nur Boni kommt mit seinem Traktor regelmäßig vorbei, um den Wassertank aufzufüllen und die bestellten Lebensmittel zu bringen.

      Boni zeigt Asa abgegriffene Zeitschriften mit Fotos von nackten Frauen, Motorrädern, Autos und richtigen Häusern. Gemeinsam träumen die jungen Männer im Staub der Steppe von Reichtum und Status. Boni drängt Asa, mit ihm in die ferne Stadt zu ziehen und dort sein Glück zu versuchen. In diesem Spannungsfeld zwischen dem traditionellen Leben und den Verlockungen der Zivilisation wachsen auch Asas Neffen und die Nichte auf: Das Kleinkind bettelt, mit ihm nach Almati fahren zu dürfen, der größere Junge sitzt am liebsten in der Jurte und hört Nachrichten aus seinem Kofferradio.

      Dvortsevoys Motive vom Nomadenleben in der Steppe sind im Kino nicht mehr neu. Aber der Filmemacher bezaubert mit seiner frischen, lebhaften Inszenierung, die Humor und Widersprüche zulässt. Ähnlich wie in den mongolischen Geschichten von Byambasuren Davaa gibt es auch hier Szenen idyllischen Familienlebens, in denen jede Kleinigkeit einen Wert besitzt. Der Blick irrt über die vertrockneten Gräser der Steppe und klammert sich schließlich an ein paar Haustiere, die reglos unter dem wolkenverhangenen Himmel stehen. Das Gehör ist dem Brausen des Windes ebenso ausgeliefert wie dem Blöken eines Lämmchens.

      Mit einer optimal eingesetzten Handkamera gelingen Aufnahmen von betörender emotionaler Kraft. Die Kamera tanzt im Freudentaumel mit Asa, wenn er aus dem fahrenden Traktor hängt und zum Klang von Boney M.s „By the Rivers of Babylon“ Jubelschreie ausstößt. Sie beugt sich über sein Gesicht, wenn er nach der Geburtshilfe für ein Lamm auf dem Rücken liegt, ein Ausdruck purer Glückseligkeit.

      Fazit: Sergei Dvortsevoy erzählt die Geschichte eines jungen kasachischen Hirten auf Brautsuche mit authentischer Frische und Intensität.
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    2. Tulpan: Vielfach ausgezeichneter Debütfilm zwischen Doku und Fiktion um den harten Alltag von Nomaden in der kasachischen Steppe und eine unerfüllte Liebesgeschichte.

      Ein „Jurtenfilm“ zwischen Dokumentation und Fiktion in der unendlichen Weite der kasachischen Steppe.

      Preise fallen dem Erstlingswerk von Sergey Dvortsevoy weltweit zu, Bester Film beim Certain Regard in Cannes 2008 und Auszeichnungen u.a. in Montreal und Reykjavik, Zürich, London und Tokio. Es ist der naive Charme und die opulente Bilderwelt, die den Reiz dieser exotischen Reise ins Nirgendwo ausmachen. Der aus Kasachstan stammende Regisseur taucht tief ein in den fremden Mikrokosmos der Nomadenexistenz.

      Auf der einen Seite der beschwerliche Hirtenalltag und der natürliche Kreislauf von Leben und Tod, auf der anderen die unerfüllte Liebesgeschichte eines von der See zurückkehrenden jungen Matrosen, der Tulpan, das einzige Mädchen weit und breit, heiraten möchte und bei einem seltsamen Bewerbungsgespräch versucht, mit seinen zwei Orden, zehn Schafen und einem mit Gold verzierten Kristalllüster die Holde zu überzeugen, die ihn aber wegen seiner Segelohren ablehnt. Ein persönliches und auch wirtschaftliches Desaster, denn ohne Heirat gibt’s keine Schafherde und deshalb auch keine Jurte mit eigenem Strom und Wassertank.

      Der Film entführt in eine Welt von verblüffend funktionierender Einfachheit und einer gelungene Mischung aus Naturalismus und Poesie. Das Personal ist liebenswert-skurril und schwankt je nach Alter zwischen modernen Boney-M.-Rythmen und traditionellen Volksliedern, zwischen der Neugier auf die 500 km entfernte Großstadt mit ihren noch unbekannten Vergnügungen und dem treuen Hang zur Familie und trauter Gemeinsamkeit. Beeindruckend die Impressionen einer Landschaft, in der Sandstürme täglich toben, reale Sonnenuntergänge fast klischeehaft wirken und ein verletztes Kamel ganz selbstverständlich im Motorrad-Beiwagen spazieren gefahren wird. Ruhig erzählt und die Spannung zwischen Fiktion und Non-Fiktion gut ausbalancierend, kommt „Tulpan“ ohne Ethno-Kitsch aus, setzt auf eine Wirklichkeit, in der Mensch und Tier aufeinander angewiesen sind und fasziniert gerade durch die scheinbar lapidare Beobachtung eines unspektakulären Daseins. mk.
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