28 Weeks Later: In der Fortsetzung zu Danny Boyles Horrorfilm "28 Days Later" bricht der besiegt geglaubte Wut-Virus erneut aus - schlimmer und verheerender als zuvor.
Packendes Sequel des postapokalyptischen Zombiehorrors, wobei die Regie von Danny Boyle an den kompetenten Spanier Juan Carlos Fresnadillo („
Intacto„) weitergereicht wurde.
Der erzbritische Einfluss von Boyle ist dennoch nicht gänzlich verloren gegangen, zumal er mit Originalskripter Alex Garland als ausführender Produzent auftritt. Darüber hinaus ist John Murphy erneut für den hervorragend hypnotisch stimmigen Score zuständig, wobei die unvergessliche Instrumentalmelodie „In the House - In a Heartbeat“ auch diesmal mehrfach den melancholisch-morbiden Klangschleier bildet. Nicht mit von der Partie sind in der Fortsetzung hingegen die Figuren aus dem erfolgreichen Erstling. Da im Prolog jedoch „Ganz oder gar nicht“ Robert Carlyle - bestens bekannt aus Boyles „
Trainspotting“ - aufkreuzt, hat man sogleich das Gefühl, einen alten Bekannten wiederzusehen.
Er spielt den Überlebenden Don Harris, der sich während der Epidemie mit seiner Frau und weiteren Leuten in einem Landhaus verbarrikadiert hat. Schnell und schonungslos bricht die vorübergehende trügerische Sicherheit zusammen, als eine Horde von Rage-Virus-Infizierten im kannibalistischen Blutrausch loswütet. Mit Stakkatoschnitt und farbentsättigten, verwackelten Bildern kreiert Regisseur Fresnadillo, der zudem das Drehbuch mitverfasste, einen nervenaufreibenden Auftakt. Harris wird dabei als Feigling etabliert, der seine Frau zurücklässt, um die eigene Haut vor bissigen Zombies zu retten. 28 Wochen später (Titeleinblendungen schildern zuvor chronologische Meilensteine, wie das Verhungern der letzten Infizierten, Einmarsch der US-NATO-Truppen, Beginn der Rekonstruktion) wird im Sicherheitsdistrikt 1 in London mit der Wiederbevölkerung begonnen. Die beiden Kinder von Harris, Teenager Tammy (Imogen Poots aus „
V wie Vendetta„) und der zwölfjährige Andy (Mackintosh Muggleton in seinem beachtlichen Debüt), die sich im Ausland befanden, kehren nun ebenfalls zurück. Die unter strikter Militärkontrolle stehende Stadt, deren Umfeld außerhalb der eingezäunten Sicherheitszone einer verödeten Geisterstadt voller Müll und Toten gleicht, ruft gekonnt eine ähnliche düstere Zukunftsvision wie zuletzt „
Children of Men“ hervor. Eine weitere Parallele ergibt sich unweigerlich zum Irak-Krieg, insbesondere als das US-Militär nach einem erneuten Krankheitsausbruch sowohl auf die Zombies als auch auf Zivilisten schießt, chemische Waffen einsetzt und schließlich ganze Straßenzüge komplett zerbombt. Währenddessen versuchen die beiden Kinder in den Protagonistenrollen mithilfe eines Marines und einer Militärärztin, das panikreiche Pandämonium zu überleben.
Als mindestens ebenso erschütternd wie die mit reichlich Splatter angereicherten Zombieschockeffekte erweisen sich die moralischen (Fehl)Entscheidungen, die getroffen werden. Die in Konsequenz entstehende Gewalt wirkt durch den realistischen Kontext umso verstörender. Dunkler Humor flackert in diesem elektrisierenden Deprodrama nur vereinzelt auf, stattdessen wird gezielt (und mit einigem visuellen Stilgefühl) an primäre Angstgefühle appelliert. Für Genrefans ein absolutes Muss. ara.