Hinterlassenschaften: Als der Hopfenbauer Franz Thaller tödlich verunglückt, setzt unter den Geschwistern das Gerangel um's Erbe ein.
Die Handlung klingt nach purem Bauerntheater, doch die Umsetzung ist ein Heimatfilm der anspruchsvollen Art: Weil Hopfenbauer Thaller (Fred Stillkraut) offenbar kein Testament hinterlassen hat, streiten sich seine drei Kinder um’s Erbe. Wie nicht anders zu erwarten zeigt sich jeder von seiner schlechtesten Seite. Einzig dem jüngsten Sohn Georg (Andreas Nickl) liegt die Zukunft des Hofes am Herzen; die anderen sind bloß auf’s Geld aus.
Geschichten dieser Art gibt es tausendfach, doch Steffi Kammermeier (Buch und Regie) hat sie durch allerlei Irrungen und Wirrungen ergänzt, die mitunter geradewegs in eine Seifenoper führen: Der Bauer stirbt nicht einfach so, sondern wird ausgerechnet von Georg bei der Hopfenernte überfahren. Georg wiederum hat ein Techtelmechtel mit Franziska (Jule Ronstedt), der Tochter von Magd Magdalena (Christa Berndl), die schon seit Jahrzehnten auf dem Thallerhof arbeitet. Mit Magdalena verband den verwitweten Thaller ein ebenso inniges wie heimliches Verhältnis. Entsprechend groß ist der Doppelschock für alle Beteiligten, als sich Franziska nicht nur als Alleinerbin, sondern auch noch als Thallers uneheliche Tochter entpuppt.
Typischer Stoff für einen Heimatfilm also, doch Kammermeier, selbst auf einem Hopfenhof groß geworden, inszeniert die Geschichte mit viel Feingefühl und weitgehend unter Verzicht auf die sattsam bekannten Versatzstücke des Genres. Gerade in den Details am Rande zeigt sich die Sorgfalt, zumal bei der bäuerlichen Arbeit in der Hollertau viel Wert auf Authentizität gelegt wurde. Die Darsteller sind ausnahmslos überzeugend und kommen komplett ohne krachlederne Klischees aus, die ausgezeichnete Musik von Rudolf Gregor Knabl erinnert an Haindling; allein die Kamera von Christian Reitz ist ein bisschen viel unterwegs. tpg.