Crime + Punishment: Goth-Teenage-Drama über Leben, Schuld und Schicksal, in dem ein Teenager sich zum Mord am eigenen Vater gezwungen sieht.
Dostojewskis „Schuld und Sühne“ dient hier lose als Vorlage für ein High-School-Drama, das sich im Vorstadtmilieu abspielt - im Grunde also ein erfolgversprechender Genremix, den Larry Gross, Koautor einiger Walter-Hill-Filme, verfasst hat. In dieser Version der Geschichte ist es eine beliebte Schülerin namens Rosanna Skolnik, die vorher nie etwas angestellt hat, sich dann aber zur Verbrecherin wandelt.
Anfangs scheint ihre Position unangreifbar, sie ist mit Jimmy, dem Schwarm aller Mädchen liiert, und die Eheprobleme ihrer Eltern lassen sich ignorieren. Aber die Dinge eskalieren, als die Mutter dem Vater zu verstehen gibt, dass sie ihn nicht liebt und sich stattdessen mit Barkeeper Chris einlässt. Der Vater, ohnehin dem Alkohol zugetan, verfolgt die beiden eines Nachts im Rausch, wird aber von Chris verprügelt. Tags darauf verlässt ihn die Mutter zusammen mit Chris. Das Familiendrama lässt sich nicht mehr verheimlichen, ein gefundenes Fressen für die Vorstadtbewohner, und Rosannas Ruf ist ruiniert. Als sich der Vater schließlich auch noch an seiner Tochter vergreift, schlägt Rosanna zurück. Sie überredet Jimmy dazu, ihr beim Mord am Vater zu helfen, als Liebesbeweis. Nach begangener Tat wird die Mutter wegen Mordes angeklagt.
Regisseur Rob Schmidt inszenierte in seinem zweiten Film (nach dem hierzulande nicht gelaufenen „Saturn“) die klassische Geschichte um Schuld, welche eine an sich unbescholtene Hauptfigur auf sich lädt, und Sühne, der sie sich nicht entziehen kann, als düsteres, schwermütiges Drama. Erzählt wird es aus der Sicht eines Außenseiters, der am Ende Rosannas einziger Verbündeter ist: Vincent, ein
scheinbar psychopathischer Fotovoyeur. Was er Rosanna zu bieten hat, sind seine Freundschaft sowie einige biblische Weisheiten, aber bis zum Schluss will sie von beidem nichts wissen. Dass sich die Handlung in einer jener viel geschmähten amerikanischen Vorstädte abspielt, wirkt eher wie ein zusätzliches, beklemmendes Attribut als ein die Ereignisse auslösendes Moment wie etwa in „American Beauty“. Stattdessen werden der Konsum von Alkohol und gewalttätiger Kino- und Fernsehprogramme in direkten Zusammenhang mit der Bluttat gebracht. Darüber hinaus ist der Schritt zum Mord in psychologischer oder dramaturgischer Hinsicht nur schwer nachvollziehbar; selbst die Vergewaltigung wirkt wie ein aufgesetzter Handlungs-Katalysator. Es gibt einige sehr intensive Momente im Film, an denen fast ausschließlich die „Erwachsenen“ beteiligt sind, vor allem Michael Ironside und Ellen Barkin, die als Rosannas Eltern glänzen. Die jugendlichen Hauptfiguren dagegen sind als Handlungsträger weniger geeignet, weil ihnen der Film kaum Sympathie entgegen bringt. Auch angesichts seines moralischen Anspruchs funktioniert der Film wohl nur in begrenztem Maße für ein Teenagerpublikum; immer noch eher allerdings als für eines, das eine intelligente Vorstadtsatire erwartet.