Fallen: Drama über fünf Freundinnen, die sich nach 14 Jahren erstmals wieder treffen und zwei Tage miteinander verbringen.
Fünf Ex-Freundinnen betreiben in Barbara Alberts stimmigem Drama um geplatzte Träume gnadenlosen Seelen-Striptease - und lassen betrunken ihre Hüllen fallen.
Man kennt sie, diese Klassen- und Jubiläumstreffen. Eher widerwillig, der Neugier nachgebend geht man hin, heuchelt Freude, alte Freunde wiederzusehen, hat sich im Grunde jedoch nichts zu sagen und erkennt im schlimmsten Fall den Gegenüber erst gar nicht. „Weißt eh‘ noch…“ Nichts weiß man, also schnell das Weite gesucht, notfalls auf der Toilette… Zu so einer Art Veranstaltung treffen sich fünf Frauen Anfang 30 wieder. In der österreichischen Provinz, auf dem Begräbnis ihres ehemaligen Physiklehrers, 14 Jahre nachdem sie die Matura gemacht haben: Carmen (Kathrin Resetarits), die vermeintlich erfolgreiche Schauspielerin, Alex (Ursula Strauss), Betreuerin am Arbeitsamt, Brigitte (Birgit Minichmayr), Lehrerin für Deutsch und Geschichte, die arbeitslose, hochschwangere Nina (Nina Proll) und die zappelige, aggressive Nicole (Gabriela Hegedüs), die ihre 12-jährige Tochter Daphne (Ina Strnad) mitgebracht hat. Die Zeremonie ist vorbei, man steht herum, plaudert, beschließt noch Zeit miteinander zu verbringen, Erinnerungen aufzufrischen - und reißt dabei alte Wunden auf.
Eines Tages muss sich jeder der Vergangenheit stellen, überprüfen was von den Idealen und Träumen der Jugend übrig geblieben ist. Sind die Bande von damals noch etwas wert, sind sie intakt, hat man die Ziele erreicht, die man anstrebte? „Wir sind frei!“ haben die Mädchen einst freudig an die Mauer geschrieben - stimmt das, fragt Barbara Albert in „Fallen“. Bei Marcus H. Rosenmüllers „Beste Gegend“ brechen zwei Freundinnen mit ihrer Jugend, suchen das Weite, das Neue - diesen Schritt hat Alberts Fünferbande längst vollzogen. Hier geht es ums Aufwachen aus der Illusion, ums endgültige Fußfassen in der Realität. Zwei Tage und eine Nacht verbringen die Frauen in der Folge miteinander. Sie setzen sich in ihre Autos und lassen sich treiben. Landen auf der Hochzeitsfeier von Ninas Jugendliebe Norbert (oberfies: Georg Friedrich aus „Hundstage“), betrinken, belauern und beschimpfen sich. Die Gegenwart ist geprägt vom Gestern, die Erinnerungen ans Damals erweisen sich als schmerzlich und die utopienlose, kalte Zukunft scheint mehr als ungewiss.
Albert („Nordrand“), die ihre Arbeiten immer stark in der Realität verankert, glänzt erneut als vorzügliche Menschenkennerin. Fünf Prototypen hat sie, Jahrgang 1970, als Autorin zu Papier gebracht und dieses Quintett steht nun auf der Leinwand stellvertretend für ihre Generation. Vortrefflich zum Leben erweckt werden die schwarzgekleideten Damen, die manchmal gar wie Pantomimen wirken, von (Theater-)Schauspielerinnen, die den österreichischen Film in den letzten Jahren maßgeblich mitgeprägt haben. Wobei Shooting Star und Marcello-Mastroianni-Preisträgerin Nina Proll („Komm, süßer Tod“) längst auch in Deutschland Fuß gefasst hat und Gabriela Hegedüs als Nicole auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin 2007 ausgezeichnet wurde. Sie alle sind irgendwie gegen ihren Typ besetzt, was dem Werk trotz relativ geerdeter Dialoge und vielen Songs zum Mitswingen eine ganz eigene, manchmal sperrige, höchst interessante Emotionalität gibt. geh.