Der Hodscha und die Piepenkötter: Culture-Clash-Komödie nach dem gleichnamigen Roman von Birand Bingül.
Buket Alakus‘ kluge Komödie über den Streit um einen kleinstädtischen Moscheebau hat einen unangenehmen Bezug zur aktuellen Realität dieses Landes.
Man kann diesen Film als Komödie betrachten, und das wäre auch nicht falsch; stellenweise ist „Der Hodscha und die Piepenkötter“ in der Tat sehr witzig. Tatsächlich aber bleibt einem das Lachen des Öfteren im Halse stecken, denn die Geschichte, die Gernot Gricksch und Buket Alakus erzählen, ist brandaktuell; und diese Bezüge zur Aktualität sind überhaupt nicht komisch. Vordergründig geht es um eine Bürgermeisterwahl in einer rheinischen Kleinstadt. Ein ehrgeiziger Parteifreund der Amtsinhaberin sieht seine Chance gekommen, als in der Bevölkerung Unmut über den Neubau einer Moschee entsteht. Eigentlich hat Ursel Piepenkötter (Anna Stieblich) keinerlei Vorbehalte gegen das Projekt, aber dann macht ihr Konkurrent Schadt (Fabian Busch) die Sache zum Wahlkampfthema. Der Stoff hätte auch zum Polit-Drama getaugt, und exakt darin liegt seine Qualität: Was Gricksch so amüsant verpackt, ist ein heißes Eisen, denn Schadt lässt nichts unversucht, um die muslimischen Mitbürger in Misskredit zu bringen. Die Sprüche, die der Autor dem Rechtspopulisten in den Mund legt, klingen vertraut und erinnern unangenehm an die Pegida-Parolen. Dass der Film dennoch eine Komödie mit zudem romantischen Untertönen geworden ist, liegt vor allem am Titelpaar. Kontrahent von Piepenkötter ist zwar der Parteikollege, aber ihr Gegenspieler ist der sympathische neue Religionsgelehrte (Hilmi Sözer) der muslimischen Gemeinde. Auch der Hodscha hat jedoch einen düsteren Schatten (Hasan Ali Mete), und dieser Mann ist der Prototyp des Fundamentalisten. Für das deutsche Fernsehen, in dem Witze über den Islam und erst recht seine Repräsentanten weitgehend tabu sind, ist allein dieser Figurenentwurf ziemlich mutig. Gleiches gilt für die klare Haltung des Films. AfD-Wähler wird die Komödie nicht bekehren; aber der Versuch ist aller Ehren wert. tpg.