To Have and to Hold: Australiens Filmschaffende sorgen immer wieder für unerwartete Umdeutungen bekannter Stoffe. Wer sich Hitchcocks Schwindelklassiker „Vertigo“ im Urwald von Papua-Neuguinea als melodramatischen Mystery-Thriller mit romantischen Unter- und kriminalistischen Obertönen, garniert mit reichlich sexuellen Obsessionen vorstellen kann, wird sich in John Hillcoats regenschwüler Ballade verlorener Seelen im Rebellenland der Eingeborenen...
Australiens Filmschaffende sorgen immer wieder für unerwartete Umdeutungen bekannter Stoffe. Wer sich Hitchcocks Schwindelklassiker „Vertigo“ im Urwald von Papua-Neuguinea als melodramatischen Mystery-Thriller mit romantischen Unter- und kriminalistischen Obertönen, garniert mit reichlich sexuellen Obsessionen vorstellen kann, wird sich in John Hillcoats regenschwüler Ballade verlorener Seelen im Rebellenland der Eingeborenen und im Dunstkreis kranker Psychen wonnig schaurig aufgehoben fühlen.
In einem Dorf am Ufer des Sepik-Flusses schlägt sich Abenteurer Jack (Tscheky Karyo) durch, indem er den Eingeborenen Gewaltvideos, die er aus Melbourne besorgt, vorführt. Zu Beginn des Films ist seine Frau Rose plötzlich gestorben, der Grund bleibt unerklärt. In Melbourne trifft Jack auf die Schriftstellerin Kate (Rachel Griffiths), die Rose ähnelt. Er wirbt um sie und lockt ihre romantische Seele mit Vorstellungen von Sex und Liebe in exotischer Umgebung. Doch sehr schnell ändert er sich. Er zwingt Kate, sich wie Rose zu kleiden, die Haare zu machen und wie sie zu handeln. Kate ist erst sehr geschmeichelt, dann irritiert und schließlich in Panik, als Jack zunehmend radikaler und brutaler wird. Mit Hilfe eines eingeborenen Aufständischen kann sie dem Paradies des Teufels entkommen. Im Epilog lauert Jack auf neue Beute.
Die Stärke von Hillcoats stets bedrohlich wirkender Reise in unerklärliche Welten persönlicher Krisen und Wahnvorstellungen liegt in der gewählten Umgebung: Die subtropische Hitze und das ständige Gefühl des Unwohlseins der Personen resultieren aus den im Umbruch befindlichen Machtverhältnissen am Fluß, dessen landschaftliche Schönheiten einen prächtigen Kontrapunkt zur gestörten Psyche Jacks abgeben.
Tscheky Karo („Nikita“) spielt Jack als somnambulen Drifter, der im Tropenkoller eine für Rose tödliche Eifersucht entwickelt und der sich in Videoaufnahmen flüchtet, die er von ihr gemacht hat. Der süße Wahn wird zum Wahnsinn. Rachel Griffiths (Toni Collettes fesche Freundin aus „Muriels Hochzeit“) ist aufregend in ihrer Wandlung von der naiven Geliebten zur furchtbeherrschten Braut, für die Roses rotes Kleid zum Horrorobjekt der Begierde Jacks wird. Die raffinierte Montage und subtile Kameraarbeit sorgen für zusätzliche Spannung in dem ungewöhnlich attraktiven Drama. ger.