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Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne

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Marguerite: Tragikomödie über das Scheitern einer Frau, die keinen Ton halten kann, sich aber als große Sopranistin fühlt.

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Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne

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Handlung und Hintergrund

Die französische Hauptstadt gilt in künstlerischer und kultureller Hinsicht als eines der großen Zentren Europas. Unweit davon, in dem abgelegenen Anwesen Madame Marguerites (Catherine Frot) lädt diese in den 1920ern Musiker und Musikinteressierte ein, um ein rauschendes Fest zu feiern. Ihre Gäste wissen allerdings wenig von ihr. Als sie der Gastgeberin zuhören müssen, wie sie ihr Gesangstalent unter Beweis stellen will, können und wollen manche von ihnen allerdings nicht ihren Ohren trauen. Denn das vermeintliche Sangeswunder stellt sich vielmehr als Meisterin der schiefen Töne heraus. Allerdings traut sich niemand der Gäste, Madame Marguerite über die Kakophonie ihrer Gesänge aufzuklären. Stattdessen sind die eingeladenen Musikexperten weit mehr darauf aus, der Madame Komplimente zu machen. Lediglich hinter ihrem Rücken erzählen sich die Anwesenden die Wahrheit. Diese Schweigespirale führt dann gar dazu, dass Marguerite das Lob zu Kopf steigt. Die junge Journalistin Hazel (Christa Théret) macht sich auf diese Weise einen Spaß daraus und schreibt einen äußerst positiven Artikel über sie, was sie nur in ihrem Vorhaben bestärkt, eine Musikkarriere zu starten. Damit richtet sie sich auch gegen ihren Mann Georges (André Marcon), der ihr kontinuierlich von ihren Plänen abrät. Seine Bemühungen erweisen sich jedoch als vergebene Lebensmüh, strebt seine inzwischen divenhafte Frau doch ihrem ersten Bühnenauftritt an. Das Unheil scheint seinen Lauf zu nehmen, ist die Resonanz eines fremden Publikums doch sehr vorhersehbar. Die Frage ist, ob Madame Marguerite noch von ihrem Vorhaben abzuhalten ist, oder ob sich das lang gehütete „Geheimnis“ ihres fehlenden Talents auf ganz großer Bühne lüftet. „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ basiert lose auf dem Leben von Florence Foster Jenkins, eine reiche Erbin, die im 19. Jahrhundert ebenfalls mit ihrem fehlenden musikalischen Gesangstalent von sich reden machte.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Xavier Giannoli
Produzent
  • Christine de Jekel,
  • Marc Missonnier,
  • Olivier Delbosc
Darsteller
  • Catherine Frot,
  • André Marcon,
  • Michel Fau,
  • Christa Theret,
  • Denis M'Punga,
  • Sylvain Dieuaide,
  • Aubert Fenoy,
  • Theo Colbi
Drehbuch
  • Xavier Giannoli,
  • Marcia Romano
Musik
  • Ronan Maillard
Kamera
  • Glynn Speeckaert
Schnitt
  • Cyril Nakache
Casting
  • Michael Laguens

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,0
22 Bewertungen
5Sterne
 
(11)
4Sterne
 
(4)
3Sterne
 
(4)
2Sterne
 
(1)
1Stern
 
(2)

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Kritikerrezensionen

    1. Frankreich, in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Regelmäßig bittet Marguerite Dumont Besucher in ihr Landhaus, zu Tee, Häppchen und Gesangsdarbietungen. Den Starauftritt behält sie sich stets selbst vor. Und die Besucher sind begeistert. Vor allem jedoch von den anderen Sängern. Denn Marguerite Dumont kann keinen Ton gerade herausbringen. Aber niemand hat den Mut, ihr dies offen zu sagen. Ihr Mann will einfach nur seine Ruhe haben. Die Menschen, die sie unterstützt, nutzen sie lieber aus als ihre Freunde zu sein. Und ihr ergebener Diener Madelbos sieht es als seine Aufgabe an, seine Herrin vor jeglicher Kritik abzuschirmen. Und so verbrennt er negative Presseberichte, besticht Kritiker und unterstützt Madame in ihrem Selbstbetrug. Als Marguerite jedoch plant, ein Konzert vor richtigem Publikum zu geben, ist guter Rat teuer: Wie lange wird es dauern, bis sie dahinter kommt, dass sie all die Jahre an ein Talent glaubte, welches sie nicht besitzt? Von brüllend komisch über berührend bis hin zu tief tragisch: Dem Film von Xavier Giannoli gelingt es, in zwei Stunden so viele Facetten der Tragikomödie anzuschlagen, wie es selten der Fall ist. Inspiration fand der Regisseur in der wahren Geschichte der „schlechtesten Sängerin der Welt“, Florence Foster Jenkins, die in den 1930er und 1940er Jahren mit ihrer „Kunst“ in Amerika für Furore sorgte. Doch Giannoli verlegt die Handlung in das Paris der 1920er Jahre und nutzt die Gelegenheit, auch auf gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen der Zeit einzugehen. Die Jugend wendete sich ab von den Traditionalisten und der Bourgeoisie - Dadaismus und moderne Musik standen klassischen Künsten revolutionär gegenüber. Verkörpert wird diese Generation von den beiden Journalisten Lucien und Kyril und der jungen Musikerin Hazel, allesamt wunderbare Puzzlestücke in einem herrlich schimmernden Figurenpanoptikum. Doch im Zentrum schimmert immer die tragische Heldin der Geschichte, Marguerite. Catherine Frot ist sensationell in ihrem Spiel. Ihr gelingt es mit präziser Darstellung die Naivität von Marguerite zu verkörpern, ohne sie je der Lächerlichkeit preiszugeben. Denn Marguerite ist warmherzig, mitfühlend und in ihrer Einsamkeit eine tieftraurige Figur. Sie sehnt sich nach der Liebe ihres kalten abweisenden Mannes, nach Freunden, die sie niemals hatte und nach Respekt, der ihr verwehrt bleibt. Denn jeder nutzt sie aus und liebt sie nie um ihrer selbst willen. Diese Tragik sieht man eingeschrieben in Marguerites Gesicht und die formidable Kamera von Glynn Speeckaert fängt sie gekonnt ein. Faszinierend sind zudem Ausstattung und Kostüm des Films, die den Zuschauer eintauchen lassen in die schillernde Welt der goldenen Zwanziger Jahre. MADAME MARGUERITE ODER DIE KUNST DER SCHIEFEN TÖNE ist eine kluge Reflektion über moderne Kunst, die Avantgarde und die Macht der Medien. Und dazu ein unterhaltsames und tief berührendes Porträt einer beeindruckenden Frau, die sich allem Spott zum Trotz eines niemals nehmen ließ: die Leidenschaft und Liebe zur Musik.

      Jurybegründung:

      Frankreich 1920: Madame Marguerite ist eine wohlhabende und wohltätige Adlige, die ihre Wohltätigkeitsveranstaltungen dazu nutzt, vor einem erlauchten Kreis ihre eigene Gesangskunst zum Besten zu geben. Das Problem: sie kann gar nicht singen. Vielmehr hat sie die bemerkenswerte Gabe, jeden Ton schief zu singen. Ihrem Mann ist das unendlich peinlich. Lucien und Kyrill, die beiden jungen Wilden aus Paris, sehen in Madame Marguerite die Verkörperung ihrer eigenen programmatischen Absage an die Schönheit in der Kunst. Außerdem kann Madame Marguerite ihnen sozusagen als Mäzen noch von Vorteil sein. Lucien ist zusehends gerührt von dieser Frau, deren Unkonventionalität sowohl etwas Erfrischendes als auch etwas Trauriges in sich birgt. Er kümmert sich um sie, arrangiert für Marguerite eine Gesangsausbildung und initiiert ein öffentliches Konzert in Paris. Doch leider nimmt der Plan kein gutes Ende.
      Xavier Giannolis Historien- und Musikfilm ist nicht zuletzt durch die hinreißende Catherine Frot in der Titelrolle ein überaus berührender Film und darüber hinaus auch eine Kunst- und Medienreflexion. Der Film ist gespickt mit Anspielungen auf die Kunstszene im Paris zu Beginn der 1920er Jahre, eine Zeit, in der nicht nur dort (auch) infolge der Erfahrungen des Ersten Weltkrieges die Schönheit in der Kunst in Frage gestellt wurde. Madame Marguerite verkörpert das Extrem dieser Idee, denn sie singt ja nicht nur schlecht, sondern derart schief und falsch, als stehe ein anti-künstlerisches Programm dahinter. Zudem werden elementare Merkmale des Theaters, der Inszenierung, der Medien Film, Fotografie und Grammophon reflektiert, jedoch ohne zu theoretisch, zu verkopft zu geraten. Die erzählte Geschichte wird nie vernachlässigt, auf sie wird sogar genauestens geachtet. Dem entspricht auch, dass nichts, was passiert, vorhersehbar ist, der Film fortwährend mit überraschenden Wendungen aufwartet.
      Es ist eine Zeit, in der die Künste gezwungen wurden, ihre Konventionen abzulegen, aber nicht nur die. Madame Marguerite widersetzt sich ja auch den Konventionen einer guten Ehefrau, denn sie entspricht in keiner Weise den Wünschen ihres Mannes, der sie zwar liebt, sich ihrer aber auch schämt. Dass der Film am Schluss nahelegt, Madame Marguerites Problem sei ein psychisches, das im Liebesentzug durch ihren Mann begründet sei, schränkt den emanzipatorischen Gehalt des Films kaum ein. Xavier Giannoli ist ein anspruchsvoller und emotional berührender Film gelungen.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne: Tragikomödie über das Scheitern einer Frau, die keinen Ton halten kann, sich aber als große Sopranistin fühlt.

      Tragikomödie über das Scheitern einer Frau, die keinen Ton halten kann, sich aber als große Sopranistin fühlt.

      Als Xavier Giannoli vor ungefähr zehn Jahren im Radio eine Opernsängerin hörte, die eine Mozart-Arie schmetterte, ohne einen einzigen Ton zu treffen, fand er das witzig und unglaublich, stieß auf die Geschichte der Florence Foster Jenkins, der „schlechtesten Sängerin der Welt“, die in den 1940er Jahren in USA als Sopranistin die Meisterwerke großer Komponisten malträtierte, ohne dass ihr jemand die Wahrheit über ihr mangelndes Talent sagte. Sie war umgeben von Leuten, die scharf auf ihr Geld waren und von Feiglingen.

      Das filmische Resultat ist kein Biopic, sondern das Porträt einer sensiblen Frau, die Musik liebte und ihrem Mann gefallen wollte, der sie als Monster betrachtete, sie betrog und nicht ernst nahm. Diese Frau heißt im Film Marguerite Dumont und kann Wirklichkeit und Lüge nicht mehr auseinander halten, geht falschen Freunden auf den Leim und bezahlt ihre Gutgläubigkeit bitter. Giannoli verlegt den zeitlichen Rahmen auf den Beginn der „Goldenen Zwanziger“ des vergangenen Jahrhunderts und nach Frankreich, erzählt von einem Menschen, der zu spät geliebt wurde und sich als Diva umjubeln ließ. Wenn Marguerite naiv die Marseillaise in einem drittklassigen Theater grölt, Unterricht von einem abgehalfterten Sänger erhält oder vor einem richtigen, sie auslachenden Publikum wie eine Gestalt vom anderen Stern mit Engelsflügeln auftritt, die auch noch Feuer fangen, ist die Tragödie perfekt, der Lebenstraum zerplatzt. Und auch die Welt der Illusion, wenn sie wie in der Oper melodramatisch in den Armen des geliebten Mannes stirbt.

      Unter Giannolis Regie marschiert bei diesem surrealen Spiel mit Paradoxien ein fellineskes Personal auf, das weitab vom Klischee der „Roaring Twenties“ seine burlesken Bahnen zieht. Gedreht wurde mit 1950er Linsen, die dem Film eine ganz besondere Atmosphäre und ein ungewöhnliches Funkeln verleihen. Das Ohr leidet zwar, dafür erfreut sich das Auge an Catherine Frot (die Singstimme wurde synchronisiert), die den komplexen Charakter in entwaffnender Naivität verkörpert und der trotz Lächerlichkeit liebenswert bleibt. mk.
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