Hilfe, die Familie kommt!: TV-Familienfilm über ein Ehepaar, das sich nach Zweisamkeit in schwedischer Idylle sehnt, aber von der Verwandtschaft auch im Liebesurlaub nicht verschont wird.
Es kann der Beste seinen Lebensabend nicht genießen, wenn die Familie andere Pläne hat. Eigentlich wollten Susanne und Leo Bredemeyer (Gaby Dohm, Günther Maria Halmer) alles hinter sich lassen, als sie ihr schwedisches Ferienhaus gekauft und sich dorthin zurückgezogen haben: sie ihren Kleinverlag, den nun Freundin und Partnerin Doris (Andrea L’Arronge) leitet, er seinen Installationsbetrieb. Aber der Reihe nach trudeln sämtliche Kinder samt Anhang und schließlich auch Leos Mutter (Bruni Löbel) ein.
Während die ARD freitags sonst bevorzugt Rührstücke zeigt, fällt „Hilfe, die Familie kommt!“ aus dem Rahmen. Die Schauspieler haben spürbar Spaß an den ungewöhnlich bissigen Dialogen (Buch: Martin Douven); gerade die zuletzt doch arg unterforderte Gaby Dohm spielt auf, als hätte sie die Süffisanz erfunden. Halmer ist ihr ein ebenbürtiger Partner, der ihr keinen finsteren Blick schuldig bleibt (Regie: Dietmar Klein). Schweden-Fans werden vielleicht bedauern, dass die Landschaft im Gegensatz zu den „Inga Lindström“-Filmen des ZDF zu kurz kommt (tatsächlich hätte man auch am Starnberger See drehen können), aber dafür ist die Geschichte ungleich komplexer.
Letztlich geht es darum, dass Kinder lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen; und Eltern, endlich loszulassen. Das gilt vor allem für Vater Leo, der seinem Sohn Clemens (Wanja Mues) zwar die Firma übergeben hat, sich aber immer wieder einmischt und gar nicht wahrnimmt, dass Clemens Manns genug, den Laden alleine zu schmeißen. Das genaue Gegenteil ist die von Deborah Kaufmann gespielte Tochter Lissy, die beim kleinsten Problemchen zum Papi rennt. Dabei ist eigentlich Sohn Nils (Max von Pufendorf) das Sorgenkind, denn er hat immer noch keine Ahnung, was er aus seinem Leben machen soll. Er weiß bloß, dass er es an der Seite der angehenden Meeresbiologin Liane (Anja Knauer) verbringen will, doch die wird demnächst im amerikanischen Harvard studieren.
Natürlich wendet sich am Ende ausnahmslos alles zum Guten, Susanne macht sogar aus der Einfallslosigkeit ihres erfolgreichsten Autors eine Tugend, und selbst Freundin Doris findet im kernigen Nachbarn Einar (Nick Wilder) was fürs Herz. Trotzdem: ein richtig guter Freitagsfilm mit witzigen Dialogen, überraschenden Wendungen und ausgezeichneten Darstellern. tpg.