Kennedys Hirn: TV-Zweiteiler nach der gleichnamigen Romanvorlage von Henning Mankell.
Ein allzu subtiler Thriller: Urs Eggers Verfilmung des gleichnamigen Romans von Henning Mankell gerät im ersten Teil zu langatmig.
Aus Sicht des schwedischen Bestsellerautors ist „Kennedys Hirn“ gewissermaßen eine Mischung aus schwedischem Schnee und afrikanischem Sand. Der Prolog des Zweiteilers beginnt mit einem Mordversuch in Mosambik und endet mit einem Tod in Göteborg: Archäologin Louise Cantor findet ihren Sohn Henrik in seiner Wohnung, Todesursache: eine Überdosis Schlaftabletten. Bei der Obduktion stellt sich raus, dass er HIV-positiv war. Für die Polizei ist der Fall klar, für Louise noch lange nicht. Henrik war Journalist und offenbar in Afrika einem Skandal auf der Spur. Kurz entschlossen fliegt sie nach Kapstadt.
Was sich in wenigen Zeilen zusammenfassen lässt, nimmt fast den gesamten ersten Teil in Anspruch. Über weite Strecken ist die Wirkung des Films auf Gedeih und Verderb mit seiner Hauptdarstellerin verknüpft. So sehenswert die einzelnen Schauplätze auch sind: Auf Dauer ist es schlicht langweilig, Iris Berben dabei zuzuschauen, wie sie sich durch die karge Handlung bewegt. Leben kommt in den Film durch das Zusammenspiel mit Hans-Michael Rehberg (als Louises Vater) und Christophe Malavoy (als Ex-Mann); ansonsten passiert viel zu wenig.
Daran ändert sich im Grunde auch durch den Wechsel nach Afrika nichts. Das Drehbuch (Nils-Morten Osburg) reiht Verdachtsmomente aneinander und lässt diverse zwielichtige Gestalten auftauchen, aber als Zuschauer tappt man ebenso im Dunkeln wie Louise. Als die Archäologin endlich eine heiße Spur hat, ist es für die Geschichte fast schon zu spät, zumal auch noch allzu wortreich Mankells Anliegen untergebracht werden muss: Mankells Roman ist eine Anklage gegen den Westen, der Afrika unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe nicht minder ausbeute als zu Kolonialzeiten. Daher auch die grimmige Krimihandlung des im zweiten Teil schließlich doch noch spannenden Films: Gesunde Einheimische werden mit dem HI-Virus infiziert, weil ein schwedisches Pharma-Unternehmen im Großversuch ein Gegenmittel ausprobieren will. tpg.