Sugar Orange: TV-Drama: Ein junger Mann findet die Liebe seines Lebens, kämpft aber mit einer traumatischen Erfahrung in seiner Kindheit.
Wunden, die man sich in der Kindheit zugezogen hat, verheilen nie. Deshalb hat Leo bis heute ein Problem, intensive Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen: Er ist als Kind von seinem besten Freund Clemens im Stich gelassen worden. Die beiden waren unzertrennlich. Eines Tages aber stürzte Leo im Wald bei einem Wettrennen mit dem Rad und blieb verletzt liegen. Clemens bekam einen Mordsschreck, radelte davon und ließ Leo die halbe Nacht im Wald liegen; das hat der ihm nie verziehen.
Andreas Struck (Buch und Regie) erzählt seinen zweiten Spielfilm, den die ARD trotzdem im Rahmen der Reihe „Debüt im Ersten“ ausstrahlt, auf zwei Ebenen: In raschem Wechsel zeigt er die Freunde von einst, die sich Sugar und Orange nennen, und Leo (Lucas Gregorowicz) als Erwachsenen, der einen schüchternen Annäherungsversuch von Clemens (Hyun Wanner) rüde abblockt und lieber seinerseits das Weite sucht. Gleichzeitig verliebt er sich aber in Lena (Sabine Timoteo), die sich auch von seinem sprunghaften Verhalten nicht abschrecken lässt.
Struck entwickelt seine Geschichte beiläufig, fast lakonisch, wie überhaupt der gesamte Film äußerst sparsam inszeniert ist: wenig Musik, seltene Kamerabewegungen, kein Tempo, kaum Handlung. Auf den ersten Blick wirkt „Sugar Orange“ daher auch arm an Spannung. Das ändert sich allerdings, wenn man sich auf die Figuren einlässt. Obwohl sich Gregorowicz zumeist darauf beschränkt, hinter fransenverhangenen Augen verschleierte Blicke auf eine vermeintlich feindliche Welt zu werfen, und Struck offensichtlich mehr Kunst als Film im Sinn hatte: Einen gewissen Reiz entwickelt seine Geschichte trotzdem. Bloß einen „richtigen“ Schluss bleibt er schuldig: „Es macht keinen Sinn, wenn ein Film am Ende zu Ende ist. Erst am Ende kann er anfangen, in uns zu bestehen.“ tpg.