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Private

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Private: Doku-Drama, das über seinen Heimvideostil die Bedrängung einer palästinensischen Familie durch israelische Besetzer im eigenen Haus spürbar macht.

Poster

Private

Handlung und Hintergrund

Mohammeds Familie wohnt im Niemandsland zwischen einer Palästinensersiedlung und einem israelischen Militärstützpunkt. Als sich die Auseinandersetzungen zuspitzen, kommen Soldaten und ergreifen Besitz von dem Haus. Mohammed aber denkt nicht daran, zu weichen. So kommt es, dass die Soldaten das obere Stockwerk als Ausguck nutzen, während in der Parterre die Familie notdürftig Alltag spielt. Natürlich bleiben dabei Begegnungen der besonderen Art nicht aus.

Gleich zwei Leoparden für Film und Hauptdarsteller Mohammed Bakri gab es beim Filmfestival von Locarno für das dichte, realitätsnahe Drama des italienischen Regisseurs Saverio Costanzo.

Mohammed B. lebt mit seiner fünfköpfigen Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt. Die entnervte Ehefrau will das Haus längst aufgeben, doch Mohammed will nicht. Auch nicht, als eine Armeeeinheit sein Heim besetzt, in den ersten Stock einzieht, während sich die Familie im Erdgeschoss drängelt.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Saverio Costanzo
Produzent
  • Patrizia Costantini,
  • Mario Gianani
Darsteller
  • Mohammed Bakri,
  • Lior Miller,
  • Tomer Russo,
  • Hend Ayoub,
  • Arin Omary,
  • Marco Alsaying,
  • Niv Shafir,
  • Sahar Lachmy
Drehbuch
  • Saverio Costanzo,
  • Camilla Costanzo,
  • Alessio Cremonini,
  • Sayed Oashua
Kamera
  • Luigi Martinucci
Schnitt
  • Francesca Calvelli

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. "To be or not to be". Dieser Ausspruch Shakespeares steht ganz zu Beginn des Films und macht die Ernsthaftigkeit der Lage deutlich. Denn es geht dem Vater Mohammad nicht einzig um den Sachbesitz, den die Familie im Falle einer Flucht zurücklassen würde. Ein Haus fände sich auch woanders. Sicherer wäre es sehr wahrscheinlich. Doch Mohammad ist fest davon überzeugt, dass seine Kinder ihm ein Aufgeben eines Tages nicht verzeihen könnten und dass immer wird weglaufen müssen, wer einmal weggelaufen ist.

      Und so bleibt Mohammad wo er ist. Stur und friedlich. Er verlangt dabei viel von seiner Familie. Sie sollen nämlich nicht nur nach seinen Wünschen handeln, sondern dieses Handeln auch verstehen. Der Film wird so zu einem Plädoyer für den passiven Widerstand durch bloße Anwesenheit an einem Ort. Doch wie lange so ein „Aushalten“ in ständiger Anspannung und Existenzangst andauern kann, bleibt offen. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Im Film nicht und in der Realität bislang auch nicht. Und „Private“ liefert keinesfalls eine Lösungsmöglichkeit.

      In dokumentarischen Bildern erzählt Regisseur Saverio Costanzo von einer wahren Begebenheit. Mit kleinem Budget in Israel gedreht, besetzt mit palästinensischen und israelischen Schauspielern, gelingt es dem Film, das Gefühl der Ungewissheit in einem scheinbar unüberwindlichen Konflikt und die Atmosphäre stetig lauernder Gefahr unmittelbar darzustellen.

      Immer wieder werden die persönlichen Perspektiven der Figuren eingenommen. Der Blick folgt ihnen auf ihrem Weg durch das Haus und ihrem Leben im Haus. Dieser begrenzte Handlungsort wird dabei nie verlassen. So wird „Private“ zu einem intensiven Kammerspiel, in dem die Fronten des Nahostkonflikts aufeinander prallen. Schrecken und Angst, ständige Anspannung und Sorge finden sich aber auch auf Seiten der Soldaten.

      Diese sind nicht bloß Besetzer oder Eindringlinge. Es sind junge Männer, die unter Befehlsgewalt stehen. Da gibt es den, der Flöte spielt, bastelt und das Essen nicht mag, das ihm vorgesetzt wird. Da gibt es jene, die Witzchen machen und sich über ein Fußballspiel freuen. Sie alle sind weit weg von zu Hause und ständigen Kriegsgefahren ausgesetzt.

      Zermürbendes Warten auf die nächste gewaltsame Auseinandersetzung und der Kampf um Normalität im Alltagsleben rücken die Situationen von Familie und Soldaten näher aneinander. Gerade die älteste Tochter Mariam ist es, die das Feindbild durch ihre persönlichen Beobachtungen relativiert. Zwischendurch finden kleine Annäherungen zwischen den Seiten statt, die jedoch jederzeit in gewaltsame Explosionen münden können. Es ist ein Leben auf Messers Schneide.

      Es genügt ein kurzer Dialog, um die Absicht des Films deutlich zu machen. Vater und Sohn haben in mühevoller Arbeit ein Treibhaus gebaut. Während der Sohn heißblütig flucht: „Wenn sies zerstören, töte ich sie!“, entgegnet der Vater besonnen: „Wenn sies zerstören, bauen wirs wieder auf. Wenn sies dann wieder zerstören, bauen wirs wieder auf. Solange, bis sie keine Lust mehr haben.“

      Fazit: Was geschieht, wenn die Politik ins Private eindringt? Ein Plädoyer für Pazifismus und friedlichen Widerstand in Zeiten des Nahostkonflikts.
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    2. Private: Doku-Drama, das über seinen Heimvideostil die Bedrängung einer palästinensischen Familie durch israelische Besetzer im eigenen Haus spürbar macht.

      Mit dem Gewinn des Goldenen Leoparden von Locarno 2004, dem Fipresci Preis San Francisco 2005 sowie diversen Auszeichnungen für Hauptdarsteller Mohammed Bakri empfiehlt sich Saverio Costanzos Doku-Drama „Private“.

      Ursprünglich vom Produktionsland Italien für den Auslands-Oscar eingereicht, wurde dieses Ansinnen von der Academy kategorisch abgelehnt, weil im Film entgegen der Statuten nicht Italienisch, sondern Arabisch, Englisch und Hebräisch gesprochen wird. Eine groteske Geschichte, die perfekt mit der erzählten korrespondiert. Auf tatsächlichen Begebenheiten beruhend, „berichtet“ Regisseur und Koautor Costanzo von Mohammed B., der mit seiner fünfköpfigen Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt lebt. Ewig von den Soldaten schikaniert, will die entnervte Ehefrau das Haus längst aufgeben, woanders hinziehen, ruhiger, unbeschwerter leben. Was für Mohammed keine Option darstellt. Auch nicht, als eine Armeeeinheit eines Tages sein Heim besetzt, in den ersten Stock einzieht, während sich Mohammed und die seinen im Erdgeschoss drängeln. Nach Einbruch der Dunkelheit müssen sie die Ausgangssperre einhalten, sich zu siebt ins Wohnzimmer zum Schlafen zurückziehen.

      Formal dem Heimvideostil verpflichtet, großteils aus der Hand gedreht - Unschärfen, Überbelichtungen und stete nervöse Unruhe inklusive - wird hier das Private öffentlich. Die (finanzielle) Not gebiert eine Tugend, die dem Filmemacher erlaubt, nah und unmittelbar an seine Protagonisten heranzugehen, ihnen wortwörtlich auf den Leib zu rücken und so die Bedrängung durch den Feind spürbar zu machen. Die große Politik erscheint endlich „begreifbar“, die verschiedenen Standpunkte von militant bis pazifistisch werden konkret durchgespielt, den einzelnen Familienmitgliedern bzw. „Besatzern“ zugeordnet. Der Nahost-Konflikt, sonst primär durch Fernsehbilder von Selbstmordattentaten und postwendenden Vergeltungsschlägen präsent, verlagert sich in vier „eigene“ Wände, die der Zuschauer „mitbewohnt“. Dabei spart sich Saverio Costanzo eine deutliche Parteinahme, wobei freilich klar wird, wo seine Sympathien liegen. Und die muss man haben für den groß aufspielenden Mohammed Bakri, der Gandhi gleich passiven Widerstand leistet und selbst in Momenten größter Demütigung nie Ruhe und Würde verliert. geh.
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