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Bethlehem

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Bethlehem: Packendes Politdrama um einen jungen palästinensischen Spitzel und seinen israelischen Führungsoffizier.

Poster

Bethlehem

Handlung und Hintergrund

Razi vom israelischen Geheimdienst baut einen palästinensischen Jungen als Informanten auf: Der erst 17-jährige Sanfur ist bereits seit zwei Jahren als Spitzel für den Offizier der Gegenseite im Westjordanland tätig. Denn der in Bethlehem lebende Jugendliche ist der jüngere Bruder eines gesuchten Untergrundkämpfers, der nun einer geheimen Kommandoaktion der Armee zum Opfer fallen soll. Als Razis Vorgesetzte merken, wie er seinen Zuträger schützen will, soll auch Sanfur sterben. Das kann Razi zwar abwenden, nicht aber Sanfurs Zorn über die Ermordung seines Bruders.

Darsteller und Crew

  • Tsar Halevi
    Tsar Halevi
  • Yuval Adler
    Yuval Adler
  • Sahdi Marei
    Sahdi Marei
  • Tsahi Halevy
  • Haitham Omari
  • Tarik Kopty
  • Michal Shtamler
  • Hisham Suliman
  • George Iskander
  • Yossi Eini
  • Efrat Shnap
  • Karem Shakur
  • Ibrahim Saqallah
  • Dudu Niv
  • Ali Waked
  • Steve Hudson
  • Sonja Ewers
  • Talia Kleinhendler
  • Diana Elbaum
  • Osnat Handelsman-Keren
  • Sébastien Delloye
  • Ephraim Gildor
  • Yaron Scharf
  • Ron Omer
  • Yishai Adar
  • Na'ama Zaltzman
  • Liron Zohar

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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1 Bewertung
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Kritikerrezensionen

    1. In jüngster Zeit beschäftigen sich internationale Filme immer wieder mit dem israelisch- palästinensischen Konflikt, wobei die Schwierigkeit thematisiert wird, jahrzehntelang eingeschliffene Feindbilder zu überwinden. Bei der Jasmina Khadra-Verfilmung "The Attack" über einen beduinischen Arzt in Tel Aviv zwischen allen Fronten zogen die arabischen Geldgeber aufgrund der israelischen Besetzung und Drehorte später ihren Namen zurück. Auch Yuval Adlers fesselndes Thriller-Drama "Bethlehem" dürfte es nur schwerlich in die (kaum vorhandenen) arabischen Kinos schaffen, zumal die palästinensischen Charaktere wenig heldenhaft gezeichnet wurden.

      Dabei konnte der jüdische Regisseur Adler auf seine Tätigkeiten im militärischen Nachrichtendienst zurückblicken, indem er zahlreiche Details einfließen ließ, die auf wahren Begebenheiten beruhen. So basiert die Ausgangssituation auf der Praxis, persönliche Beziehungen zu Informanten aufzubauen, weshalb es für Protagonist Razi zunehmend schwieriger wird, die Grenze zwischen privater und beruflicher Haltung zu ziehen. Auch der arabische Drehbuchautor Ali Waked, der einen Gastauftritt als Reporter absolviert, verarbeitete seine Erlebnisse als Journalist im Westjordanland. Somit gelang es den Filmemachern, moralische Dilemmata auf beiden Seiten des unlösbaren Konflikts zu beleuchten.

      Die Rollen besetzte Adler mit Laien, die aus ähnlichen Verhältnissen und Berufen stammen, was durchaus zur Authentizität beiträgt. Anfangs führt die Verbindung authentischer Figuren und Begebenheiten allerdings dazu, dass man sich erst einmal innerhalb des Personenarsenals und der wechselnden Schauplätze orientieren muss. Fast parallel entwickelten Adler und Waked den Handlungsstrang um den Terroristen Badawi, im realen Leben ein Beduine, der erfolgreich angestrebte Friedensbewegungen stets torpediert, da er lediglich durch Anschläge zu Geld kommt. Nur gelegentlich kreuzen sich seine Wege mit Protagonist Sanfur, dem innerlich zerrissenen Jugendlichen mit den blutunterlaufenen Augen.

      Dank ambivalenter Charaktere und realistischer Settings gelingt es einen sezierenden Blick auf die Absurdität des Nahostkonflikts aus Bürokratie, Hierarchiengeschacher und wechselnden Allianzen zu werfen. Besonders die in Parallelmontagen erzählte Operation zur Ergreifung des gesuchten Untergrundkämpfers wurde äußerst packend inszeniert. Im Gegensatz zu dem in ähnlichen Schauplätzen spielenden "The Attack" kann "Bethlehem" nicht mit aufwändigen Scopebildern, sondern nur mit einer eher konventionellen Fotografie aufwarten. Doch es glückt prägnant, die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen mit den zerklüfteten menschlichen Beziehungen zu kontrastieren.

      Man mag sich gegen Ende allerdings wundern, warum der erfahrene Geheimdienstoffizier Razi im Bezug auf seinen Schützling Sanfur zunehmend naiv agiert. Ihre gegenseitige Manipulation macht das Drama allerdings schon von Beginn an deutlich, indem dem Zuschauer ein Wissensvorsprung vor den Charakteren gewährt wird. Nachdem Arte als Co-Produzent absprang, kam die Finanzierung letztlich durch die Beteiligung des Kölner Verleihs Real Fiction zustande, der den israelischen Oscar-Vorschlag für 2014 auch in unsere Kinos bringt.

      Fazit: Das komplexe Politdrama "Bethlehem" liefert eine dicht inszenierte, manchmal überfrachtete Studie über die dünne Linie zwischen Freund- und Feindschaft.
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    2. Bethlehem: Packendes Politdrama um einen jungen palästinensischen Spitzel und seinen israelischen Führungsoffizier.

      Realitätsnaher Politthriller, der den tragischen Nahostkonflikt aus der Binnenperspektive schildert.

      Israels Einreichung für den Auslandsoscar 2014 porträtiert die Ausweglosigkeit der aktuellen Konfliktsituation durch die beiden konträren Blickwinkel eines israelischen Geheimdienstoffizier und seines erst 17-jährigen palästinensischen Informanten. Ausgerechnet das biblische Bethlehem, ein Quasi-Kriegsgebiet im palästinensisch verwalteten Westjordanland, ist der Austragungsort eines präzis recherchierten, auf oberflächliche Action verzichtenden Thrillers über Geheimdienstarbeit im Feld. Der israelische Regiedebütant Yuval Adler und der arabische Journalist Ali Waked verfassten gemeinsam ein fast dokumentarisch anmutendes Drehbuch, das die Praktiken des Inlandsgeheimdienstes Schabak ebenso aufdeckt, wie die Methoden der Hamas und ihres militanten Flügels, der al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden.

      Es ist ein komplexes Geflecht zwischen verdeckten Operationen und militärischen Einsätzen, das Adler unparteiisch und wertungsfrei aufschlüsselt und dabei das menschliche Drama schildert, die Tragödie eines Jungen und seines väterlichen Kontaktmanns. Er durchmisst moralische Grauzonen und Gewissenskonflikte, die den zwischen zwei Loyalitäten stehenden Sanfur (wie die anderen ein überzeugender Laiendarsteller: Shadi Mar’i) aufreiben. Seit zwei Jahren führt er ein Doppelleben für Razi, in einem labilen Gefüge gegeneinander intrigierender Gruppen, von denen jede ihr eigenes Süppchen kocht: Ein Spiel mit dem Tod inmitten aggressiver Männer, die Politik mit der Kalaschnikow betreiben und Kollaborateure totfoltern.

      Sanfurs Eiertanz gestaltet Adler beklemmend authentisch, inszeniert die andauernde Furcht vor Enttarnung als Agententhriller in heutigen Realitäten. Als Razi seinen Schützling vor einem nach Art von Kathryn Bigelow inszenierten Todesschwadron-Einsatz gegen dessen älteren Bruder, einen gesuchten Untergrundkämpfer, bewahrt, anstatt ihn auf Geheiß seiner Vorgesetzten zu opfern, schützt er Sanfur nicht, sondern dreht unbeabsichtigt die Gewaltschraube eine tragische Windung weiter. Ein Leben in Unterdrückung und Hass kennt keine Gnade, das müssen Razi und Sanfur, die sich gegenseitig benutzen und belügen, am eigenen Leib erfahren. Solche Mechanismen der Unausweichlichkeit analysiert Adler unsentimental und deckt schonungslos auf, dass Wahrheit und Unschuld in einem schmutzigen Kampfalltag keine lange Lebenserwartung genießen. tk.
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