102 Dalmatiner: Sequel der erfolgreichen Live-Action-Version des Disneyklassikers, in dem Cruella erneut süßen Dalmatinerwelpen das Fell über die Ohren ziehen will.
1996 konnte Disney am Thanksgiving-Wochenende mit der Liveaction-Adaption des Zeichentrickklassikers „101 Dalmatiner“ festliche Zahlen schreiben. Beim Sequel, in erster Linie eine unverhohlene Neuaufbereitung des Remakes, fiel das Festtagsboxoffice mit 26.8 Mio. Dollar zwar solide, aber doch deutlich weniger üppig aus. Die niedlichen Dalmatiner-Welpen mussten sich von Jim Carreys „Grinch“-Monster, das weiterhin giftgrüne Rekordzahlen schrieb, das Fell über die Ohren ziehen lassen. Das selbe Schicksal droht ihnen im Film auch von Pelzmantel-Junkie Cruella De Vil in Gestalt einer ultraexaltierten Glenn Close, die diesmal ein extra Hundebaby für die Kapuze ihrer Traumcouture benötigt.
Die Regie wurde Kevin Lima übertragen, der nach dem Erfolg mit dem Animationsabenteuer „Tarzan“ nun sein Liveaction-Filmdebüt abgibt. Er bleibt einem cartoonhaften Stil verhaftet, was sich in dem Over-the-Top-Chargieren der Bösewichte widerspiegelt. Obwohl John Hughes, der das Drehbuch des Originals verfasste, nicht am kreativen Prozess beteiligt war, bleibt seine patentierte Marke das „Allein zu Haus“-Slapstick-Sadismus ein probates Stilmittel. Da werden Hände mehrfach von Reifen überrollt und Köpfe in Toiletten getaucht, und natürlich hat man sich für Cruella De Vil wieder ein besonders hämisches Ende ausgedacht. Gleichzeitig konzipierte man, als Gegengewicht sozusagen, wieder eine saccharinsüße Lovestory als Nebenhandlung, um die heile Welt nicht völlig aus den Fugen zu heben. So bleibt für die kleinsten Zuschauer eine typische Märchenperspektive erhalten und Erwachsene können sich an kleinen Insiderjokes erfreuen.
Der Anfang zeigt Cruella De Vil eingesperrt in einem Forschungsinstitut für Tiere, wo sie von ihrer Sucht nach (Hunde-)Pelzen geheilt wird. Ihre Bewährungshelferin ist die attraktive Chloe (Alice Evans), stolze Besitzerin einer Dalmatinerfamilie mit superputzigen Jungen. Als deren Star kristallisiert sich ‚Oddball‘ heraus, die schneeweiß ohne die charakteristischen Punkte geboren wurde. Chloe verliebt sich in den gutherzigen Kevin (Ioan Gruffudd), dessen Tierheim von Cruella unter falschen Vorzeichen aufgekauft wird. Denn natürlich fällt sie alsbald wieder in ihre alten Gewohnheiten zurück und will unbedingt einen Dalmatinermantel besitzen. Als Handlanger fungieren ihr stotternder Angestellter Alonso (Tim McInnery) und der affektierte französische Pelzdesigner Jean Pierre Le Pelt (Gerard Depardieu sinkt tief mit seiner platten Jean-Paul-Gaultier-Imitation). Die Handlung wird via einer Reise im Orient Express von London nach Paris verlegt, wo es in Le Pelts heruntergekommenem Studio zum dramatischen Showdown kommt.
Gruffudd und Evans bilden einen adäquaten Ersatz für ihre Vorgänger Joely Richardson und Jeff Daniels, da sie ebenso sympathisch-unscheinbar wirken und als Otto-Normalverbraucher-Paar natürlich sofort die Sympathien auf ihrer Seite haben. Ihr erstes Date zeigt sie in einem Restaurant, wo im charmantesten Moment des Films im Gegenschnitt die gleiche Szene im „
Susi und Strolch„-Video abläuft (auch von diesem Klassiker will Disney ja noch ein paar Kopien verkaufen). Neben den gepunkteten Vierbeinern stiehlt ein sprechender Papagei (im Original: Ex-Monty-Python Eric Idle), der sich einbildet ein Rottweiler zu sein, die Show. Hervorragend sind erneut die extravaganten Kostüme und das stilvolle Produktionsdesign ausgefallen. ara.