Die Schatten, die dich holen: TV-Thriller um eine Frau, die sich gegen ihren Erpresser wehrt.
Den Genreregeln verpflichteter, von Robert Dornhelm versiert umgesetzter Thriller um eine Frau, die sich gegen ihren Erpresser wehrt.
Ganz oben ist sie angekommen, die gutaussehende Vera Schlink (Aglaia Szyszkowitz), davon zeugt das schick eingerichtete „Schöner wohnen“-Penthouse, von dessen Panoramafenstern sie die Wiener Innenstadt überblickt. Zur Fondsmanagerin des Jahres ist die Besitzerin einer Investment- Firma gerade gewählt worden, der Ehemann (Bernhard Schir) liebt sie und die gemeinsame Tochter (Emily Matschni) ist gut geraten. So viel Idylle, das kann nicht gut gehen, und schon nach wenigen Filmminuten zeigt die Vorzeigefassade Risse.
Robert Dornhelm, Österreicher rumänischer Herkunft, sonst eher Spezialist für historische Stoffe („Anna Frank“) und gepflegte Literaturadaptionen („Krieg und Frieden“), hat sich an einem Thriller versucht, dessen solides Drehbuch vom im Genre einschlägig erfahrenen Uli Bree („Bauernopfer“) stammt und bei dem SWR, ORF und die Dor-Film-Produzenten Danny Krausz und Kurt Stocker („Der Winzerkönig“) ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen.
Von der Vergangenheit, die die Gegenwart beeinflusst, handelt „Die Schatten, die dich holen“, von einem fiesen Zeitgenossen namens Kurt Matzinger (Andre M. Hennicke), der unerwartet wieder in Vera Schlinks Leben tritt und sie mit ihrer Prostituiertenvergangenheit konfrontiert und erpresst. Eine klassische Genrearbeit, Entführung, Gewalt und Action inklusive. Einer vermeintlich hilfsbereiten Nachbarin, als herzige Blondinen-Kindsfrau von Mavie Hörbiger angelegt, kommt eine Schlüsselrolle zu, Hennicke zieht als Bösewicht kräftig vom Leder, Szyszkowitz hat für ihren Part im Wiener Rotlichtmilieu Rollenstudien betrieben.
Die Volten des Plots sind für Krimifreunde wenig überraschend, dass der Spannungsbogen dennoch hält, ist Dornhelm geschuldet, der sich in Sachen Tempo, Timing und Erzählrhythmus (erneut) als versierter Handwerker erweist. Klar, perfekt kadriert und mit einem präzisen Blick fürs Detail, nur in der Halbwelt vielleicht etwas (zu) spekulativ, sind die Bilder des Ausnahmekameramannes Martin Gschlacht („Atmen“), die dem Film seine Authentizität verleihen. Gut genutzt ist der Schauplatz Wien, das Finale am Donauhafen in der Nähe des Strandbads Kitzendorf besitzt absolut Kinoniveau. geh.