Tatort: Nachtgeflüster: Tatort Köln: In einer Nighttalk-Sendung im Radio behauptet ein anonymer Anrufer, einen Polizisten ermordet zu haben.
Seit fast auf den Tag genau zehn Jahren sorgen Max Ballauf und Freddy Schenk nun schon dafür, dass in Köln kein Mordfall ungelöst bleibt. Von Anfang an ging es dabei stets um mehr als bloß um reine Kriminalgeschichten. Kindesmisshandlung, Landminen, Braunkohletagebau, Wehrmachtsausstellung, Kinderprostitution: Mitunter war die gesellschaftliche Relevanz, die den Darstellern Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär nicht minder am Herzen liegt als den Autoren und der Redaktion, fast zu übermächtig für einen Sonntagabendkrimi. Der Beliebtheit des Kölner Duos (beide übrigens mitnichten Rheinländer, sondern Westfalen) hat das keinerlei Abbruch getan.
„Nachtgeflüster“ wird daran ebenfalls nichts ändern, aber gerade für einen Jubiläumsfilm ist die Geschichte etwas schwach. Schon der Einstieg deutet nicht darauf hin, dass der 37. Fall (übrigens schon vor zwei Jahren produziert) ein besonderer sein könnte: Ein Streifenpolizist wird tot in seinem Auto gefunden. Die Tatwaffe ist seine eigene Pistole gewesen. Die Umstände deuten auf Suizid hin, doch die Kriminaltechniker finden keine Schmauchspuren; außerdem ist die Waffe verschwunden. Erste Spuren führen zum Besitzer eines Döner-Lokals, bei dem der tote Beamte offenbar hohe Spielschulden hatte. Doch dann wird’s interessant: In einer Radiosendung meldet sich ein Anrufer, der sich mit dem Mord brüstet. Die Kommissare tun dies als Aufschneiderei ab, aber der Unbekannte schickt dem Sender den Schlüssel für ein Schließfach, in dem sich die Pistole findet. Während sich die Moderatorin (Annika Kuhl) und ihre Chefin (Claudia Michelsen) noch freuen, dass ihre Sendung zum Stadtgespräch wird, lässt sich Ballauf auf ein riskantes Manöver ein. Er versucht, dem Mörder mit Hilfe des Radios auf die Spur zu kommen, und stellt verblüfft fest, dass die Anrufe ganz aus der Nähe kommen.
Es empfiehlt sich, nicht besonders gut hinzuhören, sonst kommt man dem Drehbuch (Stefan Cantz, Jan Hinter) alsbald auf die Schliche; die Lösung ist dann ziemlich unspektakulär. Ohnehin ist die Farbgebung dieses herbstlichen „Tatorts“ (Kamera: Hagen Bogdanski, Regie: Torsten C. Fischer) oft fesselnder als die Geschichte. Der „running gag“, ein ständiges Reviergetuschel hinter Ballaufs Rücken, läuft sich ebenfalls früh tot, weil man bald ahnt, dass Schenk keineswegs, wie der Kollege vermutet, ein Verhältnis hat, sondern bloß die Jubiläumsfeier organisiert. Immerhin, in den nächtlichen Impressionen wirkt Köln wie eine richtige Großstadt, Dietmar Bär hat einige witzige Dialogzeilen, und am Ende wird noch eine echte Überraschung aus dem Hut gezaubert. tpg.