Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!: Aufgepepptes Remake von Bernhard Sinkels herrlicher Komödie "Lina Braake", die Leander Haußmann als Mix aus schlüpfrigem Senioren-Spaß und klassischer Rififi-Nummer präsentiert.
Aufgepepptes Remake von Bernhard Sinkels herrlicher Komödie „Lina Braake“, die Leander Haußmann als Mix aus schlüpfrigem Senioren-Spaß und klassischer Rififi-Nummer präsentiert.
Filme über Senioren sind beileibe kein Phänomen des 21. Jahrhunderts - obwohl der Erfolg von Lars Büchels „Jetzt oder nie - Zeit ist Geld“ (2000) oder zuletzt Andreas Dresens „Wolke 9“ (2008) durchaus diesen Eindruck erwecken könnte. Bereits 1974 war es Bernhard Sinkel, der mit „Lina Braake“ eine großartige Komödie schuf, die eine 80-jährige Rentnerin zur Protagonistin hat. Diese wird um ihr Haus betrogen, rächt sich aber mit Hilfe eines Ex-Bankers, den sie im Altersheim kennen lernt, trickreich an denjenigen, die sie zuvor reingelegt haben. Dieses Werk, ausgezeichnet mit einem Filmband in Silber und einem in Gold für Hauptdarstellerin Lina Carstens, wurde nun von Leander Haußmann, seit „Sonnenallee“ Spezialist für Komödien mit Hintersinn, neu verfilmt. Dabei kommt ihm zupass, dass das Thema nicht aktueller sein könnte, wie der vollständige Titel der Vorlage „Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat“ verrät, und er zudem seinem Vater, dem versierten Berliner Bühnenschauspieler Ezard Haußmann, eine Traumrolle auf den in Ehren gealterten Leib schneidern konnte. Dieser spielt Johann Schneider, einen mit allen Wassern gewaschenen, wenn auch hochbetagten Filou, der sich Hals über Kopf in Lena (Eva-Maria Hagen), die Neue im Seniorenheim, verliebt. So ist es auch nicht ganz uneigennützig, als er der scheuen Zimmernachbarin seine Hilfe anbietet, nachdem er erfährt, dass der fiese Bankmensch Hardmann (Daniel Brühl als arroganter Karriererist) Lena um ihre Bleibe und damit um ihr Vermögen gebracht hat. Gemeinsam mit einigen Altersgenossen, die jeweils über ein ganz bestimmtes Talent (vom Fernmeldetechniker bis zum Schlüsseldienst) verfügen, gelingt es Schneider tatsächlich, Hardmann und Konsorten mit einem ausgeklügelten Plan zu düpieren und das verlorene Geld dutzendfach zurückzugewinnen.
Haußmann, der auch in einer kleinen Rolle als Schneiders Sohn, der seinen Vater ständig entmündigen will, zu sehen ist, lässt keinen Seniorenwitz aus, um Tempo in seine Story um ein durchgeknalltes Altersheim zu bekommen. Ob makabrer Humor à la „Sie bekommen das Zimmer von Frau Meier, sobald es frei ist“ oder deftige Fäkalsprache, ob Witze über Alzheimer bis Parkinson oder der Klassiker mit dem vertauschten Gebiss - jeder Lacher wird ausgereizt. Zum Grande Finale gibt es dann eine rasante Rififi-Nummer. Ein Coup ist Haußmann mit der Besetzung gelungen. So gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit dem Traumpaar der 1950er Jahre, Nadja Tiller und Walter Giller, oder dem legendären Ralf Wolter alias Sam „Wenn ich mich nicht irre“ Hawkins aus den Karl-May-Abenteuern. Dazu gesellen sich ein gegen den Strich besetzter, angenehm zurückhaltend agierender Tom Gerhardt als überforderter Heimleiter und eine großartig auftrumpfende Eva-Maria Hagen, die an Schönheit, Eleganz und Grazie ihresgleichen sucht. Sie alle können die allgemeine Wirtschaftskrise zwar nicht lösen, aber zumindest für eindreiviertel Stunden vergessen machen. lasso.